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Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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bestrafen.«
    Ihr fiel auf, dass alle zu Harry blickten, als erwarteten sie von ihm, dass er etwas sagte. Dann machten sie den Fehler, zu den drei abgedeckten Körpern auf dem Boden zu schauen. Kate sah ebenfalls zu den Leichentüchern. Sie hielt inne, und ihr Herz stockte. Bei einem war das Tuch ein wenig verrutscht. Ein roter Haarschopf blitzte hervor.
    Oh …
    Eine ganze Weile konnte sie nichts sagen, nur erschüttert schweigen. Ein weiterer Geist, der mit ihr durch die Nacht gehen würde. »Du wirst mir die Wegbeschreibung zu Franks Familie geben«, sagte sie zu Harry, ohne den Blick von dem Haufen zu wenden, der inmitten der Trümmer so leicht zu übersehen war.
    »Das ist nicht dein …«
    Sie warf ihm einen unerbittlichen Blick zu. »Es ist mein Leben, das er gerettet hat.«
    »Vielleicht, sobald wir einen sicheren Unterschlupf gefunden haben«, schlug Harry vor. »Jetzt steht allerdings die Kutsche bereit. Wir müssen aufbrechen, solange wir noch können.«
    »Wir haben Ihren Koffer gepackt, Lady Kate«, sagte Barbara.
    Kate ging an ihr vorbei. »Zum Teufel mit dem Gepäck. Versprecht mir einfach, uns zu Bea zu bringen.«
    Harry versuchte, sie aufzuhalten. »Ich habe dir gesagt, Kate …«
    »Thrasher«, sagte sie und würdigte Harry keines Blickes, »hat Billy, der Axtmann, Bea bedroht?«
    Thrasher nickte nachdrücklich. »Ich habe den Kerl selbst gehört.«
    »Ich habe es auch gehört«, gab Finney zu. »Er meinte, nachdem er Sie getötet hätte, wäre sie die Nächste.«
    Kate nahm die Herausforderung an. »Das bedeutet, dass die Diskussion hiermit beendet ist.« Und in einer Wolke aus azurblauer Wolle eilte sie den anderen voran aus dem Haus.

Kapitel 6
    Es dauerte vierzehn Stunden, bis sie Mayfair erreicht hatten. Es wäre vielleicht bequemer gewesen, wenn sie bei den Herbergen der Poststationen gehalten hätten, die Kate für gewöhnlich auf dem Hin- und Rückweg zum nahe gelegenen Landsitz Eastcourt aufsuchte, doch sie musste Harry zustimmen, dass es sie viel zu verwundbar gemacht hätte. Die Pferde waren von minderer Qualität, und die Wechsel gingen weniger schnell vonstatten, aber die Reise verlief ruhig und ohne Zwischenfälle.
    Als sie in die Curzon Street einbogen, fühlte Kate sich, als würde sie durch die Anstrengung, sich zusammenzureißen und still zu sein, jeden Moment platzen. Sie hatte nicht geschlafen, weil sie es nicht ertragen konnte, die Augen zu schließen. In der Dunkelheit wurde ihr schwindelig, und die Enge der Kutsche verstärkte dieses Gefühl noch. Sie aß nichts und spürte nicht einmal mehr ihre Wut, nur Schuldgefühle wegen Frank, der sich bemüht hatte, nett zu sein. Und die aufreibende Sorge um Bea, durch die ihr der Weg noch länger vorkam. Das stärker werdende Gefühl, dass sie die liebe Bea in Gefahr gebracht hatte, ohne sich dessen bewusst zu sein, quälte sie.
    Von dem Moment an, als Harry ihr gesagt hatte, warum er sie gefangen gehalten hatte, hatte Kate sich auf die Vermutung verlassen, dass er sich irrte. Sie war sich sicher gewesen, dass der Chirurg, der wusste, dass sein Leben verwirkt war, ihnen dreiste Lügen aufgetischt hatte, um sie von der eigentlichen Beute abzulenken. Doch Billy, der Axtmann, hatte sie verfolgt. Wenn Harry nicht so schnell gehandelt hätte, dann wäre sie jetzt tot. Und das hieß … das hieß, dass sie etwas wissen musste. Sie wusste nur nicht, was.
    Sie hatte Barbara nicht angelogen. Sie kannte jeden in der feinen Gesellschaft – diejenigen, die sie gern traf, und auch diejenigen, die sie nicht mochte. Aber ganz sicher hatte ihr niemand Geheimnisse ins Ohr geflüstert … nun ja, jedenfalls nicht diese Art von Geheimnissen. Gewiss, ihr Onkel Evelyn hatte zugegeben, ein Löwe zu sein, doch sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie zuletzt mit ihm zusammen gewesen war. Wie der Rest ihrer Familie hatte auch Onkel Evelyn sie nie akzeptiert.
    Offensichtlich trug sie den rätselhaften Vers nicht bei sich. War es möglich, dass er sich im Haus in der Curzon Street verbarg? War es möglich, dass jemand, der sie besucht hatte, den Vers irgendwo versteckte und dachte, dass dieser in einem Haus, in dem politische Interessen keine Rolle spielten, sicher war?
    Harry würde von ihr erwarten, es herauszufinden. Sie wusste nicht einmal, wo sie anfangen sollte. Und in der Zwischenzeit wurde sie von der Vorstellung geplagt, dass Bea nichtsahnend in dem kleinen Tagessalon saß, wo sie so gern Hummeln auf Kissenbezüge stickte, während die Mörder

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