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Gefaehrliche Gefuehle

Gefaehrliche Gefuehle

Titel: Gefaehrliche Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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die Neugier hatte mich gepackt. »Letztens als ich Justus angerufen habe, da hatte er Besuch.«
    »Ja«, sagte Nicole etwas betreten, »das war vermutlich Christina aus dem Bogenschützenverein. Sie war jetzt öfter … bei uns.« Sie schaute mich mit ihren blauen Augen aufmunternd an und sagte: »Aber lass dich nicht davon abhalten. Komm vorbei!« Sie wackelte aufmunternd mit dem Kopf. »Jetzt muss ich aber wirklich los. Bis bald!« Sie stürmte rechts den Gang runter, dass ihr weißer Kittel wehte. Und ihr entgegen kamen die drei. Sie gingen mit wiegenden Schritten nebeneinander, in kurzen pastellfarbenen Schwesternkitteln, Silvy warf ihre Haare nach hinten und hielt wichtig ein Klemmbrett unter dem Arm, Lola schwang ihre üppigen Hüften, jedenfalls versuchte sie es, und Marie stolzierte kerzengerade mit blasiertem Gesichtsausdruck daher. Sie sahen aus, als wären sie aus einer bescheuerten Teenie-Krankenhaus-Serie entlaufen. Als sie in das Licht des Foyers traten, musste ich fast lachen, als ich das schreckliche Design ihrer bunten Kittel erkannte. Blumen wucherten vom Saum nach oben und Feen mit silbrigen Flügeln und langen schmalen Fingern schwebten in gelben Kleidern von Blüte zu Blüte. Silvy trug einen Kittel in Himmelblau, Marie einen in Rosa und Lola einen in Aprikosenfarben. Auf silbernen Namensschildern standen in Glitzerschrift ihre Namen. So was Abscheuliches hatte ich lange nicht gesehen.
    »Hübsch«, sagte ich. »Wer hat das denn entworfen?«
    Silvy platzte fast vor Stolz. »Ich natürlich.«
    »Die Bienen sehen etwas komisch aus, oder?«, stichelte ich.
    »Das sind doch keine Bienen, das sind Feen«, korrigierte Silvy.
    »Ach so«, stellte ich mich dumm. »Aber wieso trinken die dann Blütennektar?«
    »Die trinken doch keinen …« Silvy fing meinen belustigten Blick auf und schnaubte verärgert. Dann setzte sie wieder ihr arrogantes Gesicht auf und gab Lola ein Zeichen, woraufhin sie mir eine durchsichtige Plastiktüte reichte.
    »Das ist dein Kittel, Natascha«, sagte Silvy triumphierend. »Ich habe ihn extra für dich machen lassen.«
    Natascha glitzerte mir in silbernen Lettern entgegen. Der Kittel selbst war grün. Und zwar das grässlichste Grün der Welt. Wie von verkochtem Brokkoli oder Grünkohl oder irgendeiner anderen Scheußlichkeit, die Kinder aus gutem Grund nicht mögen.
    »Gefällt dir die Farbe?«, fragte Silvy boshaft.
    Sie wusste natürlich genau, dass mir Grün nicht stand. Ich sah darin bleich und richtiggehend krank aus. Ich zögerte. »Guck mal, die Feen sind doch so süüüüß«, sagte Lola aufmunternd.
    »Ohne Kittel keine ehrenamtliche Hilfe«, informierte mich Marie. »Das ist die Regel.«
    »Wenn dir das nicht passt, kannst du wieder gehen. Dann sage ich meiner Mutter, dass du gekniffen hast, und dann wird sie die Reporter …«
    »Ich finde den Kittel super«, unterbrach ich und zog meinen Desigual-Mantel aus.
    Lola sagte: »Ich bringe deinen Mantel für dich ins Feenzimmer im vierten Stock, okay?«
    »Ist gut«, sagte ich, holte schnell das Handy heraus, gab Lola den Mantel und zog den Kittel über. Ich ließ mein Handy in einer der großen Kitteltaschen verschwinden. »Und wir brauchen auch noch deine persönlichen Angaben, Namen, Geburtsdatum, Adresse und Telefonnummer, für die Verwaltung«, sagte Silvy wichtig. »Aber die habe ich ja alle.« Sie lächelte überlegen und ließ mit großer Genugtuung den Blick über mich schweifen. »Sehr hübsch«, sagte sie. »Ich wusste doch, dass diese Farbe genau richtig ist für dich.«
    »Dein Himmelblau finde ich auch sehr hübsch«, gab ich zurück. »Passt zu dir.«
    Silvy bedachte mich mit einem selbstgefälligen Blick.
    »So kann jeder sehen, dass du stets das Blaue vom Himmel herunter lügst«, fügte ich hinzu.
    Jetzt wurde sie rot und schnappte nach Luft. »Und du …«
    »Du siehst aus, als ob du gleich selbst hier eingeliefert würdest«, kam Marie ihr zu Hilfe.
    »Genau! Pass auf, sonst kommt eine Schwester und gibt dir ein Mittel gegen Übelkeit«, sagte Silvy, die sich wieder gefangen hatte.
    »Tja, wenn man so lange mit euch zusammensteht, ist es ja kein Wunder, wenn einem schlecht wird«, sagte ich.
    Silvy tat so, als ob sie die Einteilung noch mal auf ihrem Klemmbrett überprüfen musste, und verkündete: »Du gehst heute in Zimmer 2.3. Die Mutter der Patientin freut sich immer sehr, wenn eine Ablösung kommt.«
    Marie flüsterte Lola was ins Ohr und Lola fing an zu kichern.
    »Anderthalb Stunden hast du

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