Gefaehrliche Versuchung
du mich nicht aufhalten können.«
Harry schüttelte den Kopf, doch er war insgeheim beeindruckt. »Gott, ich kann es kaum erwarten, dich endlich Drake zu übergeben.«
Es war, als hätte er einen Knopf betätigt. Mit einem Mal war Kate, die Verführerin, zurück. Ihre Augen wirkten glutvoll, leichthin, frech. »Genau wie ich«, sagte sie. »Er ist viel … empfänglicher. «
Plötzlich war Harry wütend. »Hör auf.«
Sie zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen. »Womit?«
Und dann sah er es in ihren Augen: Ein Flackern, nicht mehr als ein kurzes Aufblitzen eines Schmerzes, der so tief und hilflos war, dass es ihn bis ins Innerste erschütterte. Er wünschte sich, er hätte es nicht bemerkt. Es war ein weiterer Riss in Kates mutiger Fassade. Er wollte sich nicht noch mehr in Kates Probleme verstricken lassen, sondern er wollte sie übergeben und endlich mit ihr abschließen – mit allem abschließen.
»Hier gibt es niemanden, der verführt werden könnte«, sagte er.
Wie nicht anders zu erwarten, reagierte Kate mit einem zu strahlenden Lächeln und tänzelte dann zu ihren Bediensteten, die sich versammelt hatten. »Und jetzt, Finney, müssen Sie und ich uns darüber unterhalten, wer die Verantwortung trägt.«
Und seltsamerweise blieb Harry mit einem Gefühl des wachsenden Respekts für Kates Stärke zurück.
Dem Himmel sei Dank, dass sie wahrscheinlich unschuldig ist , dachte er und sah ihr hinterher. Denn wenn sie mit den Löwen zusammenarbeitete, würde Prinny spätestens zu Weihnachten die Morgenandacht auf Griechisch singen.
Als Kate zu Finney ging, blieb sie so nah wie möglich an den Fenstern. Die Sonne war aufgegangen, und Kate wollte die wärmenden Strahlen auf ihrem Gesicht spüren – vor allem nach der letzten unfassbaren Auseinandersetzung mit Harry. Er sah zu viel, er kam ihr zu nahe. Und dann war er mit einem Mal verschwunden. Sie wollte das nicht noch einmal überstehen müssen.
Sie musste aufhören, an Harry zu denken, und aufmerksam sein. Sie musste sich selbst in den Griff bekommen. Wenn sie das nicht schaffte, würde Harry die Kontrolle übernehmen, und das konnte sie nicht zulassen.
Es war jedoch schwierig. Kein Gedanke passte zu dem anderen. Kein Herzschlag ließ sich von dem anderen trennen, um die drängende Panik in ihrer Brust zu beruhigen. Sie konnte nur noch denken, dass Bea verloren wäre, wenn sie jetzt auch nur eine Sekunde zögerte.
Ihre Schritte hallten in der Dunkelheit, als sie zu Finney ging, der beschämt und blutend auf dem Boden saß. Und da waren auch Thrasher, Maurice und George – angesengt, ein bisschen blutig, aber lebendig. Sie seufzte erleichtert.
»Wenn ich euch so ansehe«, sagte sie und zuckte bei dem schrillen Klang ihrer Stimme zusammen, »hatte ich es im Keller besser. Keiner von euch darf in meiner Kutsche mitfahren – so wie ihr ausseht.«
Thrasher, der gerade die Ausrüstung auf einen Stapel legte, sah auf und warf ihr ein freches Lächeln zu. »Teufel, Euer Gnaden, Sie hätten die anderen sehen sollen. Wir haben sie unter die Erde gebracht.«
»Und du, George?«, fragte Kate und lächelte ihn an, als sie seine Hand nahm.
Georges Lächeln war strahlend. »Ich habe meine Pflicht erfüllt, Katie. Mehr als das.«
Sie nickte entschlossen. »Sehr gut. Ich bin traurig, dass ich nicht die Chance hatte, eine Waffe zu führen.«
»Sie schießen?«, fragte Schroeder, die neben ihr stand, überrascht.
Sie lächelte sie strahlend an. »Das hat mir die Tochter eines Generals beigebracht. Und jetzt wird Mudge zu meiner Waffensammlung auch Essbesteck zufügen. Ich bin begeistert.«
Ihr Herz stockte, als sie den Zustand von Thrashers Ärmel bemerkte. »Thrasher«, sagte sie knapp und wies auf den versengten Samtstoff seiner heiß geliebten Uniform in Rot und Gold, »ich verbiete jedem, für mich zu arbeiten, der nicht auf sich aufpasst. Maurice, kümmern Sie sich um ihn.«
Thrasher errötete. »Ja, Euer Gnaden.«
Sie nickte entschlossen. »Ich würde mich gern bei euch allen bedanken, dass ihr mir zu Hilfe gekommen seid. Ihr könnt euch meiner unsterblichen Dankbarkeit sicher sein … Nun ja, bis auf Frank. Er muss die Strafe dafür zahlen, dass er geglaubt hat, ich würde einen leeren Weinkeller als angemessene Unterkunft für eine Duchess betrachten.« Während sie sprach, sah sie sich um. »Und wo ist Frank? Ich habe beschlossen, ihm zu vergeben. Schließlich war Harry derjenige, der die Anweisung gegeben hat, also werde ich ihn stattdessen
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