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Gefährliche Freiheit

Gefährliche Freiheit

Titel: Gefährliche Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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war niemand hinter ihm. Er tauchte ab und rutschte auf dem Bauch über den felsigen Boden.
    Ja. Es war eine Höhle.
    Luke wusste nicht, ob es dieselbe Höhle war, die er schon zuvor gefunden hatte. Er zog sich in die Dunkelheit zurück und kauerte sich zitternd an eine Felswand, seine gehetzten Atemzüge dröhnten so laut wie eine Dampflokomotive. Schließlich hatte er genügend durchgeatmet, um einen Moment die Luft anzuhalten und zu horchen. Waren das Schritte draußen? War ihm jemand gefolgt? Ich wäre gefangen. Von hier gibt es kein Entkommen …
    Er starrte auf den schmalen grauen Lichtstreifen, der durch den Höhleneingang hereinfiel. Kein menschlicher Schatten schob sich davor. Vielleicht waren es doch keine Schritte gewesen. Vielleicht hatte er seinen eigenen Pulsschlag im Ohr gehabt und sich von ihm täuschen lassen.
    Sein Körper hatte noch mehr Tricks für ihn auf Lager. In seinem Kopf spulten sich immer wieder die gleichen Bilder ab, und je näher die Schlussszene kam, desto langsamer wurden sie: Der Mann schaute auf und richtete die Waffe auf ihn. Und schoss. Luke versuchte, sich nicht auf den Mann mit der Pistole zu konzentrieren, sondern auf das, was er aus den Augenwinkeln gesehen hatte, kurz bevor er weggelaufen war. Dort auf dem Boden. War der Junge davongekrochen? War er den Männern durch die Beine entwischt, während sie abgelenkt waren? War es ihm gelungen zu fliehen?
    Oh, bitte …
    Luke hätte selbst nicht sagen können, warum ihm das Leben des Jungen so wichtig war. Er hatte sich nicht wie ein Freund benommen. Er hatte nur aus Angst Informationen preisgegeben, hatte weder Essen noch Versteck mit Luke teilen wollen. Also warum hatte Luke dann sein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt, um das des Jungen zu retten?
    Reicht es denn nicht, dass der Junge am Leben war? Ist das nicht Grund genug zu wünschen, dass er weiterlebt?
    Luke dachte an die Bemerkung des Jungen über Leben und Sterben: »Es sterben viele, die den Tod nicht verdient haben.« Wären die Rollen vertauscht gewesen – hätte Luke am Boden gelegen und der Junge sich im Wald versteckt –, er hätte wohl kaum versucht, Luke zu retten.
    Ich denke nicht so wie er. Ich bin nicht so … frei. Aber war es wirklich Freiheit, sich um niemanden als sich selbst zu kümmern? Sich nicht dafür zu interessieren, auf wessen Seite man stand, solange nur der Magen gut gefüllt war?
    Lukes eigener Magen fühlte sich klein und verschrumpelt an, als sei er über jedes Hungergefühl hinaus. Aber er wusste, dass er ohne Nahrung nicht lange überleben würde. Morgen. Morgen muss ich mir etwas zu essen suchen. Im Augenblick brachte er es nicht fertig, noch einmal aus der Höhle zu kriechen – nicht einmal, wenn sein Leben davon abhing.

 
11. Kapitel
     
    Lange Zeit lag Luke an die Felswand gekauert da und bemühte sich, jeden Laut, den er hörte, zu deuten. War das Geraschel ein Eichhörnchen, das durch das Herbstlaub huschte, oder ein Mensch, der sich der Höhle näherte? Kam dieses Kratzgeräusch vom Wind, der einen Zweig gegen die Felswand peitschte, oder von einem Menschen, der ein Streichholz anzündete?
    Schließlich fiel Luke in einen unruhigen, von Albträumen zerrissenen Schlaf. Er träumte, dass man auf ihn schoss und ihn verfolgte. Auch die Frau, die zu töten er sich geweigert hatte, erschien ihm im Traum, aber sie sagte nie etwas. Sie sah ihn einfach nur an – warum tat sie das? Der Junge, den Luke zu retten versucht hatte, saß an einem Tisch, der mit den köstlichsten Speisen beladen war, die Luke je gesehen hatte, aber jedes Mal, wenn er sich ihm näherte, sagte der andere: »Oh, nein, das ist mein Festmahl. Niemand bringt mich dazu, das zu teilen.« Die harten Fäden des Polizeiabzeichens stachen ihn in die Brust und er zerrte im Schlaf daran, unsicher, ob der Schmerz real war oder nur eingebildet.
    Am nächsten Tag erwachte Luke schwach und zittrig. Der Kopf tat ihm weh von der harten, felsigen Unterlage und seine Arme und Beine fühlten sich an wie geprellt. Er lag da und starrte auf den schwachen Lichtstreifen, der durch den Höhleneingang hereinfiel. Er blinzelte erst mit dem einen Auge, dann mit dem anderen, ließ das Licht wandern und von einer Seite zur anderen springen. Noch vor anderthalb Jahren hatte er sich mit solchen Dingen die Zeit vertrieben, wenn er sich einsam und gelangweilt gefühlt hatte, im Versteck auf dem Dachboden seiner Eltern. Bevor er Jen kennen gelernt hatte.
    Du hast die Frau nicht erschossen. Du hast

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