Gefährliche Intrigen
zwanzig Jahre alt gewesen, als er Roxana begegnete. Er sah sie noch wie damals vor sich stehen: Ihr kupferrotes Haar ergoss sich in weichen Kaskaden auf ihren Rücken. Dazu diese intensiven, fast schwarzen Augen, die ihn zu ihrem willenlosen Spielzeug machten. Er hatte sie vom ersten Moment an geliebt. Und sie hatte seine Gefühle erwidert. Endlich hatte er eine Seelenverwandte gefunden, die mit ihrer ungezügelten Leidenschaft sein Leben veränderte. In der einen Nacht, in der sie sich liebten, stand für Logan die Zeit still. Ihre Küsse, ihre Berührungen entflammten seinen Körper, und als sie sich ihm hingab, glaubte er an eine gemeinsame Zukunft.
Schon am nächsten Tag machte er ihr einen Heiratsantrag. Sie lachte und wuschelte ihm wie einem Kind durch die Haare.
»Ach, mein süßer dummer Logan, das, was wir getan haben, ist doch nicht Liebe, sondern nur ein körperliches Bedürfnis. Du weißt, dass ich dich nicht heiraten kann, auch wenn ich es wollte. Du warst gestern Nacht wirklich unglaublich!«
Ein verträumter Ausdruck legte sich über ihr Gesicht.
»Aber für eine Ehe reicht das nicht. Ich brauche einen Mann mit Titel und Geld.«
Logan konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, so unerwartet kam diese Abfuhr für ihn.
»Du hast gesagt, dass du mich liebst. War das gelogen?«
Er schaute ihr bei dieser Frage tief in die Augen und entdeckte darin die Wahrheit.
»Liebe, Liebe, was ist das schon? Von Liebe kann man sich nichts kaufen. Wir sind jung und hatten eine schöne Zeit. Aber bevor ich noch schwanger werde, sollte ich mich doch lieber etwas zurückhalten.«
Damit ließ sie Logan stehen und ging davon.
»Ach übrigens, bevor du es von jemand anderem erfährst …«, rief sie ihm über die Schulter noch zu, »dein Bruder hat angefangen, mir den Hof zu machen! Wenn du ihn siehst, richte ihm meine Grüße aus!«
Damit warf sie ihm eine Kusshand zu und verschwand aus seinem Leben.
»Logan, jetzt sag' endlich was! Ich brauche deine Hilfe! Wenn Roxana von dem anderen Kind erfährt, wird sie sich bestimmt wieder aufregen«, versuchte Aiden das Gedankenspiel seines Bruders zu beenden.
»Wo ist das Problem? Dein Bastard könnte doch der Diener deines Erben werden. Sehr viel anders verhält es sich doch bei uns beiden auch nicht, mit dem einzigen Unterschied, dass ich dein legitimer Bruder bin!«, gab Logan sarkastisch zurück.
»Was für ein Unsinn. Ich möchte nur vermeiden, dass Roxanas Schwangerschaft gefährdet wird. Jede Aufregung könnte eine Gefahr für Mutter und Kind darstellen. Das sagt auch ihr Leibarzt.«
Aiden hatte sich inzwischen wieder völlig unter Kontrolle. Und sollten seine Worte bei Logan Schuldgefühle verursachen, so konnte ihm das nur recht sein.
»Ich werde mit Doreen alles soweit vorbereiten. Du wirst sie nach Frankreich begleiten und sie dort gut unterbringen. Ich weiß, ich kann mich auf dich verlassen.«
Logan sagte noch immer kein Wort, und so erklärte Aiden weiter:
»Roxana sollte davon nichts mitbekommen. Sei also bitte diskret, ja?«
Logan entging der siegessichere Zug im Gesicht seines Bruders nicht.
»Was genau bringt dich auf den Gedanken, dass ich dir in dieser Sache helfen werde?«, wollte er daher wissen.
»Ganz einfach! So wie du gerade reagiert hast, hegst du noch immer zärtliche Gefühle für meine Frau, und ich gehe fest davon aus, dass du sie nicht unglücklich machen möchtest.«
»Also gut! Ich werde dir helfen, aber ich tue es nicht für dich, sondern für Roxana! Allerdings werde ich den Teufel tun und heute Abend mit euch dieses Schauspiel einer glücklichen Ehe auch noch feiern! Du wirst mich bei DEINER Frau entschuldigen müssen.«
Aiden nickte knapp, und Logan verließ wütend den Raum.
Nach dem Gespräch mit seinem Bruder hatte Logan so schlechte Laune, das er sich direkt in sein Zimmer begab. Dort wechselte er seine gute Kleidung gegen eine weitaus bequemere schwarze Hose und ein festes weißes Leinenhemd. Er schnallte gerade seinen Pistolengurt um, als Oliver - durch eine Zahnlücke pfeifend - dazukam.
»Da bist du ja! Wo sind meine Stiefel? Ich werde einen kleinen Ausritt machen.«
Oliver konnte die Anspannung bei jeder Bewegung seines Herrn spüren und verzichtete deshalb auf eine spaßige Antwort. Stattdessen reichte er Logan eiligst seine Stiefel und fragte vorsichtig:
»Mylord, wie verlief denn das Gespräch mit Seiner Gnaden?«
Er erhielt keine Antwort, aber die leisen Verwünschungen, die Logan vor sich hinmurmelte,
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