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Gefährliches Talent: Kriminalroman

Gefährliches Talent: Kriminalroman

Titel: Gefährliches Talent: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron Elkins , Charlotte Elkins
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schon das Zeitliche gesegnet. Schließlich hatte die Galerie fünfunddreißig Jahre zuvor ihre Pforten geschlossen. Aber wenn er damals erst Anfang vierzig war, dann war er jetzt Mitte siebzig bis höchstens Anfang achtzig, kein junger Spund zwar, aber wahrscheinlich noch am Leben. Das Problem wäre nur, ihn aufzuspüren.
    Die zweite Sache war der letzte Abschnitt in seiner Kolumne vom Juli 1972, wo er schrieb: »Wie immer gehen in der GaleríaXanadu im August die Lichter aus und Ruthie und ich machen uns auf unsere alljährliche Pilgerfahrt zur Ghost Ranch für einen Monat der Erholung und Bildung (im ursprünglichen Sinn). Die Galerie wird in der ersten Septemberwoche mit großem Trara wieder geöffnet. Ab dem 3. September …«
    Wieder die Ghost Ranch. Am Abend würden sie selbst dort sein. Merriam erwähnte seine »alljährliche Pilgerfahrt«. Das hieß doch, dass er regelmäßig da war. Dann gab es dort vielleicht – nein, wahrscheinlich – Unterlagen mit seiner Adresse oder Telefonnummer oder irgendeine andere Spur, die zu ihm führte.
    »Haben Sie gefunden, wonach Sie suchten?«, fragte Moody von seinem Schreibtisch aus. »Kann ich noch was für Sie tun?«
    »Nein, danke«, sagte sie, überlegte es sich dann aber. »Mr Moody«, sagte sie mit einem, wie sie hoffte, ansprechenden Lächeln, »Ihre Freundin aus Albuquerque, weiß die vielleicht, was aus Henry Merriam geworden ist, nachdem er die Galerie aufgegeben hat? Wo er hingezogen ist?«
    »Soviel ich weiß, ist er nirgendwo hingezogen. Er soll einen schweren Herzanfall gehabt haben. Darum hat er auch die Galerie geschlossen. Meine Freundin kannte ihn allerdings nicht so gut – das war vor fünfunddreißig Jahren, lange bevor sie ihre eigene Galerie eröffnet hat –, aber sie ist sich ziemlich sicher, dass er kurze Zeit später gestorben ist. Auf jeden Fall hatte er nie wieder was mit dem Kunstbetrieb zu tun. Tut mir leid.«
    »Ach, schon in Ordnung, Mr Moody«, sagte sie und steckte die Broschüren wieder in den Stehsammler. »Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
    Noch eine Spur, die im Sand verlief, dachte sie und seufzte. Es sah ganz so aus, als würde sie gar keine Informationen aus Sekundärquellen bekommen. Sie würde sich völlig auf ihre mysteriöse, für andere nur schwer nachvollziehbare Intuition verlassen müssen.
    Das hieß, sie war genauso weit wie vorher.

KAPITEL 13
    »Wow«, rief Tommy, der Hotelpage und Bauernjunge aus Indiana, und machte große Augen. »Ein Ferrari!« Er hatte ihr Gepäck rausgetragen, um es in den Mietwagen zu laden, aber beim Anblick des Gefährts blieb er mit einer Tasche in jeder Hand staunend stehen.
    »Es ist ein Lamborghini«, sagte Chris beiläufig. »Ganz nett, oder?«
    »Donnerwetter«, murmelte Tommy, »der sieht aus wie ein Batmobil.«
    Alix beobachtete ihn amüsiert. Der Wagen sah tatsächlich ein bisschen aus wie ein Batmobil: Tief liegend und schnittig, mit ebenen Flächen statt Kurven, die Farbe ein unheimliches, mattes Schwarz, wirkte er auf merkwürdige Weise verführerisch und schön. Mit seinen hochgeklappten Flügeltüren sah er eigentlich fast aus wie ein Tarnkappenbomber.
    Als die Taschen verstaut und die beiden eingestiegen waren – der Wagen lag so tief, dass sie fast reinkriechen mussten –, klopfte Chris aufs Lenkrad und grinste sie an. »Na, wie finden Sie den?«
    »Wunderschön«, sagte Alix ehrlich. »Aber wieso um Himmels willen mieten Sie für die Fahrt zur Ghost Ranch einen Lamborghini?«
    »Warum nicht? Wir werden unseren Spaß damit haben.«
    »Aber das muss doch ein Vermögen kosten.«
    »Stimmt.«
    »Und ist der nicht ein bisschen, hmm, auffällig für diese Gegend?«
    »Ja, natürlich ist er auffällig. Darum geht es doch gerade, Sie Dummchen. Ich bin neureich und so verhalte ich mich auch. Das erwartet man doch von mir.«
    Alix lächelte in sich hinein. Wie sehr Chris doch Geoffrey ähnelte. Der war auch mal neureich gewesen – lässig, extravagant, großkotzig. Und sie dachte, nicht zum ersten Mal, wie sehr sie selbst doch ihrer Mutter Rachel glich: aus altem Geldadel, unauffällig, zurückhaltend, konventionell, fast ein wenig bieder. Was die großen Dinge des Lebens anging, war sie allerdings nicht wie ihre Mutter, da war sie vollkommen unkonventionell, aber im Kleinen, bei den Details, da schon. Alix hätte es nach wie vor nicht über sich gebracht, vor fünf Uhr nachmittags auffällig wertvollen Schmuck anzulegen (wenn sie denn welchen gehabt hätte) oder im

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