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Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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zurück, hätte Kate beinahe gefleht. Doch sie tat es nicht. Sie flehte nicht mehr. Nie mehr würde sie das tun. Sie würde die Dunkelheit überleben – wie sie es immer getan hatte.
    Als die Kerze erlosch, blieb Harry nur einen Moment lang stehen, bevor er zur Tür stürmte und sie aufriss.
    »Mudge!«, schrie er, als wäre er in einem Feldlager. »Kerzen!«
    Seine Stimme zitterte ein wenig, und Kate wusste, dass er genauso aufgewühlt war wie sie.
    Es war nicht viel. Aber es war immerhin etwas.
    »Was meinen Sie damit? Sie ist entkommen?« Die Stimme klang ruhig.
    Der Mann, der vor dem Schreibtisch stand, fuhr sich mit gespreizten Fingern durch seine perfekte Kurzhaarfrisur. »Jemand hat sie geraubt.«
    Sein Gegenüber war nicht gerade erfreut. »Geraubt. Wie eine Taschenuhr?«
    Er sank auf dem Stuhl zusammen und richtete den Blick auf den kunstvollen türkischen Teppich unter seinen Füßen. »Wir haben wie besprochen im Angel gewartet. Wir wollten ihre Kutsche abfangen, als sie durch die Downs fuhr. Doch …« Er zuckte mit den Schultern und hob die grauen Augen. »Jemand ist uns zuvorgekommen.«
    »Und Sie haben sie nicht verfolgt?«
    »Meine Leute suchen noch immer. Ich habe mich verpflichtet gefühlt, hierherzukommen und Ihnen Bescheid zu geben.«
    »Und ich danke Ihnen. Es war klug, während der Beerdigung zu kommen. Sie sollten nicht besonders auffallen.« Ein trockenes Lächeln erschien auf seinen scharf geschnittenen Zügen. »Ich kann mir vorstellen, dass Ihnen genug Anteilnahme durch den Tod Ihrer Frau zuteilwird.«
    Der junge Mann zuckte zusammen. »Meine Kinder …«
    »Werden es verstehen, das verspreche ich. Sie haben nur getan, was zu tun war. Wir konnten ohne Sie nicht handeln.« Mit dem Finger tippte er auf die Schreibunterlage aus Leder. »Ich fürchte allerdings, dass sich durch diesen Rückschlag alles verzögern wird.«
    Der Mann erhob sich und zupfte an seiner Jacke. »Wir werden sie finden.«
    Er war kaum durch die Tür gegangen, als eine versteckte Tür neben den Bücherregalen aufschwang. Eine schöne Frau mit kastanienbraunem Haar, großen Augen und einer üppigen Figur trat ins Zimmer.
    »Es ist zu schade, dass Sie sich auf jemanden wie ihn verlassen müssen«, sagte sie mit deutlich französischem Akzent. »Ich hätte mich um die Duchess gekümmert.«
    »Sie werden ganz bestimmt noch Ihre Chance bekommen, Mimi.«
    Mimi schenkte zwei Gläser Brandy ein und nahm auf dem gerade frei gewordenen Stuhl Platz. »Sie haben es versprochen«, sagte sie und reichte ihm eines der Gläser. »Ich darf es zu Ende bringen. Ich hatte noch keinen Spaß, seit der Chirurg getötet wurde.«
    Ihr Landsmann nahm den Brandy und nippte daran. Es wäre nicht hilfreich gewesen, der rothaarigen Dirne zu sagen, wie widerwärtig sie war. Tja, Not kennt kein Gebot.
    »Ich fürchte, wir werden nicht darauf warten können, dass Sie die Duchess töten. Wie auch immer – wenn es erledigt ist, spricht nichts dagegen, dass Sie ein bisschen Spaß haben. Würden Sie gern in die Fußstapfen des Chirurgen treten und ein bisschen ritzen?«
    Die rothaarige Frau erschauerte vor Freude. »Oh ja. Das würde Mimi gefallen.«
    Als könnte sie es kaum erwarten, die Neuigkeiten zu teilen, griff sie unter ihren Rock und zog ein gefährlich aussehendes Fleischermesser hervor, das wie ein Krummsäbel gebogen war. Sie hob es an, sodass das Licht über die Klinge glitt. »Ihre Messer fühlen sich einsam.«
    »Gut. Ich habe den perfekten Spruch, um ihn auf der Duchess of Murther zu hinterlassen.«
    Oh ja, einen sehr guten Spruch sogar. Plötzlich war Mimi nicht mehr die Einzige, die vor Freude erschauerte.

Kapitel 3
    »Oh Mudge«, sagte Kate mitfühlend und legte ihre Hand auf den Arm des Jungen. »Dass du beim Militär bist, ist die reine Verschwendung. Du solltest für mich arbeiten.«
    Der Junge mit den großen Augen blinzelte, als hätte er gerade eine Vision gehabt. Kate war nicht überrascht. Sie hatte ihre Koffer noch nicht bekommen und ihr Kleid noch nicht gewechselt, doch sie hatte Kerzen. Sie fühlte sich vor Erleichterung beinahe ausgelassen, und Mudge war ein hübscher Junge. Und das bedeutete, dass sie, zusammen mit dem Frühstück, das Mudge gerade gebracht hatte, einen kleinen Flirt genoss. Immerhin war Mudge derjenige, der sie gerettet hatte.
    Na gut. Harry hatte die Kerzen geordert, aber Mudge hatte mindestens ein Dutzend davon gebracht. Kates erster Impuls war es gewesen, die Kerzen auf allen Oberflächen im Raum zu

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