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Gefaehrliche Schatten

Gefaehrliche Schatten

Titel: Gefaehrliche Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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Geruchssinn weiter entwickelt. Sie konnte den schwachen Duft der Bougainvillea und den stärkeren von Jasmin riechen, die an den Seiten des Gebäudes wuchsen. Yannis hatte Clematis und Glyzinien an Rankgitter gepflanzt, die die Wege und riesigen Rosenbeete säumten. Darüber lag der Geruch der Landschaft. Sie und Douglas hatten lange Spaziergänge auf der Insel gemacht. Ein Weg, der vom Resort hinauf in die Stadt führte, war durch die Mittelmeermacchia gehauen worden und die Düfte dort hatten sie beinahe schwindlig gemacht – Oreganum, Thymian, Rosmarin, Salbei …
    All diese Düfte lagen jetzt in der Luft und darunter, die tiefen Duftnoten des Meereswassers. Sie hatte nirgends noch diese Düfte gerochen.
    »Ich bin zum Schluss gekommen, dass Kriator definitiv Atlantis war. Ich habe das nachgelesen, und dieser Ort sieht so plausibel aus wie ein beliebig anderer. Man sagt, sie hatten tonnenweise Hightech, was dann während fast zehntausend Jahren verloren gegangen ist.« Sie stupste ihren Mann. »Du bist ein Navy-Taucher. Warum tauchst du nicht hinunter und findest ein wenig Hightech?«
    »Richtig.« Seine tiefe Stimme grollte. »100 Meter tief tauchen und ein verrostetes iPhone finden. Da würden alle aufhorchen.«
    »Aber abgesehen von Hightech, es scheint, sie hatten eine höhere Zivilisation als wir. Atlantis war eine echte Demokratie, und alle lebten in Frieden und Eintracht.«
    Douglas schnaubte: »Waren das Menschen?«
    Allegra stutzte. »Na ja … Auf jeden Fall keine Außerirdischen. Soviel ich weiß.«
    »Dann hat es hier keinen Frieden und Eintracht gegeben. Nur gute Überwachung. Wir als Spezies kriegen keinen Frieden und Einklang auf die Reihe. Das ist nicht in unserem DNA.«
    Worte eines echten Kriegers. Er warf ihr einen schiefen Blick zu, und sie bemerkte, dass er sich für seine Schonungslosigkeit gleich entschuldigen würde. Sie kam ihm zuvor, lächelte und sagte: »Du hast recht. Es ist aber eine tolle Legende.«
    Es war wohl ein Festtag, der oben in der Stadt gefeiert wurde. Lachen und Musik drangen zu ihnen herunter wie aus dem Himmel. Es war vielleicht nicht Atlantis, aber es war wirklich ein zauberhafter Ort.
    Douglas griff nach den Gläsern hinter ihnen und ganz weit seitlich … sah sie Schatten. Die sich bewegten.
    Nein. Nein. Nein.
    Das durfte nicht sein. Keine Schatten, nicht jetzt, niemals wieder.
    Als ihr dann Douglas eines der Gläser reichte, trank sie es auf einen Zug aus. Der Wein rann mit einem kleinen Klick durch ihre Kehle, mit diesem harzigen Geschmack, an den sie sich gewöhnt hatte und den sie liebte.
    Es würde keine Schatten mehr in ihrem Leben geben. Sie lächelte ihn strahlend an und sah, wie er die Augen zusammenkniff.
    »Was?«
    »Nichts, Douglas. Außer, dass ich dir jetzt dein Geschenk geben möchte.«
    Der misstrauische Ausdruck war weg, jetzt zeigte er nur mehr Interesse. »Okay. Du bist also zuerst an der Reihe?«
    Sie nickte entschlossen. »Jawoll. Aber zuerst musst du dich setzen.«
    »Ich muss sitzen, um ein Geschenk zu bekommen? Das klingt spannend.« Sie kehrte in ihren luxuriösen Salon zurück, und er setzte sich, wo sie hinzeigte, auf eines der grünen Seidenbrokatsofas.
    »Jetzt schließe die Augen.«
    Er schloss sie und lächelte. »Das klingt noch besser. Bekomme ich etwas zu trinken?«
    Sie goss ihm noch ein Glas ein und gab es ihm in die Hand. »Hier, aber was immer du tust, öffne nicht die Augen. Und verschütte den Wein nicht.«
    »Honey, ich habe die Hell Week bestanden. Ich glaube, ich kann mit geschlossenen Augen trinken, ohne mich zum Narren zu machen.« Um das Gesagte zu beweisen, nippte er behutsam am Roséwein, seufzte genüsslich und lehnte sich zurück.
    Allegra ging zum riesigen Schrank im Schlafzimmer und holte den Kanun heraus, ein trapezförmiges griechisches Saiteninstrument, das sie an einer der Wände des Hotels gefunden hatte. Yannis hatte sie hocherfreut darauf üben lassen. Er hatte ihr zwei filigrane Silberfingerpicks gegeben, die aussahen wie exotische Fingernägel.
    Der Kanun hatte im Gegensatz zu Dagda auf ihrem Schoß Platz. Ein Segen. Dagda war schwer und unhandlich. Der Kanun war ideal, um ihn im Urlaub zu spielen.
    Er hatte zwei Tonarten, diatonisch und eine Tonart, die nur Moll-Tonleitern hatte und sehr nahöstlich klang. Sie hatte diese gar nicht ausprobiert. Sie hatte die niedrigste Hürde ausgewählt – die Saiten so weit zu verstehen, um ein Lied spielen zu können, das sie komponiert hatte, als sie Douglas

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