Gefaehrliche Kaninchen
zugehört?«
»Natürlich, Schatz. Es ist nur …« Der Wäschekorb kippt zur Seite, die nasse Wäsche fällt auf den Boden und begräbt jede Menge Spielsachen unter sich. »Verdammt«, sagt Leonies Mutter. Sie sieht hinunter, murmelt: »Es reicht. So geht es nicht weiter.« Danach kümmert sie sich nicht mehr um Wäsche, Leonie und Gartenbesetzung. Sie geht ans Telefon. »Luise? Hast du mal eben Zeit? Wir müssen uns unterhalten.«
14. Kapitel
Es ist im Nachhinein nicht ganz klar, wer die Idee hatte.
Leonies Brüder behaupten, sie hätten erst den Grundstein zur Sache gelegt, indem sie sich bei den Siedlungsnachbarn verhasst gemacht, bei den anderen aber eingeschleimt hätten. Die Väter behaupten, es war eindeutig auf ihrem Mist gewachsen, schließlich könne nach dem Haustausch Klaus alles reparieren und Peter derweil seiner Familie näherkommen - sie haben eine Abmachung, was die Miete und all den Kram betrifft. Natürlich wussten die beiden Mütter ganz genau, dass sie den Tausch in die Wege geleitet hatten. Nur Max und Leonie waren unverdächtig. Die hatten von der Tauscherei die Nase voll und redeten nicht mehr miteinander.
»Und so trinken wir auf unsere Freundschaft, das Leben und unser neues Zuhause«, sagt Klaus etwas pathetisch und hebt das Glas selbst gemachten Holundersekt.
Alle tun es ihm nach und trinken. Selbst Leonie und Max, obwohl sie sich nicht ansehen dabei.
Tristan hat sein Zelt inzwischen abgebaut und schon für den Umzug verstaut, und die zwei Familien stehen im handtuchgroßen Garten, der inzwischen nur noch von einer Wand begrenzt wird: Die Haubenbrechts haben ihren Zaun abgebaut.
Viele Kisten der Wagners sind schon drüben im großen Haus, und es vergeht nicht eine Minute, ohne dass einer aus der Leoniefamilie etwas sucht. Die Möbel sollen im Lauf der kommenden Woche nach und nach rübergeholt werden. Umgekehrt stehen auch schon einige Kisten der Maxfamilie hier im Haus, die ordentlich mit »Küche«, »Badezimmer« oder »Max« beschriftet sind. Deren Möbel bleiben fast alle, wo sie sind. Max’ Mutter will einen »Neustart« und braucht dazu jede Menge neue Sachen und die Leoniefamilie ist froh darüber, dass sie das große Haus nicht komplett neu einrichten muss. So werden auch viele Sachen hin und her getauscht, ohne dass sie einzeln erwähnt werden könnten. Einige Dinge verschwinden, einige tauchen überraschend auf. Wie das eben so ist bei Umzügen.
»Und wir trinken«, hebt jetzt Max’ Vater sein Glas, der das Gefühl hat, auch etwas sagen zu müssen, »auf die Familie, die Schule, die morgen anfängt, und …«
Der Rest geht unter im Stöhnen von Tristan, Lukas, der seinen Bruder in die Seite stupst, der daraufhin das Glas runterschmeißt, Issa, die »ich auch, ich auch« bettelt – kurz: Es geht unter im allgemeinen Leoniefamilienwahnsinn.
Das große Haus wird das aushalten, so viel ist sicher. Und das kleine freut sich auf sein Dasein als architektonisches Meisterstück.
Max’ Mutter hat Brötchen mitgebracht. Selbst geschmierte: In der Uni sind Semesterferien. Leonies Mutter hat einen Auflauf, Salat und eine Pizza gemacht, die locker für eine Armee gereicht hätten. Leonies Vater erklärt das Büfett für eröffnet und humpelt als Erster in die Küche. Sein Fuß ist nicht mehr geschwollen, nur noch grün und blau. Max’ Vater folgt ihm. Es gibt einen Karton, auf dem »Peter« steht, und bis jetzt hat er ihn noch nicht woandershin getragen. Vielleicht will er mitmachen beim Architekturprojekt: Er muss wohl noch mit der Mutter von Max darüber reden.
Die beiden Mütter gehen als Nächste, Leonies Mutter hat Issa auf dem Arm. Max’ Mutter erklärt Leonies Mutter gerade, wo der Sicherungskasten ist, während Leonies Mutter darauf hinweist, dass im Bad noch ein großer Erste-Hilfe-Schrank hängt.
Max’ Mutter lächelt. »Den werden wir nicht brauchen. Max verletzt sich nicht so oft.«
Leonies Mutter lächelt zurück. »Ich dachte eher an deinen Mann. Warte mal ab, bis der versucht, einen Nagel in die Wand zu schlagen.«
Beide Frauen kichern verschwörerisch.
Die Jungen drängeln sich an ihnen vorbei. Erst die Zwillinge, dann Tristan und zuletzt Georg. Georg hat heute schon Obst aufgelesen und ist hungrig. Er hat jetzt ein eigenes Zimmer unterm Dach, drei Jobs und will sich von seinem angesparten Geld »eine Maschine« kaufen.
Klaus hat ernsthaft überlegt, ob es sich dabei um einen Entsafter für das viele Obst handelt, aber Max’ Vater meinte, es müsse
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