Gefährliche Stille
ist, nicht nur...«
»Okay, was ist los?«
»Ich weiß nicht, was du meinst.«
»Oh, doch, das weißt du. Du stehst
total unter Spannung, und das hat nichts mit der Detektei oder mit dem Flugzeug
zu tun — und auch nicht mit dem Tod deines Vaters.«
Nicht mal am Telefon konnte ich ihm
etwas vormachen. »Okay, du hast Recht, aber ich kann jetzt nicht drüber reden.
Da ist etwas, das ich erst noch tun muss.«
»Dann tu’s. Aber ruf mich bitte an.«
»Mach ich, heute Abend. Dann erkläre
ich dir alles.«
Ich schaltete das Handy aus und presste
die Stirn an die kühle Metalltür der Toilettenkabine, in die ich mich zum
Telefonieren verkrochen hatte. Vielleicht war ich ja altmodisch, aber ich
sträubte mich gegen die gängige — und lästige — Praxis, in das Ding zu
sprechen, während man durch Flughafenhallen ging, im Restaurant saß oder den
Einkaufswagen durch den Supermarkt schob.
Hy hatte Recht: Ich stand unter totaler
Anspannung. Aber er konnte ja nicht ahnen, was ich entdeckt hatte und dass ein
Teil dessen, was mir so zusetzte, die Vorstellung war, es ihm zu erzählen. So
abwegig es auch schien, auf irgendeiner Ebene hatte ich Angst, die Eröffnung,
dass ich adoptiert war, würde bewirken, dass er mich mit anderen Augen sah,
sich womöglich fragte, wer diese Frau, die er liebte, wirklich war. Und wieso
auch nicht? Sie bewirkte ja schließlich, dass ich mich mit anderen Augen
sah, mir diese Fragen stellte.
Dann riss ich mich zusammen und ging
meinen Wagen holen, um zum Flughafen-Terminal am North Field zu fahren, wo
unsere neue Cessna 170B — eine wunderschöne rote Maschine mit blauen
Kontrastelementen — gut verzurrt parkte.
Als Hys alte Citabria im letzten Winter
zu Bruch gegangen war, hatten wir befunden, dass wir eine größere, schnellere,
praktischere Maschine wollten. Doch nachdem wir ein Dutzend Maschinen Probe
geflogen und an jeder etwas auszusetzen gehabt hatten, war uns klar geworden,
wie sehr wir den alten Spornrad-Hochdecker vermissten. Dann hatte Sara Grimly,
eine Fluglehrerin auf dem Flugplatz von Los Alegres, wo ich fliegen gelernt
hatte, von unserem Dilemma gehört und mich angerufen. Freunde von ihr hätten
eine ganz besondere Maschine zu verkaufen, und sie meinte, wir sollten sie uns
mal ansehen.
Die Zwo-fünf-zwo-sieben-Tango war
ebenfalls eine Spornradmaschine und außerdem eine echte Schönheit. Das
Besitzerehepaar hatte das fast fünfzig Jahre alte Flugzeug in
heruntergekommenem Zustand, aber intakt auf einem kleinen Flugplatz in North
Carolina entdeckt, es zu retten beschlossen und unter Einsatz von Leib und
Leben nach Los Alegres geflogen. Dort hatten sich die beiden dann in das
ehrgeizigste Restaurierungsprojekt ihres Lebens gestürzt. Sie hatten den Motor
gegen einen neuen mit 180 PS ausgetauscht, das Instrumentenbord neu gestaltet
und mit den neuesten Instrumenten bestückt, das stotternde alte Funkgerät durch
modernste Kommunikationstechnik ersetzt und einen Teil der Heckpartie erneuert.
Dann der kosmetische Teil: neue Sitze, Lackierung, Innenpolsterung, Fußraumauskleidung.
Als Hy und ich das Flugzeug Probe geflogen hatten, war aus dem, was die
Eigentümer als »elende Blechkiste« beschrieben, eine prächtige Maschine
geworden, mit einer Reisegeschwindigkeit von 120 Meilen — sodass man nicht mehr
von den Autos unten auf den Straßen abgehängt wurde — und Platz für drei
Personen mit Gepäck oder vier ohne.
Und sie war traumhaft zu fliegen. Ich
stieg mühelos über die Hügel empor, durch den Luftraum, wo ich mich einst als
Flugschülerin geplagt hatte, glitt federleicht auf die Landebahn herab, auf der
ich so oft das hingelegt hatte, was meine Fluglehrerin eine »Ankunft« nannte — im
Unterschied zu einer richtigen Landung. Und ich wollte diese
Zwo-fünf-zwo-sieben-Tango. Ein Blick zu Hy hinüber sagte mir, dass er genauso
entzückt war.
Also fragten wir, nachdem wir zum
Hangar gerollt waren, die Besitzer, warum sie es verkauften, dieses
Schmuckstück von einem Flugzeug, in dem drei Jahre Mühe und Investitionen
steckten.
Die beiden wechselten einen Blick. Hy
und ich auch: War hier irgendwas faul?
Dann gestand der Mann den Grund:
Letzten Monat waren sie in Louisiana gewesen und hatten abermals Leib und Leben
riskiert, um eine klapprige alte Cessna Bird Dog — ursprünglich als
Aufklärungs- und Beobachtungsflugzeug Anfang der 50er Jahre für die Armee
gebaut — nach Los Alegres zu überführen. Die stand jetzt im Hangar und wartete
darauf, hergerichtet
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