Gefaehrliche Begierde
und versuchte, die Etiketten auf den Kartons zu entziffern. Damit hatte sie allerdings kein Glück. Die Wasserschäden waren zu groß, hatten die Tinte verschmiert.
Myst klappte einen der Pappkartons auf und spähte hinein. »Bist du immer noch verschnupft, dass Rikar dich nicht mitgehen ließ?«
»Dieser verdammte Kerl«, grummelte Angela und sah ziemlich fassungslos aus. »Aber gegen seine Methoden habe ich nichts einzuwenden. Während die anderen Jungs den Tatort untersuchten, hat er mich in ein Lustkoma versetzt.«
»O ja.« Tania schlug einen Aktenordner auf, der auf einem der Tische lag, die aneinandergestellt eine große,
durchgängige Arbeitsfläche abgaben. Die Neonröhren an der Decke versorgten Angela mit genügend Licht, um das zu tun, nun ja ... was immer ihr detektivischer Verstand tun wollte. »Ich liebe ein gutes Lustkoma.«
Myst lachte, zog einen Karton von einer der Matten weg und setzte sich im Schneidersitz daneben.
»Zeige mir eine Frau, die das nicht tut, und ich nenne sie krank«, sagte Angela. »Ich habe nur nie erwartet, dass Rikar es als Waffe gegen mich einsetzt.«
Tania hob eine Augenbraue. »Es wäre nur fair, wenn du es ihm auf die gleiche Weise zurückzahlst.«
»Aber nicht annähernd so wirkungsvoll.«
Die drei grinsten sich gegenseitig an. Tania verdrehte die Augen und fragte dann: »Also, wie können wir helfen?«
»Haut rein.« Angela schmiss den Plastiksack auf den Tisch und lehnte sich gegen seine Holzkante. Stirnrunzelnd überflog sie den organisatorischen Albtraum im Fitnessraum. »Wir teilen das Zeugs in Kategorien ein ... vorläufig also Gleiches zu Gleichem. Sloan bringt mir einen Lichttisch, damit ich die geschredderten Seiten wieder zusammensetzen kann, aber bis dahin ...«
Als die Detective Keen schwieg, nickten Tania und Myst. Kein Problem. Organisation war Tanias Spezialität. Ihre pingelige Ordnungsliebe leistete ihr gute Dienste, half ihr, ihre vielen verschiedenen Projekte, die sie leitete, tipptopp und planmäßig durchzuziehen. Obgleich sie annahm, dass ihr Job nichts weiter als Vergangenheit war. Sie konnte nicht zurück. Wollte es auch nicht, was...
Überraschung, Überraschung, sie gar nicht besonders störte.
Na gut, sie würde ihren Job vermissen. Sie liebte ihre Arbeit; zog echte Befriedigung daraus, wunderbare Landschaften zu entwerfen und ihre Klienten glücklich zu machen. Aber bei Mac zu bleiben, hatte absoluten Vorrang. Er bedeutete ihr mehr als eine hochbezahlte Position in einer anspruchsvollen Firma. Mehr als Designer-Handtaschen und tolle Schuhe. Mehr als ihr Leben in der menschlichen Welt und ...
Weiter so, Tania.
Sie hatte es endlich geschnallt. Kapiert, warum eine Frau Opfer brachte für einen Mann. Einige Dinge waren besser als absolute Unabhängigkeit. Manchmal bedeutete Autonomie ein einsames Leben. Und irgendwie machte Mac zu lieben den ganzen Unterschied aus. Und als ihr Bezugssystem sich veränderte, machte sich Friede in ihr breit, zeigte ihr den richtigen Weg.
Spielte es eine Rolle, dass er aussah wie eine holprige Landstraße? Oder dass Macs Reaktion möglicherweise ein unüberwindliches Hindernis war? Nein. Absolut nicht. Sie hatte sich entschieden und würde es durchstehen. Egal, wie mühsam es war.
Aber das Wichtigste zuerst.
Tania blickte von einem Stapel Papiere hoch. »Hey, Mädels ... wisst ihr, ob Sloan heute Nacht da ist?«
Myst überflog eine Akte und schüttelte den Kopf.
»Im Computerraum«, murmelte Angela und blickte stirnrunzelnd auf das Dokument in ihrer Hand. »Den Korridor runter zu deiner Linken.«
Tania überließ die beiden beschäftigten Damen sich selbst und durchquerte den Fitnessraum. Als sie zur Tür kam, wandte sie sich nach links. Zwei Türen tauchten auf. Ein kurzer Blick durch die Fensterfront sagte ihr, dass sie die Krankenstation gefunden hatte. Sie wandte sich nach links, das schnelle Klicken von Fingern auf einer Tastatur zog sie in Sloans Domäne. Ihre Gummisohlen quietschten, als sie zwischen den Türpfosten stehenblieb. Der Krieger hob den Kopf. Eine Sekunde später blickte er über seine Schulter. Dunkelbraune Augen begegneten ihren, als er seinen ... Hilfe, was war das denn für ein Teil? Das war der hässlichste Sessel, den sie je gesehen hatte.
Riesig. Völlig ausgeleiert. Und purpurrot. Das Teil gehörte umgehend auf die nächste Müllkippe.
Er deutete ihre Miene richtig und streichelte die Armlehnen: »Eine Schönheit, nicht wahr?«
»In welchem Universum?«, fragte sie,
Weitere Kostenlose Bücher