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Gefaehrliche Gefuehle

Gefaehrliche Gefuehle

Titel: Gefaehrliche Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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Toleranzgrenze von Punkrockfans ziemlich schnell. Ich mühte mich durch den ganzen schrecklichen Refrain und sang auch noch ein bisschen von einer Strophe.
    »Wir bleiben wach, bis die Wolken wieder lila sind! Guck da oben steht ein neuer Stern: Kannst du ihn sehen bei unserm Feuerwerk? Wir reißen uns von allen Fäden ab, lass sie schlafen – komm, wir heben ab!«
    Und Rebecca sah so aus, als müsse sie sich übergeben.
    Ich hörte auf und lächelte sie an. Ihre Gesichtszüge normalisierten sich sofort wieder.
    »War es das?«, fragte sie ungerührt. »War das wirklich alles, was du zu bieten hast?«
    »Nach deinem Gesicht zu urteilen, war das schon eine ganze Menge«, sagte ich. »Was hast du denn drauf, außer Leute rumkommandieren und zu beklauen?«
    Sie lächelte kurz, öffnete den Mund und dann kreischte sie los. Ohne Vorwarnung. Laut und schrill und infernalisch. Es ging durch jede Faser meines Körpers. Aus einem Reflex heraus duckte ich mich und steckte den Kopf zwischen die Arme, versuchte, mein Trommelfell zu schützen, aber es ging nicht. Eine Ohrausschabung mit einem rostigen Skalpell hätte nicht schmerzhafter sein können.
    »Hör auf, okay, du hast gewonnen!«, sagte ich keuchend. »Nur aufhören!«
    So unvermittelt wie ihr Sirenenton gestartet hatte, verstummte er wieder. Sie schloss den Mund und schaute mich ausdruckslos an.
    »Ich sehe es ein. Du bist auf jeden Fall die allergrößte Nervensäge des Universums, gar keine Frage«, gab ich zu.
    Sie holte mein Handy hinter ihrem Rücken hervor. Und las die SMS von Enzo. »Hallo Natascha. Ich denke an dich, du fehlst mir. Was machst du gerade? Pass auf, dass du nicht in Schwierigkeiten gerätst! Du weißt, ich bin immer für dich da.« Sie ließ das Handy sinken. »Was ist das denn für eine idiotische SMS?«
    »Das ist keine idiotische SMS«, sagte ich mürrisch. »Das ist eine private SMS. Nur für mich. Und jetzt gib mein Handy her, sonst …« Ich sah mich um. An der Wand lehnten Gehhilfen. Die waren für sie ja wohl unentbehrlich. In meiner Verzweiflung ging ich hin und nahm sie in die Hand. »Sonst schmeiß ich die hier weg.«
    »Mach ruhig. Die brauche ich eh nicht«, sagte Rebecca gelangweilt und scrollte weiter durch meine Nachrichten. Ich legte die Krücken zurück.
    »Wer ist denn Justus?«, fragte Rebecca, da wurde es mir zu bunt. Ich stürzte nach vorne und schnappte mir ihren Tablet-Computer, der auf ihrem Schoß lag. Die Ohrstecker, mit denen sie immer noch verstöpselt war, wurden ihr unsanft aus den Ohren gerissen und baumelten herunter.
    »Aua«, heulte sie auf. »Was fällt dir ein, ein krankes Mädchen zu verletzen?«
    »Stell dich nicht so an«, sagte ich rau. »Das hat nicht wehgetan!«
    »Ach nein?«, schluchzte sie plötzlich und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Mist. MIST! Ich hatte gerade einem Mädchen wehgetan, das im Krankenhaus lag und ein Bein amputiert bekommen hatte. Ich Arsch.
    »Es tut mir leid …«, fing ich an, da sah ich, dass sie merkwürdig blinzelte. Und mir wurde klar, dass ihre Heuleinlage reine Show war. »… dass es mir nicht leidtut«, vollendete ich den Satz.
    »Gib das sofort wieder her«, befahl sie und zeigte auf ihren Computer.
    »Wieso? Ist das etwa privat?« Auf dem aus dem Dunkeln erwachten Display sah ich, dass ein Audioprogramm lief. Die Pegelanzeige zeigte die Ausschläge von Stimmen. Ich nahm den Kopfhörer und hielt ihn mir ans Ohr. Eine weibliche Stimme lästerte: »Hast du gesehen, wie sie sich an David rangemacht hat?« Schien irgendein Soap-Hörspiel zu sein.
    »Hier hast du dein Handy«, sagte Rebecca plötzlich lammfromm und hielt es mir hin. Ich nahm es und reichte ihr im Austausch ihren Tablet-Computer, den sie geradezu an sich riss. In dem Moment ging die Tür auf. Eine Schwester kam mit einem Tablett herein. »Hier, Becky. Es gibt grünen Tee und Kekse, genau wie du wolltest«, sagte sie tapfer lächelnd.
    »Grünen Tee?«, ätzte Rebecca. »Pfui Kotze. Ich will warmen Kakao, aber pronto! Und Becky nennen mich nur meine Freunde, merk dir das.«
    Die Schwester seufzte und ging wieder.
    »Ich hasse sie«, sagte Rebecca grimmig.
    »Sie war doch nett!«, sagte ich verwundert.
    »Dann solltest du mal hören, was sie sagt, wenn ich nicht dabei bin.«
    »Wie dem auch sei«, sagte ich mit Blick auf die Uhr. »Ich hau dann mal ab.«
    Rebecca kaute auf ihrer Lippe herum und starrte wütend vor sich hin. »Wann belästigst du mich das nächste Mal?«, fragte sie gedehnt.
    »Mmmhh, das

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