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Gefaehrliche Gefuehle

Gefaehrliche Gefuehle

Titel: Gefaehrliche Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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die Schnauze haltet!«
    »Du hast doch gar keine Knarre, David«, sagte Silvy oberlehrerhaft. »Und außerdem willst du das doch gar nicht.«
    »Sag mir nicht, was ich nicht will«, schrie Wöbke, fuhr vor Wut einen Schlenker und wäre beinahe in ein parkendes Auto reingefahren. Scheiße. Ich musste hier raus! Weg von den beiden Irren.
    Ich schaute mich nach einer Waffe um, aber es gab nichts, was ich ihm über den Kopf hauen konnte. Mein Blick fiel auf meine Stiefel. Die Schnürsenkel … hmm. Damit könnte ich ihn von hinten strangulieren. Aber meine Schuhe hatten zehn Ösen auf jeder Seite. Die alle aufzuschnüren, wäre ziemlich auffällig. Außerdem war das mit dem Würgen von hinten auch nicht ungefährlich. Da hätte er auf jeden Fall noch Zeit, mit der Spritze herumzufuhrwerken. Oder er würde den Wagen irgendwo gegenfahren. Und leider konnte ich nicht davon ausgehen, dass mir Silvy zu Hilfe kommen würde. Im Gegenteil. Sie würde sogar ziemlich sicher alles vermasseln. Immerhin wirkte Wöbke jetzt etwas ruhiger. Er umklammerte das Lenkrad, starrte auf die Straße und ließ seine Kiefer mahlen. Hinter der Universität bog er rechts ab, brauste noch eine ganze Weile über die Kölner Straße geradeaus, um nach etwa einem Kilometer nach links in das Gassengewirr des heruntergekommenen Teils des studentischen Viertels zu fahren. An einem Mehrfamilienhaus mit Graffiti auf der schäbigen Fassade parkte er den Wagen. Wöbke packte Silvy am Arm und zog sie hinter sich aus dem Auto, die Spritze im Anschlag.
    »Los, Natascha, raus«, befahl er. Ich folgte den beiden zu einem gelben Haus, dessen Tür offen stand, vermutlich, weil hier sowieso niemand freiwillig reinging. Der Hausflur war dunkel und es stank muffig. Hinter der Erdgeschosstür wummerte grässliche Musik in einem dumpfen, schnellen Rhythmus. Klang nicht gerade, als sei dort die Stütze der Gesellschaft bei der Arbeit. Hilfe von dort konnten wir wohl nicht erhoffen. Wir stiegen die Treppe hoch.
    »Wie weit ist es denn noch?«, maulte Silvy nach dem zweiten Stock. Wöbke antwortete nicht, sondern trieb uns weiter bis in den fünften Stock zur Dachgeschosswohnung, schloss die Tür auf und schob uns hinein. Die Wohnung bestand aus einem Zimmer, die Decke war erstaunlich hoch, an den Seiten Schrägen. Eine Küchenzeile mit altmodischem Elektroherd, Arbeitsplatte voll dreckigem Geschirr, ein Schreibtisch, ein vollgestopftes Bücherregal, Schrank, Bett, nicht gemacht, ein alter Röhrenfernseher, abgewetzter Sessel. An den vergilbten Wänden komische Poster, alte Kalender und ein Klassenfahrtfoto von einem jugendlichen Wöbke neben ein paar anderen Jungs. Eine Studentenbude halt. Sie passte so gar nicht zu seiner schnöseligen Erscheinung.
    »Ist das deine Wohnung?«, fragte Silvy angewidert. »Igitt.«
    »Es hat eben nicht jeder einen reichen Daddy oder eine reiche Mami«, sagte Wöbke angewidert. »Manche müssen sich jeden Cent hart erarbeiten!«
    »Und jetzt?«, fragte ich. »Was hast du jetzt vor?«
    »Lass das mal meine Sorge sein«, murmelte er mehr zu sich selbst.
    »Die Polizei ist schon hinter dir her«, sagte ich. »Die weiß alles, von deinem Freund Bernhard. Du hast keine Chance.«
    Wöbke blieb stehen und schaute mich einen Moment fassungslos an.
    »Darf man mal erfahren, wovon ihr hier redet?«, fragte Silvy.
    »Lass uns gehen«, sagte ich. »Du machst es nur schlimmer.«
    Wöbke schwenkte seinen Kopf und schaute zum Schrank, auf dem eine Sporttasche lag. Wie ferngesteuert holte er sie herunter und eilte dann durch das Zimmer, zog ein paar Schubladen auf und schmiss Besteck hinein, unter der Spüle holte er einen Hammer und eine Zange hervor, die er ebenfalls in der Tasche verstaute. Ich entdeckte hinter dem speckigen Sessel an der Wand einen Hoffnungsschimmer: die Telefonbuchse. Die Schnur endete unter einem Chaos aus alten Zeitungen auf dem Sessel. Hoffentlich dachte er nicht daran, es rauszureißen. Ich stellte mich sicherheitshalber davor. Es sah nicht aus, als ob er für seine Flucht packte. Er schien eher alle Werkzeuge zu entfernen, die man als Waffe benutzen konnte.
    »Ich würde mich an deiner Stelle an Nataschas Vater halten«, empfahl Silvy. »Der ist großzügig. Der wird dir bestimmt ein schönes Lösegeld geben. Meine Mutter ist nur großzügig mit Kritik, aber das weißt du ja.«
    Wöbke war fertig mit seiner Kramaktion. »Ich bin gleich wieder da«, sagte er. »Wenn ihr Dummheiten macht, bringe ich euch beide um. Ist das klar?«
    Er

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