Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefährliche Gefühle - zu schön zum Sterben

Gefährliche Gefühle - zu schön zum Sterben

Titel: Gefährliche Gefühle - zu schön zum Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
Vom Netzwerk:
stand.
    Â»GLASGLASGLAS…«
    Beim ungefähr hundertfünfzigsten »Glas« fing ich an, eine Kapitulation in Erwägung zu ziehen. Es klingelte in meinen Ohren. Es waren zwei Minuten vergangen, seit ich Zimmer 2.3 betreten hatte. Ich musste noch drei Minuten durchhalten, um Silvy zu zeigen, dass sie unrecht hatte. Da nahm Rebecca ohne ihr Glas-Mantra des Grauens zu unterbrechen den Notrufknopf in die Hand. Hielt ihn demonstrativ hoch. Shit. Silvy würde sich kaputtlachen. Ich verdrehte die Augen, beugte mich über das Bett, griff nach dem Glas und gab es ihr. Sie zog ihre Augenbraue einen Millimeter hoch und stellte sofort ihren Dauerton ab. Dann trank sie einen winzigen Schluck, machte übertrieben »Ahhhh!« und hielt mir das Glas hin, damit ich es auf das dreißig Zentimeter entfernte Tischchen zurückstellte. Ich schnaubte. »Danke, Natascha«, sagte ich.
    Sie fixierte mich und sagte gelangweilt: »Hat dir keiner gesagt, dass ich die größte Nervensäge der Welt bin?«
    Â»Das glaubst du doch wohl selbst nicht«, antwortete ich. »Den Titel Größte Nervensäge der Welt halte ich schon seit Jahren.«
    Sie schaute an mir hoch und runter. »Wenn du immer in diesem grässlichen Kittel rumläufst, könntest du recht haben. Davon kriegt man ja Augenkrebs.«
    Â»Deine Klamotten sind mindestens genauso schlimm und die hast du immerhin freiwillig …«
    Â»Hast du aber nicht«, unterbrach sie.
    Â»Was hab ich nicht?«
    Â»Du hast aber nicht recht. Ich bin die größte Nervensäge. Da kannst du jeden hier im Krankenhaus fragen.«
    Â»Mich kennen die hier ja noch nicht.« Ich grinste.
    Â»Du hast überhaupt nichts drauf, nervensägentechnisch«, tat Rebecca ab. »Das sehe ich dir an. Natürlich bist du trotzdem eklig. Reiches Mädchen, das einen auf Gutmensch macht, um mit ihrem Goldenen Herz angeben zu können. Pfui Kotze. Mir wird schlecht.«
    Ich beobachtete sie einen Moment. Eigentlich wirkte sie eher brav mit ihren langen glatten Haaren. Und mit einer etwas schickeren Brille und einer Haarwäsche könnte sie sogar hübsch aussehen. Sie war vermutlich einfach nur sauer, weil sie in diesem Krankenhaus rumhängen musste, während ihre Freundinnen mit zwei Beinen über die Winterkirmes spazierten. Gerade als ich beschloss, sie nicht abscheulich zu finden, fiel mir auf, dass sie was in den Händen hielt, was sie vorher noch nicht gehabt hatte. Ein Handy. Ein iPhone, das aussah wie mein iPhone. »Aber …«, sagte ich verblüfft. Schnell klopfte ich meine Kitteltasche ab. Sie war leer.
    Â»Hast du mir etwa gerade mein Handy geklaut?«, fragte ich ungläubig. Sie musste es mir aus der Tasche gezogen haben, als ich mich zu dem Wasserglas gebeugt hatte.
    Â»Mmmhhh, mal sehen«, antwortete sie und drückte darauf herum. »Die letzte SMS kam von einem Enzo.«
    Â»Gib das her!« Wütend wollte ich es ihr aus der Hand reißen, aber sie steckte es sich hinter den Rücken.
    Â»Tsess«, sagte sie. »Zeig erst mal, was du draufhast. Nervensägentechnisch.« Sie grinste selbstzufrieden. »Wenn du mich mehr nerven kannst als ich dich, dann bekommst du es wieder.«
    Ich überschlug im Geiste meine Möglichkeiten. Ich könnte sie natürlich überwältigen. Aber Handgreiflichkeiten gegen eine Patientin wären eventuell nicht gerade das, was von einer guten Fee erwartet wurde. Silvy würde triumphieren, wenn sie davon erführe, und es vor allem in schillerndsten Farben herumerzählen, bis ich als zweiter Hannibal Lector dastünde. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich darauf einzulassen. Und ich hatte da auch schon eine formidable Idee. Ich meine, wie oft hatte Enzo mich mit seinem Gesumme genervt. Und ich hatte Rebeccas Tasche auf dem Boden gesehen, mit Aufklebern der Bands Millencollin, Bad Religion und NOFX. Sie war ein Punkrockfan. Und einen Punkrockfan dürfte das richtige Lied ziemlich schnell auf die Palme bringen. Zum Glück nannte ich zwei für diesen Zweck unentbehrliche Talente mein eigen. Ich konnte mir Songtexte gut merken – und überhaupt nicht singen. »Wir bleiben wach, bis die Wolken wieder lila sind«, fing ich mit meiner schrägen Stimme an zu schmettern und Rebecca verzerrte schmerzvoll das Gesicht. Bingo! Dieses schmalzige Lied aus der Abteilung seichte Melodie und bedeutungsüberladener Text überschritt

Weitere Kostenlose Bücher