Gefärhlich tiefe Sehnsucht (German Edition)
den Raum. Nachdem sich die Tür hinter dem Letzten geschlossen hatte, wandte Rosalyn sich wieder Arnaud zu. Den ganzen Weg von Dallas hierher hatte sie sich überlegt, was sie ihm sagen würde. Und nun legte sie los.
„Sie sind auf mich zugekommen – oder eigentlich sind Ihre Angestellten auf mich zugekommen, damit ich Ihnen meine Ranch verkaufe. Ich bin jedes Mal sehr höflich geblieben, wenn sie vor meiner Tür auftauchten. Ich habe ihnen so klar und deutlich wie möglich Nein gesagt. Jetzt sind wir aber an einem Punkt angelangt, an dem ich mich nicht mehr umdrehen kann, ohne über sie zu stolpern. Das muss aufhören. Und dafür müssen Sie sorgen.“
Zu ihrer Bestürzung reagierte er kaum auf ihre Worte, er musterte sie lediglich intensiver. Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen, sein sowieso schon gut aussehendes Gesicht wirkte mit einem Mal noch attraktiver. Das lenkte Rosalyn ab, und sie brauchte eine Sekunde, um sich daran zu erinnern, wo sie gerade stehen geblieben war.
„Jedenfalls“, meinte sie hartnäckig, „bin ich jetzt persönlich hier, um Ihnen zu sagen, dass ich nicht verkaufe. Und ich hoffe, Sie verstehen die Botschaft endlich und lassen mich in Ruhe. Mir ist egal, was Sie tun und wie viele Schläger Sie schicken, ich werde mein Land nicht verlassen.“
Nachdem sie geendet hatte, stellte er seine Kaffeetasse auf das Sideboard und schaute Rosalyn an. Seinem Gesichtsausdruck nach würde ihr seine Antwort nicht gefallen. Doch bevor er zu einer Entgegnung ansetzen konnte, klingelte das Telefon. Arnaud entschuldigte sich kurz und nahm den Hörer ab. „Keine Unterbrechungen“, sagte er ohne Einleitung. Er hörte einen Augenblick lang zu, bevor er den Mund verzog und zu Rosalyn sagte: „Es dauert nur eine Minute.“
„Wollen Sie, dass ich draußen warte?“, fragte sie höflich, obwohl sie eigentlich keine Lust dazu hatte.
Stumm schüttelte er den Kopf und wandte sich dem Anrufer zu. „Hallo, MacKenzie. Was kann ich für meine nervige Schwester tun?“
Rosalyn hörte am anderen Ende der Leitung ein wütendes Schimpfen und zuckte zusammen. Da war wohl jemand nicht gerade erfreut.
„Tut mir leid. Halbschwester. Ist das besser?“ Offensichtlich war das nicht der Fall, denn die Gesprächspartnerin fluchte lautstark, bis er ihr das Wort abschnitt. „Wenn ich mich nicht täusche, rufst du an, um mich um einen Gefallen zu bitten. Statt alte Geschichten aufzuwärmen, schlage ich vor, du kommst zum Punkt.“
Er hörte geraume Zeit zu, und sein erbitterter Gesichtsausdruck ließ Rosalyn erschaudern. Hatte er wirklich ein so schlechtes Verhältnis zu seiner Schwester? Das verstand sie nicht. Was war denn dabei, wenn sie Halbgeschwister waren? Familie war schließlich Familie. Etwas Schlimmes musste zwischen ihnen vorgefallen sein, wenn es zu einem ernsthaften Bruch gekommen war.
„Ich verkaufe nicht, MacKenzie, und das ist mein letztes Wort. Deine Mutter hat den Vertrag unterschrieben, und wenn du mit Merediths Entscheidung nicht zufrieden bist, schlage ich vor, du machst das mit ihr aus.“ Er lächelte frostig. „Zumindest können du und meine Brüder – entschuldige, Halbbrüder – sich damit trösten, dass der Besitz immer noch in der Familie ist, wenn auch im illegitimen Zweig.“
Damit legte er auf. Rein äußerlich wirkte Arnaud ruhig und gefasst, doch Rosalyn bemerkte, dass er innerlich alles andere als das war. Als er sie ansah, begegnete sie seinem Blick mit erhobenem Kopf. Langsam schien sein Ärger zu schwinden. Jedenfalls klang Arnaud wieder beeindruckend gelassen. „Wir sollten vielleicht noch einmal ganz von vorne anfangen und es diesmal richtig machen“, sagte er und streckte die Hand aus. „Joc Arnaud.“
Eine Sekunde lang zögerte sie, dann gab sie nach. „Rosalyn Oakley.“
Als er ihre Hand ergriff, schien der Konferenzsaal mit einem Mal sehr klein und eng zu werden. Alles an Joc war überwältigend. Sein fester Händedruck, seine Stärke, seine Größe, die natürliche Ausstrahlung. Selbst der frische männliche Duft, der ihn umgab, bezauberte Rosalyn so sehr, dass sie sich beinah willenlos vorkam.
In seiner Nähe fiel ihr das Atmen plötzlich schwer, denken konnte sie auch nicht mehr klar. Doch sie wollte nicht derartig auf einen Fremden reagieren, besonders nicht, wenn dieser Fremde der personifizierte Albtraum war – oder schlimmer. Leider hatte er ihr gerade ohne jeden Zweifel bewiesen, dass sie keine Kontrolle über ihre körperliche Reaktion auf ihn
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