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Gefaehrliche Gefuehle

Gefaehrliche Gefuehle

Titel: Gefaehrliche Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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wieder.
    »David, noch ist nichts passiert«, versuchte ich, ihm Vernunft einzureden. »Lass uns einfach gehen.«
    »Ja«, mischte sich Silvy ein. »Zumindest mich. Ich bin nur die Tochter der Klinikchefin. Die da aber ist die Tochter vom reichsten Mann der Stadt!« Sie zeigte mit spitzem Finger auf mich. »Vielleicht kannst du ein hübsches Lösegeld rausholen.«
    Danke, Silvy! Ich starrte sie fassungslos an.
    »Schnauze jetzt«, sagte Wöbke fahrig. »Und mitkommen. Beide! Und wenn du nur eine falsche Bewegung machst, Natascha, dann töte ich deine Freundin.«
    Jetzt war es Silvy, die mich verunsichert anschaute. Sie war ja so was von überhaupt nicht meine Freundin. Und ich hatte echt gute Lust, ihr zu zeigen, wie es sich anfühlte, wenn man verraten wurde. Aber wenn ihr wirklich was passierte, würde ich mir den Rest meines Lebens Vorwürfe machen.
    »Ist gut«, sagte ich.
    »Und keine Dummheiten. Wir gehen über den Flur, als wäre nichts, ist das klar?« Sein Gesicht hatte eine eigentümlich rote Farbe angenommen. Der Schweiß tropfte jetzt richtig von seiner Stirn. Irgendwie schien der Mann mit Stresssituationen nicht umgehen zu können, von Scheinwerferblick oder sonorer Stimmlage war keine Spur. Und solche Typen sind immer am gefährlichsten, das sieht man in jedem Krimi! David legte den rechten Arm um Silvys Taille und schob seine Hand mit der Spritze unter ihren Kittel. Er bedeutete mir, die Tür aufzumachen. Wir gingen raus.
    »Hier lang«, sagte Wöbke und drängte uns über den Flur Richtung Treppenhaus. Ausgerechnet jetzt war natürlich niemand zu sehen, der uns zu Hilfe eilen konnte. Typisch. High Noon im Krankenhaus, sozusagen. Doch wir hatten gerade die Tür zum Treppenhaus geöffnet, da hörte ich ein Geräusch hinter mir. Es war Becky, die ihren Rollstuhl um die Ecke bugsierte. Ich drehte mich zu ihr um, sie sah mir entsetzt hinterher und machte dann eine Geste, als ob sie mit der Hand telefonieren würde. Ja, Becky, dachte ich, bitte ruf die Polizei. Wöbke stieß Silvy die Treppe runter. Dann schlug die Stahltür hinter uns zu.
    »Aua, nicht so schnell«, jammerte Silvy.
    »Halt ’s Maul«, fuhr er sie an und schleifte sie die Treppe hinunter bis ins Parkhaus, wo er mich auf den Rücksitz eines schwarzen S-Klasse-Mercedes stieß und dann Silvy befahl, über den Fahrersitz zum Beifahrerplatz zu rutschen. Er setzte sich selbst hinters Steuer und verriegelte das Auto. Immer noch hielt er die Spritze mit der durchsichtigen Flüssigkeit in der Hand. Aber seine Hand zitterte. Er klemmte sich die Spritze zwischen die Beine, um den Wagen zu starten, und schoss aus der Parklücke raus, raus aus dem Parkdeck und wäre beinahe mit einem einfahrenden Auto zusammengestoßen. Er fluchte, hupte und lenkte den Wagen mit fahrigen Bewegungen aus der Ausfahrt. Er wirkte völlig kopflos. Ich konnte nur hoffen, dass Becky die Polizei informierte und uns bald jemand aus den Fängen dieses Irren befreite.

39
    D as hast du jetzt davon, Natascha«, sagte Silvy und ihre Stimme klang fast befriedigt. »Dass du dich aber auch immer in den Vordergrund spielen musst!«
    Wöbke interessierte das Ätz-Geschwurbel aber gerade nicht. Zitternd kramte er in seiner Jackettinnentasche herum und holte eine Packung Medikamente raus. Ich kannte sie. Es war Ritalin. Wofür war das noch mal? Ach ja, Basti hatte gesagt, die Studenten nähmen das, um sich besser konzentrieren zu können. War das jetzt gut oder schlecht für uns? Käme ganz darauf an, worauf er sich konzentrieren würde. Darauf, dass es eine verdammt aussichtslose Sache war, uns zu entführen. Oder darauf, alle Mitwisser möglichst schnell zu beseitigen. Darauf würde ich es nicht ankommen lassen. Er warf sich eine ein und schluckte sie trocken herunter. Ich musste dringend eine Möglichkeit finden, ihn zu überwältigen. Oder abzuhauen. Aber wie? Was würde Enzo machen, wenn er an meiner Stelle wäre?
    »Was hat sie dir eigentlich angetan, David?«, meldete sich Silvy zu Wort.
    »Silvy«, mahnte ich von hinten. »Halt mal die Luft an.« Doch natürlich hörte sie nicht auf mich.
    »Ich kann dir helfen, dich zu rächen, wenn du möchtest«, plapperte Silvy weiter.
    »Es ist unglaublich, Silvy«, stöhnte ich. »Du hast weder einen Funken Anstand, noch einen Funken Verstand im Leib.«
    »Das sagt die Richtige«, keifte Silvy. »Wer von uns beiden hat uns denn in diese Situation ge…«
    »Schnauze jetzt!«, schrie Wöbke hektisch. »Ich knall euch beide ab, wenn ihr nicht

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