Gefärhlich tiefe Sehnsucht (German Edition)
der Sie erklären können, warum ich aufgeben und Sie in Ruhe lassen soll.“
„Das klingt verlockend.“ Sie musterte ihn, und Joc entging ihr Misstrauen nicht. „Wo ist der Haken?“
„Wieso glauben Sie, da sei ein Haken?“, entgegnete er.
„Weil Sie Joc Arnaud sind und etwas von mir wollen.“
Sie war klug. „Das müssen Sie selbst herausfinden.“
„Und wenn es etwas ist, das ich Ihnen nicht geben kann?“
„Dann sagen Sie Nein“, meinte er spöttisch. „Dieses Wort kennen Sie doch, oder?“
Zu seiner Überraschung wurde sie nicht ärgerlich, sondern erwiderte lediglich: „Vorsicht, sonst können Sie gleich erleben, wie gut ich das Wort kenne.“ Dann überlegte sie kurz, bevor sie sagte: „Abendessen und reden. Das ist alles?“
„Das ist alles.“
Sofern sich nicht mehr ergab. Denn nun ging es nicht länger nur ums Geschäft. Zwischen ihnen passierte mehr. Es lag etwas in der Luft, und dieses Etwas hatte Joc dazu veranlasst, einen plötzlichen Entschluss zu fassen. Die Ranch war nur noch zweitrangig, hauptsächlich, weil er sie früher oder später sowieso bekam. Da gab es keinen Zweifel. Egal, ob Rosalyn sich seinen Forderungen fügte oder er ihr Meter für Meter das Land abringen musste. Gerade standen andere Bedürfnisse im Vordergrund. Joc wollte diese Frau im Bett erleben und sich mit ihr vergnügen, bis er genug hatte. Ob das kurz oder lange dauerte und wie sehr sie sich zunächst sträubte, das alles spielte keine Rolle.
„In Ordnung, ich bin einverstanden“, sagte sie endlich.
„Das dachte ich mir“, flüsterte er. Dann drückte er auf einen Knopf, und der Aufzug fuhr weiter.
Ohne zu blinzeln, blickte Rosalyn auf die Aufzugstüren und versuchte, Haltung zu bewahren. Den Stetson zog sie wieder tief in die Stirn. Gut, sagte sie sich, ich verstecke mein Gesicht vor ihm, was soll’s? Das war auch nicht schlimmer als die Tatsache, dass sie sich wie eine völlige Närrin benommen hatte.
Arnaud hatte behauptet, dass er immer gewann. Dieses Hin und Her zwischen ihnen war für ihn nichts weiter als ein Spiel. Aber für Rosalyn ging es um einen hohen Einsatz: Die Ranch war ihr Leben und musste für zukünftige Oakleys erhalten bleiben. Und genau das würde Rosalyn tun, denn sie hatte es jemandem versprochen, der sie auf dem Sterbebett darum gebeten hatte.
Arnaud kümmerten die Gründe, aus denen sie sein Angebot ausschlug, garantiert nicht. Trotzdem – was wäre, wenn sie ihm ihre Sichtweise so erklären könnte, dass er sie verstand? Vielleicht konnte sie ihn überreden, sie in Ruhe zu lassen. Dadurch wären zwar nicht all ihre Probleme gelöst, das dringendste wäre aber zumindest vom Tisch.
Aus halb geschlossenen Augen warf sie ihm einen kurzen Blick zu. Er sah sie an, und seine amüsierte Miene verriet, dass er ahnte, was sie dachte. Wahrscheinlich legte er sich bereits eine Gegenstrategie zurecht – egal. Rosalyn hatte versprochen, mit ihm auszugehen, und das würde sie auch tun. Dabei würde sie versuchen, seine Meinung über den Kauf ihrer Ranch zu ändern, auch wenn es nicht besonders erfolgversprechend war.
In einer Sache hatte er allerdings recht. Wenn sie mit ihm Zeit verbrachte, konnte sie seine Strategie besser erforschen und fand vielleicht heraus, wie sie am Ende doch gewinnen konnte. Allerdings rechnete sie sich da nicht viele Chancen aus.
All diese Argumente wog sie im Stillen gegen den Eindruck ab, dass er viel mehr von ihr wollte als ihren Besitz. Intuitiv wusste sie, vorsichtshalber sollte sie sich lieber schnell nach Hause und in Sicherheit begeben. Eigentlich wollte sie lieber fliehen, statt zu kämpfen. Gerade, als sie den Mund öffnete, um einen Rückzieher zu machen, ließ Joc sie nicht zu Wort kommen.
„Das können Sie nicht.“
Seine Stimme klang, als stünde er dicht hinter ihr. Wie hatte er sich Rosalyn unbemerkt so weit nähern können? „Was kann ich nicht?“
„Sie waren damit einverstanden, mit mir zu Abend zu essen, und können Ihr Versprechen jetzt nicht einfach zurücknehmen.“
„Woher wussten Sie …“ Sie schloss den Mund und betrachtete die Aufzugtüren. „Also gut, jetzt verstehe ich.“
„Was verstehen Sie?“ Er lachte.
Arnaud lachte sie aus! „Ich verstehe, warum Sie so erfolgreich sind. Sie können Gedanken lesen.“
„Nur, wenn die Gedanken tiefgründig sind. Oder die Emotionen“, fügte er hinzu.
Ohne es zu wollen, zuckte sie zusammen. Gab er ihr einen dezenten Hinweis? Merkte er, wie seine Nähe sie
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