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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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getröstet. Sucher fuhr mit dem Zeigefinger durch den Staub von Ahsens Leichnam. Zee und die anderen drängten sich heran, schoben ihn zur Seite und leckten den Staub auf. Mir drehte sich der Magen um, ich musste wegsehen.
    »Also«, wisperte Oturu. »Du bist jetzt erwacht. Du hast das Versprechen freigelassen, das du in deinem Herzen gefangen hieltest.«
    Ich spürte Ahsens Tod, fühlte den Geschmack ihres Lebens in meinen Adern. Ich schloss die Augen und sah ihr verwelktes Gesicht. Aber als ich sie wieder öffnete, fiel mein Blick auf Sucher, der mich anstarrte. Forschend.
    Seine forschenden Augen ängstigten mich. Ich hatte Angst vor mir selbst. Ich drehte mich um und sah Oturu an. »War dies die Jagd? Ging es darum?«

    Der Dämon senkte den Kopf. »Es gibt viele Arten von Jagden. Sie definieren uns, erschaffen uns neu. Dasselbe gilt auch für dich, Jägerin. Wir sind in Blut geboren, wir werden in Blut sterben; in der Zeit dazwischen jedoch müssen wir Feuer in unsere Adern gießen und neue Pfade suchen, auf denen wir wandeln.« Ein Tentakel tippte gegen seinen Kopf. »Pfade hier oben. Das wollte deine Mutter.«
    Sucher trat neben mich und reichte mir seine Hand. Ich nahm sie. Kurz strich er mit dem Daumen über meine Handfläche. Sein Blick war unergründlich. Zee schlang seine Arme um meine Beine, Rohw und Aaz ebenso. Ein Schnurren ließ meine Knochen vibrieren.
    Wir gingen nach Hause.

EPILOG
    Zwei Tage später hockte ich in Jack Meddles Büro, vergraben unter einem Stapel von Büchern. Grant und ich halfen ihm aufzuräumen.
    Gerade an diesem Morgen waren Suwanai und McCowan im Coop’s vorbeigekommen. Aber merkwürdigerweise nicht wegen des Mordes an Sarai. Soweit alle wussten, war die Frau durchaus noch am Leben, sie war eben nur unterwegs, auf Reisen.
    Badelts Mörder sei noch nicht gefasst worden, meinten sie. Aber ich war erst mal vom Haken. Es gab keine Beweise, und außerdem hatte ich ein gutes Alibi.
    Was mich nicht tröstete. Immerhin war ein Mann tot. Sarai war ebenfalls tot, trotz Jacks gegenteiliger Behauptung. Jedenfalls lebte sie nicht mehr auf dieser Existenzebene. Ich musste an meinen Traum denken. Sarai, das Einhorn, in Fleisch und Blut. Ich konnte es fast glauben. Fast.
    »Irgendjemand hat die Cops zur Kunstgalerie geschickt«, erzählte ich Jack. »Ich war da. Ich habe ihren Leichnam zurückgelassen.«
    Er hob eine Keramikscherbe hoch und warf einen Blick auf ihren Boden. »Stell nicht zu viele Fragen, Liebes. Begnüge dich mit dem Wissen, dass man sich der Situation angenommen hat.«
    »Das klingt irgendwie bedrohlich«, fand Grant, der versuchte,
einen etwa einen Meter hohen Stapel von Texten über Mesopotamien daran zu hindern einzustürzen. Er schob ihn einmal zusammen, dann noch einmal, aber er schwankte immer noch. Ich schob Grant zur Seite und machte mich daran, die Bücher herunterzunehmen.
    »Ich habe dich gewarnt, dass Bücherstapeln eine Kunst ist«, sagte Jack. »Du hast deine Kunst, mein Junge, ich habe meine.«
    Grant knurrte und warf ihm einen argwöhnischen Blick zu. Ich auch.
    Dann spürte ich eine Bewegung neben mir, drehte mich um und sah Byron in der Tür stehen. Der Junge war mitgekommen, ohne dass wir ihn erst hätten auffordern müssen. Es war noch so eine Überraschung, ein weiterer surrealer Flicken in meinem Leben. Er lebte jetzt im Obdachlosenheim, in seinem kleinen Atelier. Grant hatte es geschafft, die Fürsorge abzuwimmeln. Vorläufig.
    Das ewige Kind. Dein größter Fehler in der organischen Schöpfung. Verdammt zu einem ewigen Leben als Junge, zu ewigem Vergessen, zu ewigem Wandern.
    Ich wusste nicht, was das bedeutete, aber diese Worte fielen mir jedes Mal ein, wenn ich den Jungen sah. Ich konnte Ahsens Stimme hören.
    Ich stand auf, wischte mir die Hände an der Jeans ab und ging zu Byron. Er blieb an der Tür stehen. In den Händen hatte er eine rosafarbene Schachtel. Weiter unten auf der Straße war eine Bäckerei. Auf seinem Gesicht sah man immer noch die Narben und Prellungen, und seine Augen lagen tief in den Höhlen. Aber für einen Jungen mit gebrochenen Rippen bewegte er sich doch erstaunlich gut. Vielleicht sogar ein bisschen zu gut. Und dann - er war hier! Er war nicht weggelaufen, trotz allem.
    Er war mehr als nur ein Mensch. Und wusste es nicht.
    »Ich … habe Donuts mitgebracht.« Byron hielt mir die
Schachtel hin und griff in seine Tasche. Dann legte er die zerknüllten Scheine des Wechselgeldes auf die Schachtel.
    »Danke«, sagte ich. »Es

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