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Gefährliche Freiheit

Gefährliche Freiheit

Titel: Gefährliche Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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Moment sah er den Lastwagen.

 
12. Kapitel
     
    Der Wagen fuhr auf einer Straße auf der anderen Seite des Feldes und rollte mit schnurrendem Motor dahin. Zwar war sich Luke ziemlich sicher, dass der Fahrer keinen Grund hatte, zu ihm herüberzuschauen, vorsichtshalber warf er sich dennoch auf den Boden und drückte sich in den kalten Dreck.
    Er hörte, wie sich das Motorengeräusch veränderte; der Wagen schien, statt weiterzufahren, im Leerlauf zu tuckern.
    Ob er mich gesehen hat? Ob der Fahrer jetzt aussteigt und mir nachkommt? Die Angst nagelte Luke am Boden fest. Er wollte davonrennen, doch seine Beine schienen ihm nicht mehr gehorchen zu wollen.
    Dann hörte er jemanden rufen: »He, räumt die Straße frei! Ich bin im offiziellen Auftrag der Bevölkerungspolizei unterwegs!«
    Bestand der offizielle Auftrag darin, Luke einzufangen? Wussten sie, was er getan hatte?
    Ein Schuss fiel, dann plärrte die Hupe des Lastwagens los und hörte nicht mehr auf, als sei jemand auf sie gefallen und konnte oder wollte sich nicht mehr bewegen.
    Dann hörte das Hupen auf und eine andere Stimme rief: »So viel zum Thema offizielle Aufträge der Bevölkerungspolizei!«
    Luke lag flach auf dem Boden, das Herz klopfte ihm bis zum Hals, während er verzweifelt versuchte, sich auf das Gehörte einen Reim zu machen. Jemand hatte die Straße blockiert – die Rebellen? Jemand war erschossen worden – der Mann, der den Wagen der Bevölkerungspolizei gefahren hatte?
    Ein gellendes Quietschen ertönte, als würden Metalltüren geöffnet.
    »Hurra! Seht euch das ganze Essen an!«, rief eine weitere Stimme.
    Die anderen Rufe konnte Luke nicht genau verstehen, weil nun mehrere Leute durcheinander schrien – »Das gehört alles uns!« oder »Die Bevölkerungspolizei soll nur versuchen, sich das zurückzuholen. Hört ihr mich, Bepos?«
    Leise kroch Luke in den Wald zurück. Sobald er sich im Schutz der Bäume befand, stand er auf und machte sich so leise es ging davon. Sein Puls wollte sich gar nicht mehr beruhigen; immer wieder drehte er sich um und versuchte, nach allen Seiten gleichzeitig zu sehen. Jedes Mal, wenn er hörte, wie ein Eichhörnchen einen Baum hinaufflitzte oder ein Erdhörnchen im Laub raschelte, fuhr er zusammen.
    Warum hab ich solche Angst?, fragte er sich verwundert. Ich wollte doch, dass die Bevölkerungspolizei gestürzt wird. Ich habe davon geträumt. Und darauf hingearbeitet. Wenn sie wirklich die Macht verloren haben, müsste ich dann nicht glücklich sein? Im Geist hörte er immer noch den Schuss und die plärrende Hupe. Er zitterte vor Angst. Aber sie haben die Bevölkerungspolizei angegriffen. Meine Feinde. Sollten die Feinde meiner Feinde nicht meine besten Freunde sein?
    Er musste an den Fahrer denken, der im Auftrag der Bevölkerungspolizei mit dem Lastwagen unterwegs gewesen war, um Nahrungsmittel auszuliefern. War er jemand, der wirklich an die Sache der Bevölkerungspolizei geglaubt und dritten Kindern den Tod gewünscht hatte? Oder war er, wie Luke, nur deshalb zur Bevölkerungspolizei gegangen, um das System von innen heraus zu sabotieren – und damit womöglich für eine Sache gestorben, die er bekämpfte? Vielleicht war er wie der Junge in Chiutza, der sich der Bevölkerungspolizei angeschlossen hatte, weil er sich satt essen wollte, der sich jeder Sache anschließen würde, die ihm den Bauch füllte. Setzte das die Rebellen ins Unrecht, die den Mann getötet hatten?
    Luke war verwirrt. Zudem hatte er sich verlaufen. Als die Sonne noch tief am Himmel stand, war es ihm nicht schwer gefallen, sich in Richtung Osten zu halten, aber jetzt war sie fast direkt über ihm. Immer wieder legte er den Kopf in den Nacken und sah hinauf, doch je nachdem, wie er den Kopf hielt, veränderte sie ihre Position.
    »Geh einfach immer in die gleiche Richtung, Dummkopf«, schalt er sich. Aber das war leichter gesagt als getan, wenn man ständig irgendwelchen Bäumen ausweichen, über umgestürzte Stämme klettern oder sich unter herabhängenden Zweigen hindurcharbeiten musste. Nie wusste er mit Sicherheit, ob er die richtige Richtung beibehielt. Und wenn er nun geradewegs nach Chiutza zurücklief?
    Sie haben mich schon einmal in Polizeiuniform gesehen. Sie werden sich an mich erinnern. … Sie werden meine Stimme von letzter Nacht wiedererkennen. …
    Die Angst hatte ihn derart gepackt, dass er nur mit Mühe weiterlaufen konnte, und er zwang sich an nichts anderes zu denken als daran, immer einen Fuß vor den anderen zu

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