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Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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Zofe packte Beas Sachen zusammen, während Barbara bei Bea blieb. George und Thrasher spannten gerade neue Pferde an, Maurice durchsuchte die Küche nach Lebensmitteln, mit denen sie sich auf ihrer Flucht versorgen wollten, und Parker und Mudge hielten Ausschau nach Eindringlingen.
    »Wir haben euer Gepäck schon auf die Kutsche verladen«, protestierte Harry, der an der Tür zu ihrem Boudoir stand.
    »Nichts Praktisches«, erwiderte sie und warf ein Paar Stiefelchen aus Stoff in eine Reisetasche. »Es ist schwierig, in Seide und Spitze um sein Leben zu rennen.«
    So schnell sie konnte, suchte sie robuste Kleider, noch robustere Stiefel, Unterwäsche und Umhänge zusammen. Da sie nur darauf achtete, sich zu beeilen, bemerkte sie nicht, wie Harry seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes richtete.
    »Das ist er also«, dachte er laut.
    Sie faltete Kleider zusammen und machte sich nicht die Mühe aufzublicken. »Was?«
    »Der Standspiegel.«
    Sie schaute hoch und sah sein Bild von Kopf bis zu den Stiefeln in ihrem berühmt-berüchtigten Spiegel. Er beobachtete sie im Spiegel. Sie lächelte, weil sie wusste, dass er es erwartete. »Es reizt die Vorstellungskraft, nicht wahr?«
    Er wandte seine Aufmerksamkeit seinem eigenen Spiegelbild zu. »Ich bin mir nicht sicher.«
    Als Kate fünf Minuten später ihre Reisetasche zumachte, stand er noch immer dort und sah in den Spiegel. Sie konnte sich nicht vorstellen, was er so interessant fand. »Fertig?«
    Er schien zusammenzuschrecken. »Ja.«
    Er nahm ihr die Tasche ab und öffnete die Tür. Kate war ihm gerade in den Flur gefolgt, als sie unten einen Aufruhr hörte. Harry blieb stehen.
    »Ihre Durchlaucht ist nicht zu Hause«, hörte Kate Finney betont würdevoll sagen.
    »Werden Sie nicht unverschämt«, erklang die Antwort. »Natürlich ist sie da. Ich habe das Haus beschatten lassen. Lassen Sie mich jetzt rein. Ich bin ihr Bruder, der Duke.«
    Kate starrte zur Treppe. Edwin? Hier? Normalerweise hätte sie sich sofort darüber lustig gemacht, dass Edwin sich immer und überall dazu gezwungen sah, die Menschen daran zu erinnern, dass er der Duke war. Fast so, als wäre er sich seiner eigenen Unzulänglichkeiten bewusst. Doch heute Abend löste der Klang seiner Stimme eine schlimme Vorahnung in ihr aus. In den letzten Tagen war einfach zu viel passiert. Sie glaubte nicht, dass sie noch eine Überraschung ertragen konnte.
    »Möchtest du, dass wir ihn hinausgeleiten?«, fragte Harry mit einem schmallippigen Lächeln.
    »Um dann gehängt zu werden, weil ihr einen Lord des Königreiches angerührt habt? Das würde er tun. Edwin ist eifersüchtig darauf bedacht, dass er als Duke angemessen gewürdigt wird.«
    Plötzlich tauchte Finney oben an der Treppe auf. »Was soll ich tun? Er hat zwei Polizisten dabei.«
    Kate erstarrte. Polizisten? Das konnte nicht stimmen. Sie war anscheinend noch immer benebelt, weil sie im Keller eingesperrt gewesen war. »Er wird Bea Angst machen«, sagte sie und eilte in Richtung Treppe. »Ich muss zu ihr.«
    Harry packte sie am Arm. »Warte. Du kannst nicht einfach nach unten stürmen. Wir wissen nicht, warum er hier ist. Er könnte …«
    Dieses Mal musste Kate lächeln. »Ein Löwe sein? Komm schon, Harry, du kennst Edwin. Er hat nicht die Fantasie für eine Verschwörung.«
    Mit einem Lächeln für Harry folgte sie Finney die Treppe hinunter und in den Salon, wo Edwin sich vor Bea aufgebaut hatte und aussah, als würde er sich so unwohl fühlen wie ein Methodist, der einem Hottentotten begegnete. Für gewöhnlich verfolgte Kate die Auseinandersetzungen zwischen den beiden mit Freude. Und für gewöhnlich genoss Bea es auch, den Duke zu verwirren. Aber heute Abend wirkte Bea wie ein Kaninchen, das in die Enge gedrängt worden war, und ihr Blick war auf zwei Hünen gerichtet, die unbewegt an beiden Seiten der Salontür standen.
    Kate schenkte ihnen nicht mehr als flüchtige Aufmerksamkeit. »Edwin, was für eine Überraschung. Du hast Bea und mich gerade noch erwischt – wir wollten soeben aufbrechen.«
    Edwin wirbelte herum, als hätte Kate ihn hinterrücks überfallen. Er hatte nicht einmal seinen Hut abgelegt. Für einen so aufgeblasenen Mann hätte Edwin eigentlich größer, kräftiger sein müssen. Er sah allerdings eher aus wie ein Maulwurf mit Haarausfall. Heute wirkte er geradezu … beschwingt.
    In dem Moment schien ihm klar zu werden, dass Kate nicht allein war, sondern ein paar eigene Hünen dabeihatte. Mudge und Parker stellten sich neben

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