Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefaehrliche Liebe

Gefaehrliche Liebe

Titel: Gefaehrliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
Vom Netzwerk:
mich, erkennen mein Gesicht, dann werden sie panisch. Hände schieben mich zurück. Stimmen zischen.
    »Hau ab hier, Mädchen.«
    »Machst es nur schlimmer.«
    »Was willst du? Sollen sie ihn umbringen?«
    Aber jetzt klopft mein Herz schon so schnell und heftig, dass ich sie kaum höre. Ich weiß nur, dass das, was da mitten auf dem Platz wartet, für mich bestimmt ist. Als ich mich schließlich durchgekämpft habe und auf den offenen Platz gelange, sehe ich, dass ich recht habe. Und dass Peeta recht hatte. Und die Stimmen hatten auch recht.
    Gale ist mit den Handgelenken an einen Holzpfahl gebunden. Über ihm hängt der Truthahn, den er geschossen hatte, ein Nagel geht durch den Hals des Tiers. Gales Jacke ist zu Boden geworfen worden, das Hemd haben sie ihm vom Leib gerissen. Er kniet bewusstlos auf der Erde, nur die Stricke an den Handgelenken halten ihn. Was einmal sein Rücken war, ist ein rohes, blutiges Stück Fleisch.
    Hinter ihm steht ein Mann, den ich noch nie gesehen habe, doch die Uniform kenne ich. Sie gehört unserem Obersten Friedenswächter. Aber das hier ist nicht der alte Cray. Dieser Mann ist groß und muskulös und seine Hose hat ordentliche Bügelfalten.
    Die Einzelteile wollen sich nicht zu einem Bild zusammenfügen, bis ich sehe, wie er den Arm mit der Peitsche hebt.
     

8
    »Nein!«, schreie ich und mache einen Satz nach vorn. Der herabsausende Arm lässt sich nicht mehr aufhalten, und ich weiß instinktiv, dass ich nicht die Kraft habe, ihn abzuwehren. Stattdessen werfe ich mich genau zwischen Gale und die Peitsche. Ich reiße die Arme hoch, um seinen geschundenen Köper so gut wie möglich zu schützen, da ist nichts, was den Schlag ablenken könnte. Mit voller Wucht trifft er mich auf der linken Gesichtshälfte.
    Der Schmerz ist grausam und unmittelbar. Gezackte Lichtblitze erscheinen vor meinen Augen und ich falle auf die Knie. Mit einer Hand halte ich mir die Wange, während ich mich mit der anderen abstütze, um nicht umzukippen. Ich spüre schon, wie der Striemen dick wird und wie mein Auge zuschwillt. Die Steine unter mir sind nass von Gales Blut, der Geruch des Blutes liegt schwer in der Luft. »Hören Sie auf! Sie bringen ihn um!«, kreische ich.
    Ganz kurz sehe ich das Gesicht meines Angreifers. Hart, mit tiefen Furchen, einem brutalen Mund. Graue Haare, der Kopf fast kahl rasiert, die Augen so schwarz, dass sie nur aus Pupillen zu bestehen scheinen, eine lange gerade Nase, rot von der Eiseskälte. Der kräftige Arm geht wieder hoch, jetzt hat der Mann mich im Visier. Meine Hand fährt an meine Schulter, jetzt ein Pfeil, aber natürlich sind meine Waffen im Wald verstaut. Ich beiße die Zähne zusammen und warte auf den nächsten Hieb.
    »Aufhören!«, befiehlt da jemand. Es ist Haymitch, er stolpert über einen am Boden liegenden Friedenswächter. Darius. Eine gewaltige lilafarbene Beule schiebt sich auf seiner Stirn durch das rote Haar. Er ist bewusstlos, aber er atmet noch. Was ist passiert? Hat er versucht, Gale zu helfen, bevor ich kam?
    Haymitch achtet nicht auf ihn und zieht mich grob hoch. »Na super.« Er fasst mir unter das Kinn. »Sie hat nächste Woche ein Fotoshooting, Hochzeitskleider vorführen. Was soll ich ihrem Stylisten erzählen?«
    Ich sehe ein Zeichen des Erkennens über das Gesicht des Mannes mit der Peitsche huschen. Warm eingepackt, wie ich bin, ungeschminkt, den Pferdeschwanz nachlässig unter den Mantel gesteckt, bin ich wohl nicht ohne Weiteres als Siegerin der letzten Hungerspiele zu erkennen. Vor allem nicht mit einer geschwollenen Gesichtshälfte. Haymitch dagegen ist seit Jahren regelmäßig im Fernsehen zu sehen und ihn vergisst man nicht so leicht.
    Der Mann lässt die Peitsche auf die Hüfte sinken. »Sie hat die Bestrafung eines geständigen Verbrechers gestört.«
    Alles an diesem Mann, seine herrische Stimme, sein merkwürdiger Akzent, ist eine einzige Warnung vor einer unbekannten, schrecklichen Gefahr. Woher kommt er? Aus Distrikt 11 ? 3? Aus dem Kapitol selbst?
    »Und wenn sie das verdammte Justizgebäude in die Luft gesprengt hätte! Gucken Sie sich ihre Wange an! Meinen Sie, die ist in einer Woche kameratauglich?«, fährt Haymitch den Mann an.
    Die Stimme des Mannes ist immer noch kalt, doch ich höre leisen Zweifel heraus. »Das ist nicht mein Problem.«
    »Nein? Na, das wird es aber noch, Freundchen. Wenn ich nach Hause komme, rufe ich als Erstes im Kapitol an«, sagt Haymitch. »Um rauszukriegen, wer Sie ermächtigt hat, das hübsche

Weitere Kostenlose Bücher