Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi
aus, als ob er die ganze letzte Nacht durchgefeiert hätte. Leider konnte davon keine Rede sein. Zwar hatte er nicht gerade viel Schlaf bekommen, allerdings aus einem ganz anderen Grund. Immer wieder war ihm dieser Unfall durch den Kopf gegangen, bei dem es für seinen Geschmack zu viele Ungereimtheiten auf einmal gab. Ausgerechnet vor seinem Urlaub. Zu allem Übel versprach der heutige Dienst nicht gerade ruhig zu verlaufen. Dabei hätte er sich am liebsten mit einer Handvoll Kopfschmerztabletten ins Bett gelegt. Während er gerade seine dritte Tasse Kaffee trank, schneite Kommissar Bernhard Barnowski in sein Büro. Wie immer ohne anzuklopfen.
»Sie wollten mich sprechen«, kam Barnowski ohne Umschweife zur Sache. »Was Neues im Fall Heitkämper?«
»Heute Nachmittag treffe ich mich mit Tiefenbach«, erklärte Pielkötter. »Die Rechtsmedizin ist bereit, in puncto Schnelligkeit alle Rekorde zu brechen.«
»Wollen Sie sich das wirklich vor dem Urlaub noch antun? Oder packt Ihre Frau die Koffer allein?«
Pielkötter überhörte die Fragen, zumindest ging er nicht darauf ein.
»Ich könnte den Termin mit Tiefenbach doch für Sie übernehmen«, bohrte Barnowski noch einmal nach.
Ärgerlich sah Pielkötter von seinen Unterlagen hoch. Diplomatie zählte nicht gerade zu seinen Stärken. »Nein, das mache ich allein«, erwiderte er unwillig.
Ein zaghaftes Klopfen beendete vorerst das Thema.
»Herein!«
Pielkötters Aufforderung klang nicht gerade einladend, dennoch öffnete sich die Tür.
»Guten Morgen, Herr Nöhlen«, begrüßte er den Eintretenden etwas freundlicher.
»Tach auch, ich muss doch meine Aussage noch unterschreiben.«
»Jetzt erzählen Sie mir noch einmal, was Sie gehört und gesehen haben«, sagte Pielkötter. »Für alles Weitere gehen Sie dann in den Nebenraum.«
»Was haben Sie eigentlich zu dieser Stunde auf dieser abgelegenen Straße gemacht?«, fragte Barnowski unwirsch und fing sich einen missbilligenden Blick seines Vorgesetzten ein.
»Also, ich hab die Nacht bei meiner Freundin verbracht. Wollen Se Namen und Adresse von der?«
»Die Daten können Sie gleich im Nebenraum angeben«, erklär te Pielkötter betont sachlich.
»Also die Petra malocht inne Bäckerei. Die verkaufen auch sonntags Brötchen. Deshalb sind wir früh raus. Also die Petra war schon weg, und ich aum Weg nach meine Hütte. Wir wohnen nämlich noch nich zusammen. Haben uns ja ers vor Kurzem kennengelernt. Im Internet.«
Barnowski verzog das Gesicht, blieb aber stumm.
»So früh zusammenziehen? Aber dat gehört hier wohl nich hin.« Offensichtlich hatte Peter Nöhlen Barnowskis Miene richtig gedeutet.
»Wie gesacht, ich aum Weg nach Hause. Denk noch so schön an die vergangene Nacht …«
Jetzt war es Pielkötters Miene, die sich verfinsterte.
»Und da seh ich plötzlich den Typ und dat Rad am Straßenrand. Wie der da lag mit son komisch abgewinkeltes Bein, hab ich sofort nix Gutes geahnt. Ein paar Meter vor dem hab ich dann angehalten. Als ich ausgestiegen bin und den sein Gesicht gesehen hab, war alles zu spät. Da musst ich ers ma ... aber dat gehört wohl auch nich hierhin.«
»Und die genaue Uhrzeit?«, fragte Barnowski.
»Auf die Uhr hab ich ers später geguckt. Um acht rum ist mir eingefallen, dat dat inne Krimis immer ganz wichtig is. Auf die Minute genau kann ich dat natürlich nich sagen. Die Uhr geht nämlich nich genau. Sieht zwar aus wie ne Rollex, is aber keine. Die hat mir die Corinna, dat is meine Ex, aus Thailand mitgebracht. Ich weiß, dat dat verboten is, aber Sie tun die doch nich verraten. Sie sind doch vonne Unfallkommission, oder?«
»Wir verraten nichts«, erwiderte Pielkötter zu Barnowskis Erstauen in väterlichem Ton. »Und nachdem Sie auf die Uhr gesehen haben, haben Sie sofort die Polizei verständigt.«
»Ers war mir wieder übel.«
»Haben Sie sonst noch etwas gesehen oder gehört? Irgendwelche Fahrzeuge? Vielleicht Arbeiter auf dem Werksgelände?«
»Überhaupt nix. Weit und breit kein Mensch, nur dieser Tote und ich. En richtiger Albtraum.«
»Dann danke ich Ihnen für Ihre Aussage«, beendete Pielkötter plötzlich die Vernehmung. »Das Protokoll unterschreiben Sie bit te gleich nebenan.«
»Gut, dat den sein Bruder nich auch noch wat auszusagen hat«, witzelte Barnowski.
Pielkötter war an diesem Morgen allerdings kaum zum Scherzen aufgelegt. Zudem mochte er nicht, wenn sich Barnowski über andere lustig machte.
»Was ist denn bei der Befragung der Belegschaft von
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