Gefährlich sexy!
wirst du in dem Fall unternehmen? Neue Beweise oder Anhaltspunkte habe ich dir ja nicht geliefert.“
Er nahm ihre Hand. „Nur weil uns die Hypnose nicht wie erhofft weitergebracht hat, werde ich den Fall nicht gleich abschreiben.“
„Nicht wie erhofft weitergebracht? Ich habe dir überhaupt nichts geliefert.“ Den Hinweis auf eine Tätowierung und ein Nike-Logo, Befehle in Spanisch, eine Sprache, die sie heute besser verstand als damals, aber immer noch nicht gut genug, um zu wissen, was der Killer gesagt hatte. In diesem Teil von Texas gab es mehr hispanisch aussehende Männer als Weiße.
Sie schloss die Augen und lehnte den Kopf an die Rückenlehne. „Ich wollte dir so gern die Antworten geben, nach denen du suchst.“
„Jamie, hör mir zu. Du hast wichtige Details geliefert. Niemand macht dir einen Vorwurf, weil du nicht mehr gesehen hast.“ Er drückte ihre Hand. „Die Tatsache, dass du überhaupt so viel mitbekommen hast, ist erstaunlich.“
„Du willst nur nett sein.“ Sie wünschte, sie könnte ihm glauben, aber sie kam sich nun einmal wie eine Versagerin vor. Sie hatte Kell enttäuscht, sich selbst und ihre Freunde, die in jener Nacht ihr Leben lassen mussten.
„Du hast recht, ich versuche nett zu sein, aber darum geht es nicht.“
„Worum dann?“
„Ich versuche dir zu erklären, wie ich über das Ergebnis der Hypnose denke und darüber, wie du all die Jahre mit den Erlebnissen fertig geworden bist. Ich habe noch nie eine Frau kennengelernt, die so mutig war wie du es bist.“
„Was ist mit deiner Mutter? Sie hat schließlich drei Jungen großgezogen.“ Sie stellte sich Kell als den ältesten von drei heranwachsenden Jungen der Hardings vor und musste lächeln. „Eine Frau muss schon mutig sein, wenn sie es mit mehr als einem von deiner Sorte aufnimmt.“
„Meine Mutter ist mutig, aber du kannst mir glauben, wenn ich dir sage, dass ich ihr und meinem Dad weniger Ärger gemacht habe als meine Brüder.“
„Was? Warst du etwa der perfekte Sohn? Hast du deine Brüder herumkommandiert und mit eiserner Faust über sie geherrscht?“
„So ähnlich“, bestätigte er und ließ ihre Hand los, um wieder beide Hände auf das Lenkrad zu legen.
Jamie vermisste den Kontakt sofort, daher legte sie eine Hand auf seinen Oberschenkel.
„Ich war sechs, als Brennan geboren wurde“, fuhr Kell fort. „Terry kam im Jahr darauf zur Welt. Weil die beiden fast gleichaltrig waren, kamen sie mir oft vor wie wild gewordene Zwillinge. Als sie älter wurden, wandten sie sich bei Fragen eher an mich, als an unsere Eltern. Sie nahmen wohl an, da ich älter war, wüsste ich genau, womit sie durchkommen würden. Indem sie sich zuerst an mich wandten, verhinderten sie die Konfrontation mit jemandem, der wirklich Autorität besaß.“
Wie süß. Ein Mini-Texas-Ranger, der die kleinen Geschwister strammstehen ließ. Sie konnte sich gut ausmalen, wie seine Brüder ihn bewundert und respektiert hatten. „Du warst ihr Vorbild.“
„Ja, vermutlich“, bestätigte er und lenkte den Wagen auf den Highway, auf dem sie zurück nach Weldon kommen würden.
Der Mann ist viel zu bescheiden, dachte Jamie, aber genau das gefiel ihr an ihm. Er musste nicht prahlen oder den Macho spielen, er war selbstbewusst genug. „Warum sagst du ‚vermutlich‘? Du warst der große Bruder, dem die Eltern Privilegien und Verantwortung zugestanden, weil er es sich verdient hatte.“
Er lachte. „Das glaubst du? Na ja, ich hatte schon immer einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Oft genug verteidigte ich Kinder, die gehänselt wurden. Ich verlor auch Freunde, weil ich ihren Unfug nicht mitmachen wollte. Ich wollte Baseball spielen und mir den Respekt der Trainer und des Teams verdienen. Und ich wollte meinen Collegeaufenthalt nicht durch die üblichen dummen Streiche gefährden, die Teenager so aushecken. Das hat mich wohl manchmal zum Spielverderber gemacht.“
„Es waren jedenfalls ideale Voraussetzungen für das, was du heute machst.“ Das musste er doch einsehen. „Viele Menschen testen gern die Grenzen zwischen falsch und richtig, weil sie wissen wollen, womit sie durchkommen, solange niemand verletzt wird.“
„Das ist leider das Problem“, sagte er, und Jamie merkte, dass ihm dieses Thema am Herzen lag. „Irgendwer nimmt immer Schaden, ob es um Streiche, Trunkenheit oder Betrug geht. Stets gibt es ein Opfer, und wenn es nur die Reinigungskraft ist, die das Erbrochene des Betrunkenen wegmachen muss.“
„Kell
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