Gefährliches Begehren
Welt ihm. Wenn sie sahen, was er sehen konnte …
Das durfte er nicht zulassen!
Er schob sie von sich, hob sie unerwartet von seinem Schoß und setzte sie unbeholfen auf dem Teppich vor dem Kamin ab.
Sie landete ungeschickt auf Händen und Knien und stöhnte auf. Zu spät erinnerte er sich an ihr Erlebnis am Abend zuvor.
Dann erinnerte er sich an den Rest.
Es stimmt nicht. Nichts davon stimmt. Sie ist eine Lügnerin.
Er stand auf, knöpfte sich die Hose zu, während sie ihn mit feuchten Augen und leicht geöffneten Lippen anschaute, noch immer ein wenig überrascht von dem plötzlichen Ende ihres Höhepunktes. Sie sah verführerisch aus und süß, und nichts wollte er mehr tun, als sie ins Bett zu tragen und für immer mit ihr dort zu bleiben.
Gott, er war erschreckend nah daran, sich in ihr zu verlieren!
Er wich zurück, versuchte es nach einer beiläufigen Bewegung aussehen zu lassen und nicht nach dem feigen Rückzug, der es war.
»Du bist noch immer erschöpft … von dem, was du gestern
Nacht durchgemacht hast«, sagte er lahm. »Ich sollte dich … ich werde …«
Er gab auf und floh aus dem Zimmer. Und doch war es egal, wie weit er sich von ihr entfernte, er konnte noch immer ihre Hitze auf seiner Haut spüren.
Vielleicht war sie auch noch tiefer in ihn eingedrungen – bis zu seiner Seele.
25. Kapitel
N achdem Stanton aus ihrem Schlafzimmer geflohen war, war Alicia unter die Bettdecke zurückgekrochen, um ihr kaum befriedigtes Verlangen wegzuzittern und ihr eisiges Herz zu wärmen.
Als sie sich sicher war, dass Stanton nicht zu ihr zurückkehren würde, war es ihr unmöglich, auch nur eine Sekunde länger dort zu bleiben.
Sie zog sich an – und es war überraschend schwierig für jemanden wie sie, der so lange unabhängig gewesen war. Die neuen Kleider waren jedoch für Damen gedacht, die niemals an ihre eigenen Knöpfe herankommen mussten. Am praktischsten war noch das feine Reitkostüm, was Alicia dazu veranlasste, einen langen Ausritt ins Auge zu fassen, vielleicht sogar einen, der weit weg von hier endete.
Bei den Stallungen bat sie darum, dass ein Pferd für sie fertig gemacht wurde. Jedes sanfte Tier war ihr recht. Sie war einst eine gute Reiterin gewesen, aber sie war nicht mehr an den Sattel gewöhnt. Während sie auf dem gepflasterten Hof herumtrödelte, sah sie einen hässlichen Karren um die Ecke des Herrenhauses rumpeln und auf sie zukommen.
Auf dem Kutschbock kauerte eine Figur, die zu klein für einen Mann war, aber zu merkwürdig für alles andere. Als der Karren in Schlangenlinien näher kam, konnte Alicia einen weißen Haarschopf erkennen, einen unglaublich buckeligen Rücken und helle, blitzende Augen.
Das aufgebrachte Pferd kam ein Stückchen links vom gekiesten Weg zum Stehen und warf den Kopf, als wollte es sagen: »Befreit mich vielleicht endlich mal jemand von diesem Irren?«
Alicia hatte Mitleid mit dem armen Tier. Sie nahm die Zügel selbst in die Hand und verschaffte seinem wunden Maul damit eine lange überfällige Pause vom Gezerre durch die Trense. Der Kutscher applaudierte ihr überschwänglich, als hätte sie etwas unglaublich Kluges getan. »Gutes Mädchen!«
Alicia schaute ihn von der Seite an, aber der Mann kletterte bereits reichlich unbeholfen vom Kutschbock herunter. Er beendete seine gefährliche Reise leicht taumelnd, dann drehte er sich um und strahlte sie an. »So ist’s richtig, Schätzchen.«
Alicia hatte eine sehr, sehr lange Nacht hinter sich. Das Letzte, wonach ihr der Sinn stand, war, von einem fremden – und sehr merkwürdigen – Mann mit Kosenamen bedacht zu werden. Sie sah den Kerl mit gerunzelter Stirn an. »Wenn Ihr mich noch einmal so nennt, dann lasse ich nicht nur los, sondern gebe ihm auch noch einen ordentlichen Klaps auf die Kruppe und winke ihm hinterher, wenn er mit Euren Sachen abhaut.«
»Natürlich werdet Ihr das. Ich mach Euch da überhaupt keinen Vorwurf. Ich habe schreckliche Manieren, schon immer gehabt.« Er grinste, als bereute er nichts. Große, weiße Zähne blinkten zwischen viele Tage alten Bartstoppeln, und seine Augen tanzten unter unfassbar buschigen Augenbrauen. »Ihr seid ein erfreulicher Anblick in Eurem maßgeschneiderten Reitkostüm, deshalb will ich mal versuchen, Euch nicht zu verschrecken. Die Tage, dass ich vollbusigen
Frauen den Hof gemacht habe, sind lange vorbei, aber ich werde es niemals müde, sie anzusehen.«
Sie konnte nichts gegen das kurze Lachen tun, das in ihr aufstieg. Der Kerl schien
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