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Gefaehrliches Schweigen

Gefaehrliches Schweigen

Titel: Gefaehrliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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krähte Frau Asp.
    „Hab ich überhaupt nicht!“
    „Frau Asp hat mich gestern Abend angerufen. Sie war sehr verstört“, sagte die Frau. „Ich bin ihre Nachbarin und schaue ab und zu nach ihr. Was treibst du eigentlich hier?“
    Sie musterte mich mit ihrem Blick, vom Scheitel bis zur Sohle.
    „Sie hat an meiner Tannenhecke Feuer gelegt!“, beharrte Frau Asp.
    „Ja, die sieht jetzt wirklich traurig aus“, stellte die Frau mit einem tiefen Seufzer fest. „Ein Glück, dass das Feuer nicht um sich gegriffen hat.“
    „Ja, weil ich es nämlich gelöscht hab“, teilte ich mit. „Aber …“
    „Und wie bist du überhaupt ins Haus gekommen?“, wollte die Frau wissen. „Hat Frau Asp dich reingelassen?“
    Ich spürte, dass ich rot wurde.
    „Ich bin durch das kaputte Kellerfenster gekrochen, aber …“
    „Wäre es nicht einfacher gewesen, an der Tür zu läuten?“
    „Hab ich ja, aber sie hat es nicht gehört, also …“
    „Du hast das Fenster eingeschlagen“, behauptete Frau Asp.
    „Das war nicht ich!“
    Inzwischen schrie ich ebenfalls.
    „Wer denn dann?“, fragte die Frau.
    „Ein paar Jungs.“
    „Und wer bist du?“
    Ich suchte verzweifelt nach einer guten Lüge, sah dann aber ein, dass es am klügsten war, die Wahrheit zu sagen.
    „Afrodite Svea Andersson“, sagte ich.
    Sie sah mich befremdet an. Vielleicht glaubte sie, das sei gelogen. Afrodite ist ja nicht gerade eine Emma oder Anna.
    „In dem Fall …“, begann sie.
    Aber jetzt hatte ich genug. Sollte sie doch glauben, was sie wollte. Ich stürmte an ihr vorbei, wütend und traurig. Für mich gibt es nichts Schlimmeres als Leute, die mir nicht glauben.
    Nachdem ich eine Zeit lang gerannt war, entdeckte ich, dass ich meine Handschuhe bei Frau Asp vergessen hatte.
    Ich steckte meine kalten Hände in die Taschen, und während ich heimwärts trabte, fluchte ich innerlich darüber, dass ich mich überhaupt um diese alte Nervensäge gekümmert hatte. Ab jetzt können alle andern mir echt den Buckel runterrutschen, dachte ich. Werd bloß noch an mich selbst denken.
    Als ich fast zu Hause war, läutete mein Handy.
    „Was machst du gerade?“, fragte Jo.
    „Bin auf dem Heimweg. War bei dieser ollen Frau Asp.“
    „Bei wem?“
    „Bei dieser alten Tante in dem Spukhaus.“
    „Hat sie sich gefreut?“
    „Kann ich nicht behaupten.“
    „Was ist passiert?“
    „Ich hab geglaubt, sie ist tot, und bin durchs Kellerfenster ins Haus gekrochen.“
    „Du spinnst echt! Und? War sie tot?”
    „Nein. Und dann haben wir im oberen Stock Schritte gehört.“
    „Und mutig, wie du bist, hast du das auch noch überprüft, haha.“
    „Ja.“
    „Oh Mann! Das hätte doch ein Einbrecher sein können!“
    „Oder ein knarrender Fußboden.“
    „Also hast du nichts gefunden?“
    „Ich hab’s nicht mehr auf den Dachboden geschafft, weil eine Nachbarin ankam. Und da hat die Alte ein Mordstheater gemacht und gezetert, ich wär eine Diebin und Brandstifterin. Zum Schluss bin ich sauer geworden und abgehauen.“
    „Aber warum hast du ihnen denn nicht gesagt, wie es wirklich war?“
    Ich seufzte.
    „Hab ich doch. Aber sie haben mir nicht geglaubt.“
    Jetzt seufzte Jo auch.
    „Wird wohl das Beste sein, du lässt dich dort nicht mehr blicken und hoffst, dass die alte Tante den ganzen Quatsch vergisst.“
    „Ja, glaub ich auch.“
    Aber irgendwie hatte ich das beunruhigende Gefühl, dass ich keine Chance bekommen würde, Frau Asp und das Spukhaus zu vergessen.
    Als ich nach Hause kam, standen Mama und Papa beide in der Küche. Mama wusch gerade den Salat.
    „Du kommst genau richtig. Die Hackfleischsoße ist fertig.“
    Papa deckte den Tisch.
    „Na, wie läuft’s denn so?“
    Jetzt war die perfekte Gelegenheit, von der durchgeknallten Alten zu erzählen. Aber wieder einmal drückte ich mich davor. Es war einfach zu peinlich.
    „Bestens. Und wie sieht’s bei dir aus?“
    Er sah mich leicht erstaunt an. Offenbar frage ich nicht allzu oft danach, wie es ihm geht.
    „Alles im grünen Bereich. Ein bisschen viel zu tun vielleicht, aber nur, weil noch so vieles neu ist. Was hältst du von einer Joggingrunde nach dem Essen?“
    „Jipp.“
    Ich häufte mir einen Berg Spaghetti auf den Teller und ertränkte ihn in Soße. Drohende Wolken zogen an meinem Himmel auf, aber ich hatte nicht vor, mich davon stören zu lassen.

MITTWOCH
    Der Morgen war sonnig und erfüllt von Vogelgezwitscher. Jo war mit demselben Bus gekommen wie ich, jetzt gingen wir nebeneinander auf

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