Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit
Waffengeschäft vermittelt und über eine Million Dollar kassiert. Er hob die Hälfte von seinem Schweizer Bankkonto ab und war vor einem Monat in New York gelandet. Er hatte den gesamten Monat in einer Suite im Waldorf Astoria verbracht und sich mit Drakes neuem Terrain vertraut gemacht.
Amerika – ah, Amerika! So entzückend, so bezaubernd dekadent und dabei immer sauber und effizient. Es gab kein Vergnügen, das man nicht kaufen konnte – alles fein säuberlich eingepackt, hygienisch, steril und zahlbar per Kreditkarte. Rutskoi genoss es in vollen Zügen. Das hatte er sich schließlich verdient. Die langen, harten Jahre in einer verarmten Armee, die unmenschlichen Bedingungen des Tschetschenienkrieges, die ständige Gefahr – alles vergessen.
Wer konnte sich schon an harte Zeiten erinnern, wenn er auf einem weichen Bett lag, eine noch weichere Frau unter sich? Am Ende des Monats, erfrischt und zu allem bereit, nahm er mit Drake Kontakt auf. Drake reagierte prompt und professionell. Rutskoi bekam gleich am nächsten Tag einen Termin.
Wunderbar . Rutskoi konnte fühlen, wie ihn die Macht durchströmte. Jetzt würde die zweite Hälfte seines Lebens beginnen. Er hatte die schlimmsten Dinge überlebt, die ihm im Leben passieren konnten, und war dadurch noch stärker geworden. Bald würde er reich und mächtig und gefürchtet sein, der Stellvertreter eines unerhört reichen, mächtigen und gefürchteten Mannes.
Er würde sich mit einem Herrscher des Universums zusammentun und ewig leben. Er wusste, wo man sich neue Herzen und Lebern und Nieren kaufen konnte.
Er konnte sich immer noch an seine fiebrige Aufregung erinnern, als ihn die Limousine vor Drakes Gebäude absetzte. Sein Gesicht war zu einer ungerührten Maske erstarrt – er hatte weiß Gott genug Erfahrung im Umgang mit betrunkenen, inkompetenten Generälen – , aber in seinem Inneren vollführte er wahre Freudensprünge.
Es dauerte eine halbe Stunde, bis sich Rutskoi durch Drakes Sicherheitsvorkehrungen durchgearbeitet hatte, was ihm zu diesem Zeitpunkt durchaus nicht missfallen hatte. Der Mann war unbesiegbar, unangreifbar. Jede neue Stufe der Sicherheitsmaßnahmen, von Drakes Bodyguards mit perfekter höflicher Professionalität durchgeführt, trug zu seiner Beruhigung bei. Das war wirklich absolute Spitze. Der einzige andere Mann, der so gut beschützt wurde, konnte nur der Präsident der Vereinigten Staaten sein, der in seiner Welt vermutlich weniger einflussreich war als Drake in seiner. Drakes Welt war keine Demokratie.
Endlich wurde Rutskoi in einen Raum geführt, dessen Tür sich wie die eines Tresorraums hinter ihm schloss.
Ah! Der Geruch von Leder, gutem Whiskey und ausgezeichneten Zigarren. Der Duft des großen Raumes erreichte ihn, ehe seine Augen die Chance bekamen, sich an das dort herrschende Dämmerlicht zu gewöhnen. Es brannten nur einige wenige Lampen, aber er gewann den Eindruck eines großen Raums mit einer ungeheuer hohen Decke. Und Komfort. Alles war zum größtmöglichen Komfort eines Mannes eingerichtet. Große Lederarmsessel, dicke, weiche Teppiche. Eine ganze Reihe kostspielig aussehender Alkoholika in Kristallkaraffen. Ein Humidor aus Holz und Messing.
„Kommen Sie herein“, erklang eine tiefe Stimme aus den Tiefen des Raums. Und da war er: Drake.
Rutskoi ließ sich nicht leicht beeindrucken, genauso wenig, wie er sich leicht Angst einjagen ließ. Aber Drake beeindruckte und ängstigte ihn gleichermaßen. Obwohl von durchschnittlicher Größe, wirkte er unglaublich kräftig. Seine riesigen Hände und Füße waren mit gelblichen Schwielen überzogen. Rutskoi hatte einmal mit angesehen, wie er einen Mann so hart geschlagen hatte, dass es schien, als wäre er von einer Kugel getroffen worden. Er war ebenfalls Zeuge gewesen, als Drake einen Mann mit einem einzigen Tritt ins Jenseits befördert hatte.
Drake war ein Meister des Sambo, einer russischen Kampfsportart, und des Savate, des französischen Kickboxens. Es war unmöglich, ihn im Kampf von Mann zu Mann zu schlagen. Er schlug seinen Gegner einfach zu Boden und machte Hackfleisch aus ihm. Dazu kam seine erschreckende Intelligenz. Manchmal schien es fast so, als hätte er Zugang zu einem geheimen Spionagedienst, der ausschließlich ihm zur Verfügung stand. Außerdem war es unmöglich, ihn zu überraschen.
Es hieß, dass die Ermordung von Ahmed Massoud am 9. September 2001 für ihn das klare Signal gewesen sei, auf der Stelle seine Waffenlieferungen an die Taliban
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