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Gefaehrliche Maskerade einer Lady

Titel: Gefaehrliche Maskerade einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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gar kein englischer Lord würde einen mageren zerlumpten Straßenköter wie dich in seine Dienste nehmen. Hau ab, du Bengel, es sei denn“, der Grieche musterte sie mit hinterhältigem, lüsternem Blick, „es sei denn, du hast etwas zu verkaufen.“
    Ayisha erschauderte unmerklich. „Nein, ich verkaufe nur Informationen, Effendi. Wer denkst du, hat den ausländischen Lord zu diesem Haus geführt? Meinst du etwa, sein einfältiger Diener hätte gewusst, wo Zamil wohnt?“
    Sie schnaufte verächtlich und sah dem Riesen frech in die Augen. „Vielleicht könnte der große Zamil oder sein hochverehrter Vertrauter sich dafür erkenntlich zeigen, wie?“
    Der Grieche stutzte, dann lachte er dröhnend und warf belustigt seinen Kopf in den Nacken. „Du gefällst mir, Zwerg“, sagte er und schlug Ayisha kräftig auf den Rücken.
    Seine fleischige Faust schlug gleich darauf krachend gegen die Tür. Das Gitterfenster wurde geöffnet. „Dieser freche Affe hier meint, er sei alt genug, um sich Zamils Ware anzusehen. Lass ihn rein zu seinem Herren.“ Als die Tür aufging, sagte er an Ayisha gewandt: „Pass auf deine großen Augen auf, Zwerg.“
    „Meine Augen?“, fragte sie stirnrunzelnd.
    „Dass sie dir nicht aus dem Gesicht fallen, wenn du Zamils Weiber siehst“, antwortete er, und beide Männer lachten dröhnend über den Witz.
    Ayisha gelang es, halbherzig zu lächeln, dann schlenderte sie scheinbar unbekümmert drauflos. Dabei schlug ihr Herz laut und wild. Das Tor fiel hinter ihr gemächlich ins Schloss. Sie befand sich in einer anderen Welt, die nichts mit der staubigen lärmenden Stadt da draußen zu tun hatte.
    Sie stand in einem weiten Innenhof, der mit honigfarbenen glatten Steinplatten gepflastert und von erhabenen Arkaden umgeben war, die auf reich verzierten Steinsäulen ruhten. In der Mitte des Hofes plätscherte ein Springbrunnen mit einer kleinen Wasserfontäne in einem Marmorbecken, in dem kleine Seerosen schwammen. An einem verschnörkelten Spalier aus Gusseisen rankte sich ein blühender Jasmin empor, der einen betörenden Duft verströmte.
    In einiger Entfernung unterhielten sich etwa ein Dutzend kostbar gewandeter Männer miteinander wie Zuschauer, die auf den Beginn einer Vorstellung warteten. Vor einem verdunkelten Eingang stand ein großer Türke, der an unsichtbare Menschen im Raum Befehle erteilte.
    Ayisha wusste, worauf die Männer warteten. Ihr Magen verkrampfte sich. Zu gerne würde sie jetzt auf die andere Seite des schweren eisenbeschlagenen Tores fliehen.
    Diener reichten den wartenden Männern zur Erfrischung Tee, kalte Fruchtsäfte und kleine Delikatessen. Der würzige Essensduft stieg Ayisha in die Nase. Sie war hungrig, denn sie hatte den ganzen Tag über noch nichts gegessen. Aber selbst wenn man ihr etwas angeboten hätte, was natürlich nicht geschah, an diesem Ort hätte sie keinen Bissen davon herunterbekommen.
    Sie entdeckte den Engländer am anderen Ende des Innenhofs. Seine fremde Kleidung zog neugierige, aber auch feindselige Blicke der umstehenden Männer an, die ihn offenbar nicht bekümmerten. Er begutachtete seine Umgebung mit kühler Distanz.
    Ayisha senkte den Kopf und schlenderte möglichst unauffällig über den Hof. Sie stellte sich mit einigem Abstand hinter ihn und drückte sich wie ein bescheidener Diener an die Mauer.
    Der Engländer sagte etwas zu seinem Dolmetscher, der sich daraufhin dem Mann näherte, der auf einem Podest in der anderen Ecke des Innenhofs saß. Es war ein beleibter Mann in fließenden Seidengewändern. Zamil.
    Nach wenigen Schritten traten ihm Zamils Leibwächter in den Weg, die ihn allerdings nach einem kurzen Gespräch zu Zamil geleiteten. Kurz darauf winkte Zamil den Engländer zu sich.
    Ayisha huschte durch die Wartenden näher.
    Er zog den Lederumschlag aus der Tasche und zeigte Zamil das Bild. Zamil schaute es an und zuckte die Schultern. Der Engländer sagte etwas, was Ayisha nicht hören konnte.
    Sie schlich näher, und dann hörte sie Zamil sagen: „Nein, eine junge weiße Jungfrau bringt einen guten Preis und vor sechs Jahren“, er neigte seinen Kopf hin und her und schien nachzudenken, „wer weiß, was aus ihr geworden ist. Aber eines ist jedenfalls sicher, eine Jungfrau ist sie jetzt nicht mehr.“
    Er blickte in das ausdruckslose Gesicht des Engländers und lachte leise. „Frischer Fisch schmeckt nun einmal besser als alter, nicht wahr?“ Er wies mit einem wulstigen Finger zum Podium. „Die Auktion fängt bald an, wenn

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