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Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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unaufhaltsam näher kamen.
    Als sie schließlich an der schmucklosen, rot geklinkerten Fassade ihres Hauses vorbeikamen und nichts Ungewöhnliches zu bemerken war, wäre Kate fast zusammengesunken. Ihr wurde klar, dass sie beinahe damit gerechnet hätte, dass das Haus zerstört wäre und Rauch aufsteigen würde – so wie sie Diccans altes Kloster hinterlassen hatten.
    In der dunkler werdenden Dämmerung wirkte alles friedlich. Licht drang aus einem Oberlicht über der Tür und aus den Fenstern an der Vorderfront des Hauses. Ein paar Droschken ratterten die Straße entlang, und ab und an lief ein Fußgänger vorbei. Aber die Mehrheit der Bewohner war in ihrem eigenen Zuhause.
    Die Kutsche bog auf die Clarges Street und fuhr in die Stallungen, die sich an der Hinterseite des Hauses befanden. Dort hielt sie an. Thrasher rannte los, um die Pferde festzuhalten, während Harry sich steif aus dem Sattel des gemieteten Pferdes schwang. Zwei Poststationen zuvor hatte er sich das knochige graue Tier geliehen. Das Pferd drehte sich um und biss nach ihm. Harry tätschelte dem Tier die Nüstern und beugte sich dann ins Fenster der Kutsche. »Warte hier.«
    Und ohne ein weiteres Wort lief er den Weg entlang und durch das Tor in Kates ordentlichen kleinen Garten. Sie verlor ihn aus den Augen. Doch sie ahnte, wohin er wollte. Die Bibliothek schloss sich rechts an den Garten an, Stufen führten hinab in die Küche. Sie würde ihm fünf Minuten geben. Dann würde sie – Erlaubnis hin oder her – aussteigen.
    Endlich öffnete Mudge die Tür zur Kutsche und klappte die Stufen aus. »Er hat uns ein Zeichen gegeben hereinzukommen.«
    Kate ergriff Mudges Hand, hob ihr Kleid etwas an und kletterte die Stufen hinab auf den Hof, der mit Kopfsteinpflaster ausgelegt war. Im Laufschritt folgte sie Harry. Sie machte die Küchentür auf und erblickte ihre beiden Küchenmägde, die gerade Gemüse schnitten.
    »Lady Bea?«, rief sie eindringlich.
    Eine der jungen Frauen war geistesgegenwärtig genug, um auf die mit grünem Tuch bespannte Tür zu deuten. »In ihrem Salon, Lady Kate. Lady Kate, Ihr Bruder …«
    Ihr Bruder konnte warten. Kate hob den Rock wieder an und rannte die Bedienstetentreppe bis ins Erdgeschoss hinauf und den Flur entlang zum gelben Tagessalon. Und dort saß Bea. Sie trug ein ordentliches Kleid aus grauer Merinowolle und heller Spitze, hatte eine Brille mit kleinen runden Gläsern auf der Nasenspitze und eine Nadel und gelbes Garn in der Hand.
    Harry stand neben Bea, doch Kate hatte keine Augen für ihn. Sie nahm nur ihre liebe Bea wahr, die lächelte, als wäre Kate gerade von einer langen Seereise zurückgekehrt. Bea sah so ruhig und gelassen aus, dass jeder glauben musste, sie wäre vollkommen ungerührt. Aber Kate sah die Ergebnisse der Stickkunst ihrer Freundin. Die Hummel, die Bea für gewöhnlich im Schlaf sticken konnte, sah eher wie ein schwarz-gelber Wirbelsturm aus, und die Hände ihrer lieben Freundin zitterten.
    Kate fiel auf die Knie und ergriff Beas bebende Hände. »Also, meine Liebe, wie du siehst, lasse ich dich nicht im Stich. Was hältst du von einem kleinen Abenteuer?«
    Tränen schimmerten in Beas Augen, und sie löste eine Hand, um damit über Kates zerzaustes Haar zu streichen. » Die Geheimnisse des Udolpho? «
    Kate lachte leise. »Leider nein. Nichts so Romantisches wie Geister oder mysteriöse Mönche. Tatsächlich nichts Exotischeres als Löwen. Doch die scheinen uns auf den Fersen zu sein und zu glauben, dass ich den verdammten Vers habe, den alle suchen.«
    Bea legte den Kopf leicht schräg und sah wie ein apartes Vögelchen aus. »Zaubertrick?«
    »Ich schwöre es, meine Liebe, ich verstecke nichts. Aber du musst mir helfen, das alles zu begreifen. Ich gebe zu, dass ich ratlos bin. Wir können allerdings nicht hierbleiben.«
    Bea nickte, tätschelte Kates Wange und packte ihr Stickzeug zusammen. »Fuchsjagd.«
    »Stimmt genau«, erwiderte Kate und erhob sich. »Wir werden untertauchen. Ich habe keine Lust, auf freiem Feld erwischt zu werden, wenn der nächste Angriff kommt. Ich möchte mich lieber nicht mit Waffen auseinandersetzen müssen. Obwohl ich bald die raffiniertesten Tricks mit Messern lernen werde.«
    Allerdings wurde der nächste Angriff nicht mit Pistolen oder Messern ausgeführt. Es war ein Angriff mit einem Schreiben, und ebenjenes Schreiben stammte von ihrem Bruder.
    Kate war nach oben gegangen, um ein paar Dinge für Bea und sich zusammenzusuchen. Harry war ihr gefolgt. Kates

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