Gefaehrliche Freiheit - das Ende der Sicherungsverwahrung
Alternativen nicht sein. Es gibt bestehende Ansätze für einen anderen Umgang mit Tätern, die mit einer gefährlich wirkenden Vorgeschichte aus Sicherungsverwahrung oder sonstiger langer Inhaftierung entlassen werden.
Freie Straffälligenhilfe – ein bewährtes Konzept
Bereits die frühere Praxis der Entlassung aus der Sicherungsverwahrung ist eine Alternative zum heutigen Umgang mit diesen Menschen. Vor der gesetzlichen Veränderungswelle wurden diese Männer wie andere Gefangene unspektakulär nach Ablauf der Höchstfrist der angeordneten Verwahrung entlassen. Ohne Medienspektakel und ohne polizeiliche Bewachung. Wahrscheinlich wusste die Polizei bis vor wenigen Jahren nicht einmal, wer wann entlassen wird. Trotz dieser unaufgeregten Vorgehensweise gab es keine besorgniserregende Zahl von Rückfällen und keine aufgeregten Nachbarn, die nach Verbannung oder Todesstrafe rufen. Es gab die Führungsaufsichtin weniger ausgeprägter Form als heute, und es gab die Einrichtungen der Freien Straffälligenhilfe, die diesen Männern ihre Unterstützungsangebote unterbreiteten und manche viele Jahre begleiteten. Es gab kein Verbot städtischer Wohnbaugesellschaften, diese Männer in ordentlichen Wohnungen unterzubringen. Die Arbeit der Integration und Betreuung wurde und wird von privaten Trägern mit oft geringer finanzieller Ausstattung geleistet. Wenn man heute über Alternativen im Umgang mit entlassenen Sicherungsverwahrten nachdenkt, sollten diese privaten Träger eingebunden werden; mit einer besseren finanziellen Ausstattung könnten sie noch vieles leisten; im Vergleich zu den Kosten der polizeilichen Dauerobservierungen wären die Investitionen geradezu lächerlich gering. Zudem ist in diesen Organisationen ein hoher Erfahrungsschatz und Sachverstand im Umgang mit als schwierig angesehenen Straftätern vorhanden, verknüpft mit viel ehrenamtlichem Engagement und der Bereitschaft, auch randständigen Personengruppen ohne starke Lobby zu helfen, und das, obwohl mit dem Engagement wenig Aussicht auf eine Wertschätzung in der Gesellschaft verbunden ist. Eine angemessene Würdigung und Unterstützung dieser Einrichtungen könnte eine Alternative zum jetzigen Umgang mit entlassenen Sicherungsverwahrten sein.
Bewährungshilfe gewinnt an Qualität
Erfahrung und ein entsprechender Sachverstand sind auch in der Bewährungshilfe vorhanden. In den letzten Jahren fand hier eine qualitative Entwicklung statt, die in der Öffentlichkeit noch wenig gesehen und gewürdigt wird. Beispielhaft kann hier der Prozess genannt werden, der in Baden-Württemberg seit der Übertragung der Bewährungshilfe auf die NeuSTART gGmbH stattfindet. Die Arbeit mit als schwierig angesehenen Tätergruppen, unter anderem Sexualstraftätern, wird unter transparenten strukturellen Vorgaben durchgeführt. Die Bewährungshelferwerden speziell weitergebildet und leisten eine qualitativ hochwertige Arbeit mit den ihnen unterstellten Klienten. Ein Beleg hierfür ist, dass über achtzig Prozent der Klienten nach der Bewährungszeit ihre Strafe erlassen bekommen. Dass auch die Bewährungshilfe mehr gewürdigt und besser ausgestattet werden könnte, ist unbestritten.
Neu: Forensische Ambulanzen
Nach langen Anläufen sind Forensische Ambulanzen in den Katalog der Führungsaufsichtsbestimmungen aufgenommen worden. Ihre Aufgabe umfasst die psychologisch-therapeutische Betreuung behandlungsbedürftiger Straftäter, auch nach deren Entlassung aus der Haft. Ohne diese Ambulanzen konnte eine Therapie nur in wenigen Fällen ambulant angeboten werden. Zum einen war die Kostenfrage unklar, zum anderen war es für einen Sexualstraftäter schwierig, einen Therapeuten zu finden, der ihn als Patient annimmt. Denn auch unter Therapeuten ist die Angst groß, im Falle eines Rückfalls als mitverantwortlich angesehen und „an den Pranger“ gestellt zu werden, was letztlich zum beruflichen Ruin führen könnte. Wiedereingliederung von Straftätern in die Gesellschaft gelingt dann am besten, wenn die Resozialisierungsanstrengungen innerhalb und außerhalb des Vollzuges gut verzahnt sind. Die Forensischen Ambulanzen mit ihrer Arbeit sind daher ein wichtiger Beitrag zur Unterstützung nach der Haftentlassung.
Warum nicht: Bürgerschaftliche Projekte
Wenn es gegen Angst hilft, sich den die Angst auslösenden Personen zu nähern, sich mit ihnen zu konfrontieren und in Kontakt zu sein, dann wird es auf Dauer nicht ausreichen, wenn ausschließlich Fachleute sich mit diesen
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