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Gedrillt

Gedrillt

Titel: Gedrillt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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bemerkt.
    Bower machte es genauso. Er hätte es festhalten und den Mann verwarnen sollen, aber er wandte sich mit einem fast unmerklichen Kopfschütteln an die Stenografin, ehe er mich ansah. In ruhigem Ton fragte er: »Bringt das was?« Das war das Stichwort für mich, aus dem Zimmer zu gehen.
    »Nicht, soweit ich es beurteilen kann.«
    »Frank wollte, daß Sie Bescheid wissen«, setzte er hinzu für den Fall, daß ich das Signal verpaßt hätte, abzuhauen und ihn seine schwierige Arbeit weitermachen zu lassen.
    »Wo ist er?«
    »Er mußte weg.« Bower nahm den Telefonhörer ab und sagte, in dreißig Minuten sei Mittagspause. Ich fragte mich, ob auch das ein Trick war. Vernehmungsbeamte machten so etwas manchmal, um die Zeit lang werden zu lassen und so die Spannung zu erhöhen.

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    Ich sprang auf. »Sagen Sie ihm Dank«, sagte ich. Er nickte.
    Ich ging in das Vorzimmer, wo Teacher auf mich wartete. Er sagte nicht »Na denn« und stellte auch keine der üblichen höflichen Fragen. Vernehmungen sind von einer Art Beichtgeheimnis umgeben. Sie finden statt, und man sieht, daß sie stattfinden, spricht aber nie von ihnen. »Bringen Sie mich nach Kreuzberg zurück?« fragte ich ihn.
    »Wenn Sie da hinwollen«, sagte Teacher.
    Wir verabschiedeten uns von der Duchess und gingen nach unten, wo uns der Wächter die doppelt verschlossene Tür öffnete.
    Die Straßen waren leer. Das deutsche Ladenschlußgesetz –
    das, weil die Gewerkschaften es so wollen, alle Läden die meiste Zeit geschlossen hält – kann einen gemütskrank machen, und landauf, landab sind Wochenenden in Deutschland eine den Geist lähmende Erfahrung. Touristen streunen ziellos. Einwohner, denen Speis und Trank ausgegangen sind, suchen die Straßen ab in der Hoffnung, einen Tante-Emma-Laden zu entdecken, wo ein Ladeninhaber gewillt ist, gegen das Gesetz zu verstoßen und ein Brot, eine Tafel Schokolade oder einen Liter Milch an der Hintertür zu verkaufen.
    Während wir durch die verödeten Straßen fuhren, sagte ich zu Teacher: »Sind Sie mein Aufpasser?« Teacher sah mich ausdruckslos an.
    Ich fragte ihn noch mal: »Sind Sie als mein Wärter eingeteilt?«
    »Ich weiß nicht, was ein Wärter ist.«
    »Es gibt welche im Zoo. Die kümmern sich da um die Tiere.«
    »Brauchen Sie das denn, einen Wärter?«
    »War das Franks Idee?«
    »Frank?«
    »Verarschen Sie mich nicht, Teacher. Ich habe diese Stadt

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    schon auf den Kopf gestellt, als Sie noch kurze Hosen trugen.«
    »Frank weiß nichts davon, daß Sie hergekommen sind«, sagte er mechanisch. Das widersprach allem, was er mir vorher gesagt hatte, aber er wollte die Unterhaltung beenden, indem er mir zu verstehen gab, daß er nur seinen Anweisungen folgte: Franks Anweisungen.
    »Und Frank hält sich zurück, damit er wahrheitsgetreu nach London berichten kann, er hätte mich nicht gesehen.« Teacher schaute angestrengt umher und schien nicht genau zu wissen, wie er zu fahren hatte. Er fuhr langsamer, um die Hinweisschilder zu lesen. Ich ließ ihn machen. Schließlich sagte er: »Und das ärgert Sie?«
    »Und warum sollte es nicht?«
    »Weil, wenn Frank vernünftig wäre, er Sie in ein Flugzeug nach London setzen und es Ihnen und London überlassen würde, alles ins reine zu bringen«, sagte Teacher.
    »Ist es das, was Sie machen würden?«
    »Verdammt noch mal, genau das«, sagte Teacher. Wir fuhren auf der Heerstraße, wo an einem Wochentag dichter Verkehr wäre. Immer mal wieder hatte grauer Glanz die Luft gefüllt, wenn ein Schauer eine Probe versprochenen Schnees lieferte. Jetzt fing es ernsthaft an. Große, spitzige Flocken wirbelten herab. Wieder und wieder war der letzte Schnee gekommen, und noch immer hielt die Kälte an und erinnerte Gäste aus anderen Klimazonen, daß Berlin am Rande von Asien lag. Entweder aus Versehen oder in einem Versuch, mich mit seiner Kenntnis der Stadt zu beeindrucken, bog Teacher ab und suchte eine Abkürzung um das Messegelände herum. Zweimal geriet er dabei in Sackgassen. Schließlich erbarmte ich mich seiner und lotste ihn nach Halensee. Dann, als wir auf den Kurfürstendamm kamen, lehnte er sich in seinen Sitz zurück, seufzte und sagte: »Ich nehme an, ich bin Ihr Wärter.«
    »Und?«

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    »Frank würde vielleicht gerne Ihre Meinung hören.«
    »Berlin ist die Heroin-Hauptstadt der Welt«, sagte ich.
    »Ja, das habe ich in der Welt gelesen«, sagte Teacher. Ich ignorierte den Sarkasmus.
    »Das Zeug kommt über den Flughafen Schönefeld

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