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Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Titel: Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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der perfekte Nährboden für Neid. Und Neid verführt die Menschen zu den gemeinsten Taten. Nicht wahr, Silvy?
    Direktorin von Cappeln klopfte an die Tür und öffnete sie fast zeitgleich. Die Köpfe von einem Lehrer und zweiundzwanzig Schülerinnen drehten sich zu mir. Stille. Was jetzt folgte, nenne ich Check and Classify, Abchecken und Einordnen. Das dauert immer nur wenige Sekunden, dann weiß man, an welchem Ende der Nahrungskette man gelandet ist.
    Ich musste zweiundzwanzig andere Schülerinnen anschauen, sie eine. Was die Schülerinnen sahen, war ein schlankes Mädchen mit blauen Augen in schwarzen Stiefeln von Blumarine und kurzem Missoni-Strickkleid in einem Wellenmuster in Hellviolett und Grau. Meine blonden Haare hatte ich zu einem Pferdeschwanz gebunden, der hoch am Hinterkopf wippte und mir leider gar nicht so toll gelungen war. Ich versuche nämlich schon seit ein paar Wochen, den perfekten 1960er-Jahre-Pferdeschwanz hinzukriegen, bei dem die Haare am oberen Hinterkopf etwas auftoupiert werden, um ihn zu betonen, und die Haare dann darunter mit einem breiten Gummi so gebunden werden, dass sie wie von der Klippe eines breiten Wasserfalls herunterfallen. Das finde ich so was von schick! Hatte ich aber leider noch nicht einmal hingekriegt. Vielleicht sollte ich doch mal eines dieser Haarkissen benutzen? Ach, verflixt. Wenn es um Haare geht, komme ich immer schnell vom Thema ab.
    Ich ließ den Blick über die Reihen schweifen. Zweiundzwanzig neue Klassenkameradinnen. Mein Hirn registrierte beim ersten Check natürlich nur die auffälligsten. Klick machte es beim Anblick eines schmalen kichernden Mädchens mit pinken, abstehenden Haaren und Kulleraugen, die direkt aus einem Manga entsprungen sein könnte. Sie saß in der letzten Reihe neben einer sommersprossigen Brünetten, die auf dem Finger einen Bleistift balancierte und dabei eine Grimasse zog. Ich steckte die beiden fürs Erste in die Schublade Humorabteilung. Zwei Plätze weiter im Mittelgang fläzte sich ein gelangweiltes Mädchen mit praktischer Kurzhaarfrisur und Kapuzenjacke, aus dem Rucksack neben ihrem Pult ragte die Spitze eines Skateboards. Ganz klar, die Sportskanone. An der Fensterseite der ersten Reihe bemerkte ich überraschenderweise noch eine Lehrerin, die das altmodische Kostüm aus einem Hollywoodschinken der 1940er trug, inklusive Haarwelle und makellos eleganter Sitzhaltung. Das konnte doch keine Schülerin sein, oder? Komisch. Aber der Lehrer stand ja schon vorne. Mmmh. Entweder besuchte tatsächlich eine seiner Kolleginnen den Unterricht oder eine meiner neuen Klassenkameradinnen sah so aus wie Dita von Teese.
    Ganz vorne rechts saß ein Mädchen mit glatten rötlichen Haaren, die ihren Finger in den Mund steckte und begann, an den Fingernägeln zu kauen. Ihre Sitznachbarin, eine etwas pummelige Blonde, schaute schnell weg, holte ihr Handy unter dem Tisch heraus und tippte eine SMS. Ich suchte weiter. Dann entdeckte ich sie. In der Mitte der zweiten Reihe. Zentraler ging es nicht. Eine Dunkelhaarige in einem knallroten Mohairpullover und passend geschminktem Schmollmund. Sie richtete sich unmerklich in ihrem Stuhl auf, lehnte sich zurück, mit gestrafften Schultern und hochgerecktem Kinn, warf in einer minutiösen Bewegung ihre Locken hin und her und fixierte mich. Das ist sie also, dachte ich. Das Alphaweibchen. Sie thronte auf dem Holzstuhl wie eine Prinzessin, die es gewohnt war, von allen Seiten Aufmerksamkeit und Respekt zu bekommen, und selbst auf unbequemen Stühlen nicht die Haltung verlor. Die Sitznachbarin zu ihrer Rechten, ein hellbrauner Pagenkopf, beugte sich zu ihr und flüsterte ihr leise etwas zu. Die Prinzessin ließ mich nicht aus den Augen und musterte mich kühl. Interessant, dachte ich. Ich wich ihrem Blick nicht aus. Es kam zu einem ersten Kräftemessen. Ich gehe ja grundsätzlich keiner Auseinandersetzung aus dem Weg. Dafür bin ich nicht geschaffen. Ist vielleicht auch ein Fehler. Das wären dann ja tatsächlich schon sieben. Ach du meine Güte. Wie viele werden es denn noch?
    Obwohl ich mir weiterhin einen stummen Contest im Anstarren mit der Prinzessin lieferte, bemerkte ich die platinblonde Tussi links von ihr, was nicht schwer war, da sie mit einer Überdosis Make-up und dem Gesichtsausdruck eines verwöhnten Schoßhündchens gesegnet war. Die platinblonde Tussi schrieb mit einem puschelbehangenen Kuli was auf einen Zettel und schob ihn der Prinzessin zu, wobei sie ein Prusten unterdrückte. Die

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