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Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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Gefühl nicht weiter nachgehen, es nicht weiter ergründen. Denn wenn sie es tat, würde sie vielleicht diesen perfekten Moment verlieren.
    Es war jedoch unvermeidbar. Sie musste ihn sehen. Aber als sie die Augen aufschlug, wusste sie bereits, dass es ein Fehler war. Die Bäume standen an der falschen Stelle. Und wo war die Eiche? Sie erkannte nur Ziegelsteinmauern und Sonnenlicht, das sich in einer Fensterscheibe spiegelte. Und es gab keine Glockenblumen. Es gab überhaupt keine Wildblumen. Der Frühling war längst vorbei. Die Rosen waren voll erblüht, und die Blätter an den Platanen waren gelb und schwebten durch einen trüben Stadthimmel. Sie blinzelte, bereit, sich zu verstecken. Doch sie musste Harry sehen.
    Aber auch mit ihm stimmte etwas nicht. Das Gesicht, das sie über sich sah, gehörte einem älteren Mann. Die Züge waren härter, schmaler, mit Fältchen um die Augen. Augen, die wie Eis im Sonnenlicht glitzerten.
    Kates Herz begann zu rasen. Panik schien ihr den Atem zu rauben. Nein, das war ganz sicher nicht Harry. Es war nur eine weitere Illusion. Ein weiterer Wunsch, der zu Schmerz und Trauer verdorrte. Sie würde sich wieder in sich selbst zurückziehen, wo alles sicher und ruhig war. Und so schloss sie die Augen.
    »Oh nein, das tust du nicht«, hörte sie den älteren Harry sagen, und er schüttelte sie unsanft. »Komm zurück, Katie, mein Kätzchen. Sprich mit mir.«
    In dem Moment wusste sie, dass es wirklich Harry war. Niemand sonst hatte sie je so genannt und war damit durchgekommen.
    »Mach die Augen auf, Kate. Du bist in Sicherheit. Du bist zu Hause.«
    Sie konnte ihm nicht antworten. Sie hatte nicht den Mut dazu. Was, wenn es eine Lüge war? Was, wenn sie aufblickte und nichts sah außer kahlen weißen Wänden? Sie wollte nicht, dass er versuchte, sie aus der Sicherheit ihres eigenen Schweigens zurückzuholen. Sie konnte es einfach nicht mehr riskieren.
    »Kate«, sagte Harry, »du machst Lady Bea Angst.«
    Der Name wirkte wie ein Riechfläschchen unter ihrer Nase. Sie durfte Bea keine Angst einjagen. »Wo ist sie?«
    War das ihre Stimme? Sie klang rau und zaghaft.
    »Sie sitzt in der Bibliothek und wartet auf dich. Doch ich wollte, dass du zuerst das Sonnenlicht spürst. Jetzt mach die Augen auf. Uns läuft die Zeit davon, und es gibt noch einiges zu tun.«
    »Bist du echt?«, fragte sie. Durch die geschlossenen Augenlider schützte sie sich noch immer vor der Wahrheit.
    »Sehr echt sogar. Geht es dir besser?«
    Kate hätte beinahe gelacht. Sie konnte noch immer das klagende, verlorene Murmeln in ihrem Kopf hören. Und noch etwas anderes, eine andere Stimme. Sie lauschte danach, aber inzwischen war sie weg – zurückgelassen in den Ecken eines Irrenhauses. Aus irgendeinem Grund ließ das Flüstern dieser Stimme sie jedoch auch jetzt nicht los. Fast so, als sollte sie sich daran erinnern.
    Nein. Sie sollte sich an nichts an jenem Ort erinnern. Sie musste es verschließen. Wie immer. »Mir geht es gut«, sagte sie, als würde sie es so meinen. »Gut.«
    »Wo warst du gerade?«
    »In Sicherheit«, flüsterte sie und hatte plötzlich wieder Angst.
    »Ich dachte, du würdest versuchen, wach und aufmerksam zu bleiben«, entgegnete Harry und klang seltsam verletzt. »Damit du bereit bist, zu entkommen.«
    Sie schlug die Augen auf. »Warum?«
    Er runzelte die Stirn. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich kommen würde.«
    »Das hast du mir früher auch schon einmal versprochen.«
    Sie hatte keine Boshaftigkeit in ihre Worte legen wollen. Sie waren die schlichte Wahrheit. Aber als Harry sie hörte, schien er zu erstarren. Eine ganze Weile rührte er sich nicht, und seine Miene war wie versteinert.
    »Du hast nicht erwartet, den Ort jemals wieder verlassen zu können, oder?«, fragte er unverblümt.
    Wieder sagte sie ihm die Wahrheit. »Nein. Warum sollte ich? Bea würde um mich kämpfen. Und meine Bediensteten vielleicht auch. Doch wer würde einer verwirrten alten Dame und einem bunt zusammengewürfelten Haufen von Dienern, von denen die meisten aus dem Gefängnis kommen, schon zuhören?«
    »Gibt es denn sonst niemanden, auf den du dich verlassen kannst?«
    Sie lachte, als würde sie ihn lustig finden. »Himmel, nein. Das habe ich schon lange aufgegeben.«
    »Ich verstehe.«
    Seine Stimme klang angespannt und nüchtern, und Kate glaubte, die Erleichterung darin hören zu können. Gott wusste, dass er sich nicht wünschte, sie würde sich auf ihn verlassen. Niemand würde das wollen.
    Und ehe er

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