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Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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und Geflüster, immer wieder Geflüster. Der beißende Geruch von Laugenseife, ungeduldige Hände und barsche Stimmen, als man sie abgeseift hatte wie ein Gassenkind aus dem Rotlichtviertel. Die Befriedigung, als sie ihre Zähne in eine dieser Hände geschlagen hatte.
    Zumindest gelang es ihr, darüber zu lächeln. Doch sie zitterte, ihr war übel, und Schweiß sammelte sich zwischen ihren Brüsten, als sie sich an den nüchternen weißen Raum erinnerte. Das nachhallende dumpfe Geräusch der Tür, die ins Schloss fiel. Sie konnte nicht daran vorbei – nicht einmal, um Antworten zu finden.
    Sie musste Harry wecken, ihm ihre Geschichte und auch von ihrem Verdacht erzählen. Auch auf die Gefahr hin, dass sie das bedächtige, milde Licht in seinem Blick aufsteigen sah, wenn ihm bewusst wurde, wie verrückt sie klang. Sie rieb sich die Augen, als würde das die Panik lindern. Verdammt. Warum musste es ausgerechnet Harry sein?
    Ihr blieb nichts anderes übrig. Sie setzte sich auf, stieg aus dem Bett und zog sich einen Morgenmantel über. Ihr Körper tat an den merkwürdigsten Stellen weh – fast so, als hätte irgendjemand sie die Treppe hinuntergestoßen. Vor Erschöpfung fühlte sie sich noch immer benommen und verwirrt, aber sie wusste, dass sie sowieso nicht mehr schlafen könnte.
    Sie knotete den Gürtel ihres Morgenmantels zu, machte die Tür auf und verließ ihre Gemächer. Sie war schon im Flur, als ihr in den Sinn kam, dass sie erst darüber nachdenken musste, wo Harry sein Schlafquartier bezogen hatte. Sie musste einen der Männer fragen, die im Haus Wache liefen. Sie hatte sich gerade auf den Weg zur Treppe gemacht, als sie unvermittelt stehen blieb. Eine dunkle Silhouette, die an die Wand gelehnt saß, fesselte ihre Aufmerksamkeit.
    Sie blinzelte. »Mudge?«
    Der Junge drehte den Kopf zu ihr. Er kauerte auf dem Boden vor der anderen Tür zur Hauptsuite und hatte die Arme auf den Knien verschränkt. »Mylady«, begrüßte er sie und kam auf die Beine.
    »Setz dich wieder hin«, wies sie ihn an und ging zu ihm. »Haben wir dir kein Zimmer zugewiesen?«
    Er richtete sich trotzdem auf, bis er sie überragte. Sein Lächeln war atemberaubend. »Natürlich haben Sie das, Ma’am. Ich … passe auf.«
    Plötzlich hörte sie ein Stöhnen. Schwach, schaurig. Dann eine Männerstimme, die schnell und drängend etwas sagte. Die Geräusche kamen aus dem Schlafzimmer der Hauptsuite, das an ihres grenzte.
    »Was ist da drin los?«, wollte sie wissen und wandte sich der Tür zu.
    Sie wollte gerade den Türknauf ergreifen, als Mudge ihre Hand packte. »Bitte, Ma’am, nicht. Er ist gerade erst eingeschlafen.«
    Sie starrte Mudge an, als wäre er verrückt geworden. Ihr Herz stockte. »Wer? Harry? Ist das Harry da in dem Schlafzimmer?« Sie versuchte, Mudge abzuschütteln. »Ich will nicht, dass er direkt nebenan schläft.«
    Harry redete noch immer – abgehackt, drängend, als würde er Befehle geben.
    Mudge ließ sie nicht los. »Wenn Sie ihn wecken, wird er nicht wieder einschlafen.«
    Sie hörte auf, sich aus seinem Griff winden zu wollen. »Er schläft?«
    »Zum ersten Mal seit ungefähr einer Woche, glaube ich.«
    »Mit wem redet er?«
    »Mit seinen Männern. Ich glaube, er geht noch mal die Schanze bei Ciudad Rodrigo hinauf.«
    Sie spürte, wie die Worte sich wie Ranken eiskalt um ihr Herz schnürten. Albträume. Harry hatte Albträume. Er hatte seine eigenen Gespenster mit ins Haus gebracht. Kate konnte den Schauder nicht unterdrücken, der sie durchströmte.
    »Solltest du ihn nicht wecken?«, fragte sie.
    »Das macht es nur noch schlimmer.«
    »Was tust du dann hier?«
    Er senkte den Kopf und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Ich will sicherstellen, dass es ihm … gut geht.«
    Kate hatte das Gefühl, dass er zuvor schon auf Harry aufgepasst hatte. Sie fragte sich, ob Harry davon wusste.
    »Ich weiß das zu schätzen, Mudge«, sagte sie und tätschelte seinen Arm. »Doch ich muss mit ihm reden. Ich habe Informationen für ihn.«
    Oder den Beweis, dass ihr Verstand sich wirklich und wahrhaftig verabschiedet hatte.
    Mudge warf einen Blick zur Tür, durch die hindurch sie jetzt hören konnten, wie Harry jemanden anbrüllte, er solle weitergehen, weitergehen, verdammt noch mal. Er klang verzweifelt und so müde, als wüsste er im Traum bereits, dass er tote Männer ermahnte.
    »Ich werde dir etwas sagen«, erklärte sie und steckte die Hände in die Taschen ihres Morgenmantels. »Können wir Lord Drake eine

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