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Gedrillt

Gedrillt

Titel: Gedrillt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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ich. »Nimm mal an, Dicky wartete auf einen Agenten von drüben. Nimm an, die Sicherheit dieses Agenten hinge davon ab, daß jeder den Schnabel hält.«
»Ja.« Sie überlegte und sagte: »Nimm mal an, es wäre eine Frau. Nimm an, es wäre deine Frau.«
»Unmöglich.«
»Warum unmöglich?«
»Weil Fiona eine von den Leuten drüben ist. Verdammt, ich wünschte, diese einfache Tatsache würde endlich mal in deinen dicken, blonden, ungarischen Schädel gehen!« Ich sah die plötzliche Angst in ihrem Gesicht, und erst dann wurde mir bewußt, daß ich schrie und mit der Faust auf den Tisch schlug. Sie sagte nichts. Ich hätte mir, kaum daß die Worte raus waren, die Zunge abbeißen mögen. Aber einmal gemacht, war die dumme, unnötige Beleidigung nicht zurückzunehmen. »Es tut mir leid, Gloria. Bitte verzeih mir. Ich habe es nicht so gemeint.«
Sie weinte jetzt. Die Tränen strömten ihre geröteten Wangen hinab, als wollten sie niemals aufhören. Doch gelang ihr die Andeutung eines Lächelns, und sie sagte: »Du hast es gemeint, Bernard. Und ich schaffe es einfach nicht, dich dazu zu bringen, mich anders zu sehen.«
»Setzen wir uns doch rüber ins andere Zimmer«, sagte ich. Ich schenkte den Rest des Weins ein.
»Nein. Es ist schon fast Zeit für mich, die Kinder abzuholen, und ehe ich gehe, muß ich noch Wäsche in den Trockner packen.«
»Laß mich die Kinder abholen«, sagte ich. »Du weißt nicht, wo es ist, Bernard. Alles schlecht beleuchtete Einbahnstraßen. Du würdest dich verfahren.« Sie hatte recht. Wie gewöhnlich.

17
    Es war leicht zu merken, wenn Dicky eine neue Liebesaffäre hatte. Vermutlich ist es von außen immer leicht zu merken, wenn ein verheirateter Mann eine neue Liebesaffäre hat. Dieser Tigerblick in seinen Augen, diese gespannten Sehnen und das aufgepeitschte Blut, die Shakespeare mehr mit Mars als mit Venus in Verbindung brachte. Seine sehr ins einzelne gehende Bewertung teurer Restaurants war noch strenger geworden. Die plats du jour einiger der bevorzugten wurden ihm allmorgendlich über Telefax gemeldet. Und er machte Scherze. »Oh, ihr Götter, Bernard! Was aber die ethnische Küche angeht
– je weniger authentisch, desto besser!« Er blickte auf den Fingernagel, an dem er geknabbert hatte, und biß noch einmal kurz zu.
    Er war im Zimmer auf und ab gegangen, manchmal innehaltend, um aus dem Fenster zu blicken. Das Jackett hatte er abgelegt und die Weste aufgeknöpft; zum dunkelblauen Hemd trug er eine weiße Fliege. Seine Schuhe waren aus schwarzem Lackleder, dessen Musterung Krokodilleder vortäuschte. Dicky hatte den geplanten Wochenendausflug nach Berlin schon wiederholt erwähnt. Er sagte, er plane dabei »Geschäfte mit Vergnügen zu verbinden«, wechselte aber gleich darauf das Thema, indem er mich fragte, ob es wohl eine gute Idee wäre, Pinky nach London zu holen. Ich fand die Idee schrecklich, aber das sagte ich nicht. Antworten auf derartige Fragen waren in der Londoner Zentrale immer gefährlich. Fast jeder hier war mit jemandem im Hause irgendwie verwandt oder wenigstens zur Schule gegangen. Es konnte sich leicht herausstellen, daß Pinky eine entfernte Cousine von Dicky war oder das gleiche Kindermädchen gehabt hatte wie der Schwiegersohn des Direktors oder sonstwas in der Art. »Fiona sagte immer, daß es bei ihr mit der Orthographie hapere«, sagte ich.
    »Orthographie!« sagte Dicky mit einem seiner kleinen Lachanfälle, die mir zu verstehen gaben, wie einfältig ich war. »Ich weiß selber nie, wie was geschrieben wird«, sagte er, als sei die Frage damit ein für allemal erledigt.
    Mir war danach, ihm zu sagen, daß er herzlich wenig richtig wisse oder könne, ich lächelte aber nur und fragte, ob Pinky um die Versetzung gebeten habe.
    »Nicht offiziell, aber sie ist mit deiner Schwägerin zur Schule gegangen.« Ein Schmunzeln. »Tessa war es, die davon gesprochen hat. wenn du’s genau wissen willst.« Als von mir keine Reaktion kam, fügte Dicky hinzu: »Auf unserer Dinnerparty.«
    »Die Welt ist ein Dorf«, sagte ich.
»Allerdings«, sagte Dicky. In seiner Stimme war ein Seufzer der Erleichterung vernehmlich, so, als bemühe er sich schon den ganzen Morgen, mich zum Eingeständnis dieser Tatsache zu bewegen. »Und ganz unter uns, Tessa kommt am nächsten Wochenende mit nach Berlin.«
»Ach wirklich?«
»Ja.« Er umrundete seinen Mund mit einer Fingerspitze, als wollte er mir zeigen, wo derselbe sei. »Und, die Wahrheit zu sagen, wird sie …« Er blickte auf seine

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