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Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder

Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder

Titel: Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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Hirn umnebelte, geschweige denn seinen Schwanz dazu brachte, steif zu werden. Das machte ihm eine Scheißangst. So funktionierte das nicht. Er war Herr der Lage – immer.
    Aber nicht in diesem Augenblick. Er konnte nicht einen klaren Gedanken mehr fassen, während er Caroline folgte. Sie trug hübsche spitze Schuhe mit hohen Absätzen; Schuhe, die in keiner Weise für diesen verschneiten Nachmittag geeignet waren, doch perfekt ihre langen, schlanken Waden und zarten Knöchel zur Schau stellten. Ihre Strümpfe gaben beim Gehen ein leises, rhythmisches Rascheln von sich, das ihm unter die Haut ging. Der Rhythmus ihrer Absätze auf dem Parkett stimmte exakt mit seinem Herzschlag überein und das leichte Flattern ihrer Seidenbluse entsprach dem unregelmäßigen Fluss des Bluts durch seine Adern.
    »Hier«, sagte sie und blickte sich um.
    Und er dachte: Ja, hier. Wahnsinn!
    Auf der Couch, auf dem Teppich, auf dem Parkettboden. An die Wand gelehnt, über den Tresen gebeugt. Überall, solange er nur in ihr war und für die nächsten Stunden auch dort bleiben konnte.
    Erst als sie den Kopf leicht zur Seite neigte und mit einem Runzeln zwischen ihren goldbraunen Augenbrauen in fragendem Tonfall »Mr Prescott?« sagte, wurde Jack unsanft aus seinen Tagträumen gerissen, und ihm wurde mit einem Schlag klar, was er da gerade tat.
    Er vermasselte es.
    Er vermasselte nie etwas.
    Also biss er die Zähne zusammen, brachte mit Mühe ein leises »Danke schön« zwischen aufeinandergepressten Kiefern hervor und setzte sich, wobei er sich zwang, an Sierra Leone, Obuja und Vince Deaver zu denken. An Blut und Verrat, Folter und die Schreie von Frauen. So viel Blut, dass der Boden sich damit vollgesaugt hatte, dass es in roten Rinnsalen darüber hinwegfloss. Frauen, die mit dem Bajonett ermordet worden waren. Bestens ausgebildete Soldaten, die Kinder zu Schießübungen missbrauchten. Der rote Nebel um die Köpfe der Kinder, wenn der Schuss des Scharfschützen sein Ziel traf …
    Das genügte. Diese Bilder kühlten sein Blut, sie trafen ihn bis ins Mark. Sein Schwanz beruhigte sich sofort wieder.
    Er biss die Zähne so fest aufeinander, dass es ein Wunder war, dass sie ihm nicht in kleinen Splittern zu den Ohren herauskamen.
    Caroline musste wohl spüren, dass etwas nicht in Ordnung war, denn sie ließ sich behutsam auf dem Rand des Sessels nieder, Knie, Waden und Füße sorgsam nebeneinander aufgestellt, die Arme fest vor dem Körper verschränkt. Ihre Körpersprache ließ keinen Zweifel daran, dass sie überaus angespannt war. Unbewusst war sie darauf vorbereitet, jederzeit aufzustehen oder sogar aufzuspringen, sollte er ihr Anlass dazu geben, sich noch unbehaglicher zu fühlen, als sie es ohnehin schon tat.
    Er war ein Mann, der selbst im Gefecht stets kühlen Kopf behielt, aber mit anzusehen, wie sich ihre Körpersprache veränderte, jagte ihm eine Heidenangst ein. Er war dafür verantwortlich. Er hatte sie dazu gebracht, sich unruhig und argwöhnisch zu fühlen, wo er doch alles in seiner Macht Stehende tun wollte, damit sie sich sicher fühlte.
    Vielleicht lag es am Jetlag und an seiner Erschöpfung. Neun Zeitzonen, insgesamt sechsunddreißig Stunden in der Luft und alles in allem höchstens sechs Stunden Schlaf.
    Woran es auch immer lag, dass er sich so erschöpft und geil und wie der letzte Idiot fühlte, er sollte besser dafür sorgen, dass es ihm schleunigst besser ging, denn sonst riskierte er, in hohem Bogen rausgeschmissen zu werden.
    Er räusperte sich. »Also, Ma’m.« Er sah ihr direkt in die Augen, vermied es heldenhaft, den Blick zu ihren Brüsten oder Beinen sinken zu lassen, und setzte eine unbewegte Miene auf. »Wie ich schon sagte, habe ich gesehen, dass Sie ein Zimmer zu vermieten haben. Ich suche nach einem Platz, wo ich für ein Weilchen bleiben kann, bis ich wieder Fuß gefasst habe. Sie sagten, Sie haben ein freies Zimmer?«
    Caroline atmete ein und aus. Jack wusste, was in ihrem Kopf vorging: Nein, auf gar keinen Fall! Bist du verrückt? Der Kerl sieht furchterregend aus. Das könnte ein Irrer sein.
    Aber Caroline dachte auch mit dem Herzen. Ihr Blick wanderte nach unten und blieb an seinen Stiefeln hängen. Es handelte sich um seine Kampfstiefel – uralt und rissig und fleckig. Die Fersen waren abgelaufen.
    Ein Soldat achtet stets auf seine Füße. Im Einsatz kann sich eine einfache Blase infizieren und dazu führen, dass der Fuß innerhalb von vierundzwanzig Stunden brandig wird. Seine Kampfstiefel waren

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