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Gefaehrliche Kaninchen

Gefaehrliche Kaninchen

Titel: Gefaehrliche Kaninchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten John
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und du grinst wie ein Honigkuchenpferd.«
    Ach so, der Film. Sollen sie doch. Max weiß zwar nicht, wie ein Honigkuchenpferd grinst, er hat noch keins gesehen, aber er grinst weiter. Wasserleichen im Fernsehen sind ja so viel harmloser als eine waschechte Scheidung.
    Klar dass die Leoniebrüder leichtes Spiel haben mit Max’ Eltern. Zwar müssen sie irgendwann das Wohnzimmer räumen, damit Max’ Eltern die Klappcouch ausziehen und ihr Bett darauf machen können, aber niemand kontrolliert, was sie in ihren Zimmern machen. Artig sagen erst die Zwillinge und dann Georg und Tristan Gute Nacht, aber Max weiß, dass sie nicht schlafen. Lukas und Lars kann er reden hören, weil Leonies Bett, in dem er schläft, genau an der Wand zu ihrem Zimmer steht, und als er mitten in der Nacht aufs Klo muss, kann er noch Licht bei Georg und Tristan sehen.
    Doch das rächt sich.
    Als Max’ Vater die Zwillinge in aller Herrgottsfrühe wecken will, schlafen die beiden wie Tote, und auch Georg und Tristan sind nicht wach zu kriegen. Tristan zieht sich sogar das Kissen über den Kopf und murmelt »geh weg«, während Georg einfach nur weiterschnarcht.
    »Tja«, sagt Max’ Vater, als er wieder nach unten kommt, »sieht so aus, als wären wir auf uns gestellt.«
    Max sieht erst zu seiner Mutter, dann zu seinem Vater und muss grinsen. Er ist nicht müde, im Gegenteil: Um nichts in der Welt hätte er das verpassen wollen. Und damit meint er nicht, wieder stundenlang im Rhododendronbusch zu hocken und Ameisen zu zählen, er meint den Anblick seiner Eltern. Allein dafür hat es sich schon gelohnt, so früh aufzustehen.
    Sein Vater trägt ein olivgrünes T-Shirt zu seiner Anzughose und fühlt sich überaus getarnt.
    Seine Mutter hat sich vorbereitet und Sachen mitgebracht, die sie fürs Auflauern und Anschleichen für angebracht hält. Wie immer hat sie übertrieben: Zu einer schwarzen Hose trägt sie einen schwarzen Rollkragenpullover und dazu, man mag es kaum glauben, eine Wollmütze, natürlich ebenfalls schwarz.
    Ehrlich, um eine Bank auszurauben, ist die Aufmachung perfekt.
    »Du hast ›passende Kleidung‹ gesagt«, verteidigt sie sich. »Was weiß ich denn, wie man auszusehen hat, wenn man auf dem Kriegspfad ist?«
    Der Kriegspfad führt sie wie gehabt die Haustür raus, über die Straße und ab in den nächsten Busch.
    Es ist noch dunkel, dämmert aber bereits. Beinahe wären sie zu spät gekommen, denn am anderen Ende der Straße können sie schon sehen, wie jemand von einer Haustür zu anderen läuft und dabei einen Karren hinter sich herzieht. Es ist nicht Tobias, natürlich nicht, sondern ein Erwachsener, der furchtbar falsch pfeift, während er an ihnen vorübergeht.
    Max und seine Mutter, die im selben Busch hocken, halten den Atem an. Die Hand seiner Mutter packt vor Aufregung seinen Arm, spitze Fingernägel bohren sich in seine Haut. Indianer Max kennt zwar keinen Schmerz, schüttelt die Hand aber trotzdem ab.
    »Tschuldigung«, flüstert seine Mutter.
    »Pscht«, machen Max und der Busch neben ihm gleichzeitig.
    Der Zeitungsausträger hat nichts gehört. Er pfeift so falsch und unmelodisch wie zuvor.
    Drei Augenpaare aus zwei Büschen beobachten ihn dabei, wie er eine Zeitung in das Fach unterm Briefkasten an Leonies Haus stopft und weitergeht. Das Pfeifen wird leiser, verschwindet schließlich. Es ist still. Nicht mal ein Auto ist zu hören, kein Vogel, nichts.
    Dann geht das Licht im Nachbarhaus der Leoniefamilie an.
    Es ist das Flurlicht, das schwach durch das Fenster in der Tür auf den Weg davor scheint. Die Tür öffnet sich. Eine schwarze Gestalt tritt heraus, lehnt die Tür an. Die Gestalt bleibt kurz stehen, blickt nach links und nach rechts.
    Max’ Herz setzt beinahe einen Schlag lang aus. Tu es, denkt er, nun mach schon.
    Der Nachbar wartet noch ein, zwei Sekunden. Dann wendet er sich nach rechts, geht den kurzen Weg über den Rasen zum Haus der Leoniefamilie, wobei er deren Rhododendronbusch umrunden muss, steht vor der Tür, greift in Richtung Briefkasten … und hat die Zeitung in der Hand!
    »Hab ich dich«, ruft Max’ Vater so laut, dass Max fast das Herz stehen bleibt vor Schreck.
    Max’ Vater kommt aus dem Busch gestürzt wie ein Raubtier und richtet den Strahl seiner Taschenlampe auf den Dieb. »Jetzt hab ich dich, du gemeiner … Haubenbrecht!« Das Letzte klingt völlig verblüfft.
    »Was?«, ruft seine Mutter und schießt wie eine Rakete nach oben. »Kurt?«
    Herr Haubenbrecht auf der anderen

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