Gefaehrliche Gefuehle

plusterten sich in feinen Locken um seinen Kopf herum. Ein Brillant blinkte in seinem rechten Ohrläppchen. Er wirkte auf grobe Art possierlich. Wie ein Tanzbär, der zwar seine Zirkusnummer stets zuverlässig vorführte, bei dem man aber nie sicher sein konnte, wann er seine gewaltigen Kräfte gegen einen richtete.
    »Das ist er!«, schrie Lars. »Das ist Dimitri!«
    »Bist du dir absolut sicher?«, fragte Enzo.
    »Hundertprozentig!«
    »Aber er spricht anders«, sagte ich.
    »Das stimmt. Aber so einen Typen vergisst man doch nicht!«
    »Seine Stimme kann man verstellen«, sagte Bastian.
    »Aber so ein Aussehen kann man nicht faken!«, rief Lars aufgeregt. »Das ist er auf jeden Fall. Scheiße, Mann, ist der nicht gruselig?«
    Bastian machte Phhh!, als ob er es locker mit ihm aufnehmen könnte, aber mir ging es ähnlich wie Lars. Dem wollte ich lieber nicht im Dunkeln begegnen. Wir brachten Lars zur Arbeit zurück und fuhren dann wieder nach Hause.
    »Bis später, Mann«, sagte Bastian zu Enzo, als er ausstieg. »Kommst du, Nats?«
    »Später«, sagte ich. »Wir sehen uns nachher.«
    Sobald Bastian weg war, rief ich: »Und was machen wir jetzt?«
    Enzo antwortete nicht sofort. Deswegen fügte ich hinzu: »Eins steht fest: Der Typ darf nicht einfach so davonkommen.«
    Enzo schwieg immer noch. Dann sagte er langsam: »Ich finde immer noch komisch, dass er deine Nummer hatte.«
    »Ja, ist es auch«, sagte ich nachdenklich und mir wurde ein bisschen mulmig.
    »Und wir wissen trotzdem nicht, ob er alleine arbeitet oder in einer Bande ist«, gab Enzo zu bedenken. »Von irgendwem muss er die Medikamente bekommen haben.«
    Wir grübelten einen Moment vor uns hin.
    »Ohne die Polizei werden wir nicht weiterkommen«, sagte Enzo.
    »Ja, das habe ich auch gerade gedacht.« Ich seufzte. »Lass es uns der Polizei übergeben.«
    »Dann wirst du aber nicht drum herumkommen, die Tasche zu erwähnen.«
    »Ja«, seufzte ich noch mal schwer.
    »Basti wird schon nichts passieren«, sagte Enzo. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass er wirklich Ärger deswegen kriegt.«
    »Meinst du?«, fragte ich hoffnungsvoll. »Ich habe den Eindruck, noch einen Rückschlag würde er nicht verkraften.« Ich schaute einen Moment aus dem Fenster.
    »Aber jetzt müssen wir Profis ranlassen«, sagte Enzo.
    »Ja, ich weiß«, sagte ich. »Ich weiß.« Ich musste nur an die Geschehnisse vor gerade mal zwei Wochen im Bootshaus denken. Und wenn ich eins gelernt hatte, dann dass es manchmal Zeit war, die Dinge aus der Hand zu geben. Bevor es zu spät war.
    Auf dem Weg zum Kommissariat rief Becky an. »Ich hab’s«, jubelte sie ins Telefon. »Ich hab den Beweis!«
    »Nein, echt?«, rief ich erstaunt.
    »Jawoll! Silvy hat vor Marie ihre Lüge ausposaunt! Und ich hab das jetzt dick und fett auf Tape!«
    »Das ist ja der Hammer!«
    »Ja, sie ist völlig durchgedreht. Hat sich mit ihrer Mutter gezofft und will jetzt morgen die Geschichte veröffentlichen!«
    »Aber da ist doch die Pressekonferenz.«
    »Ja, genau«, sagte Becky. »Da will Silvy es sagen.«
    »Spinnt die? Ich dachte, sie wollte Rücksicht auf ihre Mutter und das Krankenhaus nehmen!« Silvy hatte ja echt Nerven! Aber warum wunderte mich das überhaupt? Das war schließlich die liebe, falsche Silvy. »Und du hast wirklich auf Band, dass sie die Lüge zugibt?«
    »Jep.«
    »Keine Missverständnisse möglich?«
    »Absolut nicht.«
    »Perfekt! Aber Moment mal … wie hast du das gemacht?«
    »Bin alleine hoch.«
    »Im Rollstuhl?«
    »Ja«, brummte sie. »War aber natürlich total kacke und ich will das nicht noch mal …«
    »Aber es hat sich gelohnt!«, rief ich. »Ich bin echt stolz auf dich!«
    »Hör auf mit dem Geschleime«, fuhr Becky mich an. »Sag mir lieber, wann du kommst.«
    »Dauert noch ein bisschen. Hab was Wichtiges zu erledigen.«
    »Ja und ich habe auch was Wichtiges zu erledigen«, sagte sie schnippisch und legte einfach auf. Aber das war ja nichts Neues.
    Am Empfang des Kommissariats saß diesmal ein netter junger Mann, der Enzo und mich gleich zu Söderberg heraufschickte.
    »Emma …«, stöhnte er, als ich reinkam, verkniff sich aber den Spitznamen, mit dem er mich immer anredete, als er Enzo erblickte. »Also, Frau Sander, was verschafft mir denn heute die Ehre?« Seinen Sarkasmus konnte er nicht verbergen. »Wieder eine Leiche gesichtet?«
    »Nee«, sagte ich. »Es geht um was anderes.«
    »Hallo«, mischte sich Enzo ein. »Ich bin Enzo Tremante.«
    »Tag«, sagte Söderberg und