Gefährtin Der Finsternis
lachen. Ein Sklave kann zufrieden sein, wenn sein Bauch voll ist, hatte ihr Bruder vor noch nicht einmal einer Stunde gesagt, und sie hatte ihn dafür geschlagen. »Du weißt nichts …«
»Und was weißt du, kleines Ungeheuer?«, erwiderte er. »Wie man kämpft und wie man wie ein Mann vögelt.« Sein Lächeln durchfuhr sie wie ein Messer. »Was wirst du deinem Volk nützen?«
»Bastard!«, schrie sie, Sinn und Verstand zerbarsten an ihrer Wut. Sie sprang auf ihn zu, griff nach der Hand, die Seans Dolch hielt, und spürte, wie die Klinge ihre Wange streifte. Aber er hatte ihren Angriff nicht erwartet. Sie hatte Schwung. Sie zwang den Dolch zurück und unmittelbar über dem Herzen in seine Schulter.
Seine Augen weiteten sich einen Moment, und dann lächelte er. »Gut gemacht.« Während er sie noch immer am Handgelenk festhielt, riss er den Dolch aus seinem Fleisch. Sie sah entsetzt dabei zu, wie sich die Wunde schloss, die sie ihm beigebracht hatte, wie sie sich zischend versiegelte. »Zumindest hast du dieses Mal selbst versucht, mich zu töten.« Er drückte das Heft des Dolches in ihre freie Hand. »Möchtest du es noch einmal versuchen?«
Dieses Mal schnitt sie über seine Kehle und an seinen Brustmuskeln hinab, zertrennte sein Hemd. Die Wunde öffnete sich erneut, aber es drang kein Blut aus ihr. Einige wenige dürftige Tropfen quollen an den Rändern der Wunde hervor, dann war das Fleisch wieder geheilt.
»Was plagt dich, Liebste?«, zog er sie auf. »Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.«
»Dämon«, flüsterte sie und sah in seine Augen. »Du bist wirklich ein Dämon.« Sie ließ den Dolch fallen.
»Ja.« Sie wollte einen Schritt zurückweichen, aber er packte sie bei den Schultern, sein Lächeln wich einem Ausdruck des Unmuts. Jetzt war der Moment der Rache gekommen, dachte er. Sie hatte Angst. Ihr Herzschlag dröhnte in seinen Ohren. Er ließ seine Handflächen ihre Arme hinaufgleiten, und sie erschauderte, zu sehr von Angst erfüllt, um seiner Berührung zu widerstehen. Seine Hände umfassten ihre zarte Kehle, und sie keuchte, biss sich auf die Lippen. Jetzt konnte auch keine Horde Briganten sie mehr retten. Niemand würde jemals ihren Schrei hören. »Ich bin der Teufel, und ich bin gekommen, um dich für deine Sünden zu strafen.« Sie schloss die Augen vor ihm, ihre Lider lagen schwarz auf ihren totenbleichen Wangen. Nun konnte er sie einnehmen, genau wie er es sich erträumt hatte. Eine letzte, schnelle Bewegung seines Handgelenks, und ihr Leben wäre für immer ausgelöscht. »Ich bin dein Ehemann.« Eine Träne glitt ihre zarte Wange hinab, schimmerte im Mondlicht. »Ist es nicht so?«, wollte er mit rauem Tonfall von ihr wissen. Er war begierig, ihre Stimme noch einmal sprechen zu hören.
»Ja.« Er berührte sie fast zärtlich, eher ein Streicheln als eine Drohung. Sie hatte Nacht für Nacht von diesem Moment geträumt, von der schrecklichen Lieblichkeit seiner Berührung, falls er irgendwie zurückkehren sollte. Sie hatte sich Geliebte genommen, aber kein Mann hatte sie jemals auf die Art berührt, wie Tristan es tat. Kein Mann hatte es jemals gewagt. Aber nun wollte er sie nicht berühren, sondern töten. Seine Hände und seine Stimme waren kalt. »Du bist mein Ehemann«, sagte sie.
»Dann küss mich.« Sie öffnete jäh die Augen, und er lächelte sein bitteres Teufelslächeln. »Küss mich zum Abschied.«
Er verspottete sie, quälte sie vor ihrem Tod, wie sie ihn gequält hatte. Aber es kümmerte sie nicht. Sie ließ ihre Hände über seine Schultern gleiten und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn zu erreichen. Er schien überrascht zu sein. Seine grünen Augen weiteten sich. Dann schloss sie die Augen und presste ihren Mund auf seinen. Erregung durchströmte sie, als seine Arme sich um sie legten, das Verlangen stärker als die Angst. Sie hielt ihn mit all ihrer Kraft fest und konzentrierte sich ganz auf seinen Kuss.
»Siobhan …« Er konnte sie nicht ermorden, noch nicht. Er konnte sie nicht aufgeben. Er presste sie enger an sich, umfing sie mit seinen Armen.
Sein Mund auf ihrem war grausam, forderte Unterwerfung, seine Zunge stieß in ihren Mund, zuckte gegen ihre Zunge. Lebendig, dachte sie. Ihr Ehemann lebte.
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