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Gefährliche Freiheit

Gefährliche Freiheit

Titel: Gefährliche Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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fünf Leute, sagte sich Luke, es gibt noch viele andere hier. Versuch es bei jemand anderem.
    In den nächsten Stunden ging Luke von einem zum anderen, von einer Gruppe zur nächsten. Manche stießen ihn wütend weg; andere zuckten nur die Achseln und ignorierten ihn. Nur wenige machten sich die Mühe, ihm zuzuhören, und selbst sie schienen immer mit einem Ohr den Tiraden auf der Bühne zu lauschen, selbst wenn Luke ihnen zuflüsterte: »Das ergibt doch keinen Sinn. Wie viele dritte Kinder kann es im ganzen Land schon geben? Und sie waren illegal – wie können sie da Macht über den gesamten Polizeiapparat gehabt haben?«
    Es kostete Luke unendliche Überwindung, nach jeder Zurückweisung auf andere Leute zuzugehen. In der Zwischenzeit wurden die Tiraden oben auf der Bühne immer feindseliger.
    »Die Bevölkerungspolizei wollte ihr Bestes geben für die Menschen in unserem Land. Die Illegalen haben nur an sich selbst gedacht. …«
    »Anscheinend kommen dritte Kinder mit einem zusätzlichen Gen auf die Welt … für Gier … für kriminelle Energie … für Hass …«
    »Wenn unser Land diese Illegalen nur ein für alle Mal loswerden könnte …«
    Schließlich sank Luke verzweifelt gegen einen Baumstamm. Selbst wenn ihm die Leute zuhörten, erreichte er immer nur einige wenige, während die Redner auf der Bühne ihren Hass in die gesamte Menge speien konnten – und über das Fernsehen ins ganze Land. Es war, als befände sich Luke auf einem sinkenden Schiff, in das durch Dutzende von Löchern Wasser eindrang, und er hatte zum Ausschöpfen nicht mehr als einen Teelöffel.
    Dann musst du eben selbst auf die Bühne, sagte Jens Geist in seinem Kopf. Sag allen, was du zu sagen hast.
    »Neeiiin«, stöhnte Luke. Das konnte er nicht tun. Er konnte unmöglich vor all diese Menschen und vor die Kameras treten.
    Dann willst du also wirklich zulassen, dass sie die Menge wieder gegen dritte Kinder aufhetzen, ein für alle Mal? Du willst Oscar und Aldous wirklich gewinnen lassen? Du bist bereit, dich wieder zu verstecken und dich für den Rest deines Lebens auf dem Dachboden zu verkriechen? Das heißt, nur wenn sie dich nicht schon vorher finden und umbringen und den Rest deiner Familie dazu …
    »Ist ja schon gut!«, fauchte Luke und war sich bewusst, dass er aussehen musste wie ein Vollidiot, der vor einem Baum stand und mit sich selbst debattierte.
    Ehe er es sich wieder anders überlegen konnte, schob er sich zurück ins Gedränge, zurück in Richtung Bühne. Als er diesmal die Reihe der Sicherheitsleute erreichte, die um die Bühne postiert waren, leierte er, bevor er die Nerven verlieren konnte, so schnell wie möglich herunter: »Bitte-lassen-Sie-mich-durch-ich-möchte-auch-auf-der-Bühne-sprechen.«
    Der Wachposten vor ihm begann zu lachen.
    »Glaubst du im Ernst, du könntest einfach so da hochmarschieren? Wir haben eine Warteliste von drei Tagen, voll mit Leuten, die reden wollen. Glaubst du wirklich, dass du etwas zu sagen hast, das jemand hören will? Geh da rüber und rede mit den Leuten dort. Sie werden dir ein paar Fragen stellen und feststellen, ob du was Wichtiges zu sagen hast.«
    Der Wachposten deutete zu einem Tisch, den man in der ehemaligen Garage der Bevölkerungspolizei aufgestellt hatte. Hinter diesem Tisch saßen drei Männer, die mit kalten Augen in die Menge starrten. Luke erkannte alle drei. Sie waren während seiner Zeit als Stalljunge regelmäßig in den Stall gekommen und hatten immer die besten Pferde verlangt.
    Sie waren allesamt ehemalige Bevölkerungspolizisten.

 
30. Kapitel
     
    Entsetzt wich Luke vor dem Wachposten zurück. Mit seinem hämisch verzogenen Mund und den spitzen, glänzenden Zähnen hörte der Mann gar nicht mehr auf zu grinsen. Luke drehte sich um und floh, er schob und drängte sich durch die Menge. Zum zweiten Mal an diesem Morgen hetzte er zurück in den Stall, auf der verzweifelten Suche nach einer Zuflucht vor seinen Ängsten. Mit zitternden Händen öffnete er die Tür zu Jennys Box, wo er sich, ohne sich um Mist oder Pferdeäpfel zu kümmern, einfach fallen ließ. Was sollte ihn jetzt noch kümmern?
    Jenny wieherte erschrocken und stupste ihn mit der Nase in den Rücken.
    »Es ist alles nur Lüge«, murmelte Luke. »Das war es von Anfang an. Die Leute oben auf der Bühne machen mit den ehemaligen Bevölkerungspolizisten gemeinsame Sache. Sie unterziehen die Menschen einer Gehirnwäsche. Es wird alles genau gesteuert. Sie würden mich nie nach oben lassen.«
    Luke

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