Gefährliches Begehren
Worten an sie zu wenden: »Ihr würdet ihm guttun. Der Kerl ist im Umgang nicht gerade einfach.«
Alicia hob das Kinn. »Das behauptet man auch von mir.« Ganz gewiss schien es Wyndham nicht leicht zu fallen, sie … sie zu akzeptieren.
Sie zu brauchen.
Sie zu lieben.
»Wollt Ihr Euch meine Schöpfung ansehen?«, fragte Forsythe und wechselte somit abrupt, aber freundlich das Thema. Sein rheumatischer Blick ruhte voller Wohlwollen auf ihr, ohne dabei mitleidig zu werden. Er trat beiseite und verbeugte sich galant. »Wir sind fast fertig. Wenn Ihr es Euch ansehen wollt?«
Die »Schöpfung« erwies sich als wunderliches Bauwerk auf einer riesigen Rasenfläche seitlich des Herrenhauses. Als sie sich ihm näherten, hielt Alicia es zunächst für viel größer, als es tatsächlich war, denn die Proportionen waren merkwürdig falsch. Es sah aus wie ein Märchenschloss aus einem Land, in dem die Menschen nur halb so groß waren wie in dieser Welt.
Es war alles da: Auffahrten und fantastische Türmchen, Bogenfenster und sogar eine entzückende Zugbrücke über einem kürzlich ausgehobenen Graben, der gerade eben durch zahlreiche Dienstboten mithilfe von Kübeln mit Wasser gefüllt wurde.
»Das dient dazu, eine Ausbreitung des Feuers zu verhindern«, bekannte Forsythe. »Wir wollen schließlich nicht in unseren Betten verbrennen.«
Alicia wandte sich ihm verwirrt zu. »Ihr wollt es niederbrennen?«
»Nein!« Forsythe wirbelte mit weit ausgebreiteten Armen herum. »Es wird in Flammen aufgehen!«
»Ein Feuerwerk!« Alicia war begeistert. »Ich habe seit Jahren kein Feuerwerk mehr gesehen!«
»Ihr habt noch nie ein Feuerwerk wie dieses hier gesehen«, prahlte Forsythe. »Das Schauspiel wird meilenweit
zu sehen sein. Alle werden eine Woche danach noch taub sein.«
Da sie jetzt wusste, wonach sie suchen musste, erkannte Alicia, dass das Schloss mit Raketen und Kreiseln überhäuft war und zahlreiche eiserne Halterungen nur darauf warteten, mit noch mehr davon bestückt zu werden. »Wann?«
»Am letzten Abend der Party. Es ist ein Spezialauftrag des Prinzregenten. Georgie hat die Spielsachen, die ich für ihn gemacht habe, schon immer geliebt.«
Alicia lächelte, aber ihr Lächeln erstarb, als Mr Forsythe sich abwandte, um die Dienstboten mit den Wasserkübeln anzutreiben. Dieser Mann nannte den Prinzregenten »Georgie«!
Sie ging zum Stall zurück, um dem Stallburschen zu sagen, dass sie doch kein Pferd brauchte. Sie würde nicht davonreiten, nicht vor diesem Schauspiel.
Sie selbst spielte mit dem Feuer, indem sie sich, nur mit ihrem Verstand und ihrem Charme bewaffnet, in solchen Kreisen bewegte. Sie musste ihre Gedanken für sich behalten, denn sie war ein Bauer auf einem Schachbrett voller Könige und Damen, und auf dem Spiel stand nicht nur ihre Zukunft, sondern auch die ihrer Schwestern.
Wahrheit und Lügen. Die Wahrheit, die wir kennen, und die Lügen, die wir uns selbst erzählen.
Sie liebte Lord Wyndham.
Du bist eine Dame von so hoher Geburt, dass du ihn zweifelsohne heiraten kannst.
Wenn ihr Ruf nur intakt wäre. Aber der konnte wiederhergestellt werden.
Sie könnte die Marquise von Wyndham werden, dann würde es kein Mitglied der Gesellschaft wagen, auch nur
ein Wort über ihre Vergangenheit zu verlieren. Ihr Leben könnte durch Wyndhams Macht und Reichtum gesäubert werden. Sie könnte von vorne anfangen.
Sie wäre eine Närrin, wenn sie das nicht wollte. Ihre Schwestern würden in ihren ehemaligen Stand erhoben, ja, dank der Mitgift und der Verbindungen, die sie ihnen verschaffen könnte, sogar höher steigen. Ihre Eltern würden sie mit offenen Armen und breitem Lächeln wieder zu Hause empfangen. Sie könnte sie alle retten.
Aber was ist mit mir? Soll ich mich noch einmal um ihretwillen opfern? Bedeute ich ihnen denn nichts?
Bin ich nichts als ein Zahlungsmittel in diesem Geschäft um Status und gesellschaftliches Ansehen?
Sie ging auf ihr Zimmer zurück, um sich umzuziehen. Da sie sich nicht länger mit Fluchtplänen befasste, kam sie sich in ihrem Reitkostüm ziemlich lächerlich vor.
Wyndham war da. Offenbar hatte er auf sie gewartet. Als sie eintrat, sprang er rasch aus seinem Sessel am Kamin auf.
Auch er sah ziemlich erschöpft und besorgt aus. Sie dachte, dass er sich vielleicht wegen der Dinge, die in der vergangenen Nacht oder vielmehr am frühen Morgen vorgefallen waren, Sorgen machte. Sie lächelte ihn herzlich an, um ihn zu beruhigen. Wenn es ihr gelänge, würde er ihr
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