Gefaehrliche Gefuehle
er früher gewesen war.
»Hab Lars noch nicht erreicht. Habe ihm auf die Mailbox gequatscht, dass er mich zurückrufen soll«, sagte er lässig.
»Wo wohnt er denn?«, fragte Enzo.
»Montags jobbt er im Copyshop in der Körnerstraße.«
Enzo fuhr dorthin. Auf dem Weg rief Lars dann auch schon zurück. »Ey Latte«, rief Bastian gedehnt und machte einen auf obercool. »Hab einen Auftrag für dich.«
Aber als Lars hörte, dass es um Dimitri ging, wollte er nicht mitmachen. Ich bedeutete meinem Bruder, dass er mir das Telefon geben sollte, und erklärte Lars, dass hinter dem vermeintlichen Russen von der Mafia nur ein stinknormaler Kleinkrimineller steckte.
»Kleinkriminell?«, sagte er. »Der Typ ist auf gar keinen Fall klein. Im Gegenteil, der ist gigantisch, ob Russe oder nicht.«
»Aber wenn du ihn identifizierst«, sagte ich, »dann können wir ihn hinter Gitter bringen.«
»Aber er darf nicht erfahren, dass ich dahinterstecke«, sagte Lars. »Er darf mich auf keinen Fall sehen!«
»Er wird dich nicht sehen«, sagte ich.
»Hast du etwa Angst vor ihm?«, rief mein Bruder spöttisch aus dem Hintergrund.
»Du musst nur bestätigen, dass er es ist, okay? Du bleibst die ganze Zeit im Auto«, beruhigte ich Lars.
»Na gut«, sagte Lars. »Aber wenn irgendwas schiefgeht, dann bin ich raus, alles klar?«
»Es geht nichts schief«, sagte ich.
Lars seufzte. »Also gut. Ich hab gleich Mittagspause. Holt mich vor dem Copyshop ab.«
Lars hatte eine Sonnenbrille auf und statt seiner obligatorischen Army-Cap trug er eine unheimlich große Beanie aus grauer Wolle, tief in die Stirn gezogen, sodass von seinem Lockenkopf nichts zu sehen war. Selbst seine eigene Mutter hätte vermutlich Schwierigkeiten, ihn zu erkennen.
»Ich habe nur eine Stunde«, sagte er. »Sonst krieg ich Stress mit meiner Chefin.« Er ließ sich auf den Rücksitz plumpsen und begrüßte meinen Bruder mit einer komplizierten Handschlag-Choreografie.
»Wo warst du denn abgetaucht?«, fragte Lars.
»Musste mal raus«, sagte Bastian. »Bin mit ’ner Braut nach Spanien gedüst, musste einfach mal chillen.«
»Und was hatte dieser komische Kerl eigentlich bei dir gesucht?«
»Ach, das war alles eine Verwechslung«, behauptete mein Bruder und lenkte das Gespräch dann auf ihre Fahrten ans Meer, um ein paar Heldengeschichten aus den Schaumkronen loszuwerden, die weniger für Lars, der sie ja schon alle kannte, als für uns bestimmt waren.
»Und dann, weißt du noch?« Er lachte vorsorglich, um jedem zu zeigen, dass es sich um eine lustige Story handelte. »Wie du geglaubt hast, die Haiflosse gesehen zu haben?«
»Ich hab sie gesehen«, brummte Lars.
»Whatever«, englischte Bastian. »Keiner hat sie sonst gesehen. Und du hast echt ein paar massive Brecher verpasst. Aber wir …«
»Da vorne ist es«, unterbrach ich ihn. Hinter der Tankstelle lag auf der linken Straßenseite die Werkstatt Insen. Der Name leuchtete in roten Lettern über einer großen Mechanikerhalle mit vier Rolltoren. Enzo fuhr langsam an der Werkstatt vorbei. Davor war ein Parkplatz, auf dem die unterschiedlichsten Fahrzeugtypen standen, ein Abschleppwagen, ein kaum frequentierter Fahrradständer und ein schwarzes Motorrad.
»Das ist es!«, rief ich aufgeregt. »Da steht die Harley.«
Enzo parkte den Wagen auf der gegenüberliegenden Straßenseite zwischen einem Kiosk und einem Blumenladen. Von hier würde Lars einen guten Blick auf das Motorrad haben.
Mein Handy brummte. Eine SMS von Becky.
Wo bleibst du denn? Spionage Teil 2 startet gleich.
Musst ohne mich anfangen, schrieb ich zurück. Kann gerade nicht. Sorry!
»Ich steige besser aus«, sagte Bastian und schnallte sich ab. »Es ist doch zu auffällig, wenn hier so viele Leute drin sitzen.«
»Ja, ist klar«, sagte Lars. »Lass mich ruhig hängen.«
»Es ist doch nur zu deinem Schutz, Mann!«
»Du hast auch Schiss, gib es zu! Dabei kennt er dich gar nicht.«
»Also gut«, ging Enzo dazwischen. »Bastian und Lars, ihr geht in den Kiosk. Von dort müsste es auch gehen. Gebt uns ein Zeichen, ob ihr gute Sicht auf das Motorrad habt. Natascha, du bleibst im Wagen. Solange du nicht auffällig rumhampelst, wird er dich nicht sehen. Okay?«
Ich nickte.
»Okay«, sagte Bastian erleichtert. Er stieg hinter Lars auf der rechten Seite aus und die beiden huschten in den Kiosk. Kurz darauf gab Lars uns zwischen einer leuchtenden Sternschnuppe und einem Rentieraufkleber durch das Schaufenster ein Daumen-hoch-Zeichen.
»Ich
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