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Gedrillt

Gedrillt

Titel: Gedrillt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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triumphierend. Er war sauber und frisch rasiert, und die frühe Stunde schien ihm nichts auszumachen. »Mir geht es gut«, sagte Fiona. Der Oberst öffnete die Tür, um sie aussteigen zu lassen. Aber Fiona blieb sitzen und sah ihn nicht mal an, um ihm zu erklären, warum. Sie hielt das Lenkrad sehr fest und sah starr geradeaus.
    Dann schniefte sie ein bißchen. Dann noch einmal lauter, wie ein Kind, dem die Nase läuft. Dann fing sie an zu lachen. Zu Anfang war es das natürliche, charmante Lachen, das man von einer schönen jungen Frau erwarten durfte, nachdem sie soeben die Weltmeisterschaft in Spionage und Doppelspiel gewonnen hatte. Aber als ihr Gelächter anhielt, begann der Oberst die Stirn zu runzeln. Ihr Gesicht rötete sich. Ihr Lachen wurde schrill, und sie zitterte und bebte, bis ihr ganzer Körper von hysterischem Gelächter geschüttelt wurde, wie von einem Husten- oder Erstickungsanfall. Noch immer hörte das Lachen nicht auf. Mir machte es langsam angst, aber der Oberst schien so etwas nicht zum erstenmal mit anzusehen. Er betrachtete die

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    sie bedeckenden Blutspritzer und wandte sich dann mir zu.
    »Das ist die Reaktion. Es sieht ganz so aus, als hätte sie allerhand durchgemacht.« Über die Schulter sagte er:
    »Kümmern Sie sich mal um sie, Doktor.« Er trat zur Seite, und der jüngere Mann hinter ihm kam zum Wagen. Der Soldat mittleren Alters gab ihm irgendwas. Dann griff der jungenhafte Stabsarzt durch das Fenster, packte sie, und ohne viel Theater –
    eigentlich ohne Aufhebens – gab er ihr eine Spritze in den Oberarm, einfach durch den Ärmel. So ist das beim Militär. Er hielt den Arm fest und beobachtete sie, während sie sich beruhigte. Dann fühlte er ihr den Puls. »Das sollte reichen«, sagte er. »Ein Beruhigungsmittel. Kein Alkohol. Und während der nächsten ein, zwei Stunden sollte sie auch nichts essen. Ein Arzt von der R. A. F. wird am Kölner Flughafen auf Sie warten. Ich werde ihn benachrichtigen. Er wird Sie auf der ganzen Reise begleiten.«
    »Auf der ganzen Reise wohin?« fragte ich. Der junge Arzt sah den Oberst an, der sagte: »Haben sie’s Ihnen denn nicht gesagt? Es ist doch immer wieder das gleiche, was? Den Leuten an der Front wird nie was gesagt. Sie werden auf einen transatlantischen Flug umsteigen. Eine lange Reise, aber die Air Force wird sich um Sie kümmern.« Fiona entspannte sich jetzt. Das Gelächter hatte vollkommen aufgehört, und sie sah sich um, als erwache sie aus tiefem Schlaf. Sie gestattete dem Oberst, ihr aus dem Wagen zu helfen. »Wo sind Ihre Schuhe?«
    fragte er ritterlich und fing an, sie zu suchen. »Ich habe meine Schuhe verloren«, sagte sie tonlos und strich ihr Haar zurück, als werde ihr plötzlich ihre ungepflegte Erscheinung bewußt.
    »Das macht gar nichts«, sagte der Oberst. »Es gibt sehr hübsche Schuhe in Amerika.«

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20
    Der Sommer ist nicht die beste Zeit in Südkalifornien. Selbst in
    »La Buona Nova«, dem großen Anwesen an einem Berghang in Ventura County, wo Fiona während ihres offiziellen Verhörs verborgen gehalten wurde, gab es lange, energieverzehrende Tage, an denen nicht ein Lüftchen vom Stillen Ozean wehte.
    Bret Rensselaer hatte die Leitung dieser Einsatzauswertung.
    Manche Leute – auch ich – hatten gesagt, er sei zu alt, um noch einmal eine volle Stelle beim Department zu übernehmen. Bret galt offiziell als Fionas Führungsoffizier. Bret war von Anfang an in Fionas langfristig angelegten Plan, sich nach Moskau abzusetzen, eingeweiht. Er hatte die Stufen der Ausführung dieses Plans überwacht. Es gab also wirklich niemand anderen, der sie hätte vernehmen können.
    Bret Rensselaer war entschlossen, bei dieser Aufgabe, die zweifellos die letzte seiner dienstlichen Laufbahn sein würde, einen großen Erfolg zu erringen. Die Aussicht auf Erhebung in den Adelsstand kam nie zur Sprache, aber man brauchte kein Gedankenleser zu sein, um zu wissen, wie sich nach Brets Dafürhalten die dankbare Monarchin in angemessener Weise für seine Dienste erkenntlich zeigen sollte. Bret jedenfalls wäre sich nicht zu gut dafür, bei dieser Gelegenheit vor ihr das Haupt zu beugen: Er würde für diesen Titel auf den Knien von einer Küste der Neuen Welt zur anderen rutschen.
    Niemand schien irgendein Dankeschön für mich in Betracht zu ziehen. Als mein Gehalt überwiesen wurde, fiel mir auf, daß mir alle Sondervergünstigungen und Zulagen abgezogen worden waren. Nichts als den nackten Grundbetrag kriegte ich

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