Gefahr auf High Heels (German Edition)
hörte wieder einen dumpfen Schlag. Ich packte noch einen und noch einen, es ging Schlag auf Schlag.
»Scheiße, was wirfst du denn da nach mir, Burritos?«, kreischte sie, und ihr Griff an meinem Knöchel lockerte sich so weit, dass ich mich freistrampeln konnte.
Ich sprang auf (oho, dieser Stepp-Unterricht zeigte echt Wirkung, das hätte ich bis vor Kurzem niemals hinbekommen) und rannte so schnell mich meine Beine trugen weiter zur Rückseite des Zelts. Ich hörte, wie Anne mir dichtauf folgte. Als ich durch die Zeltklappen brach, blieb ich nur eine Sekunde stehen, um mich zu orientieren. Das Hotel lag direkt vor mir. Doch da Mom für meine »kleine und intime« Hochzeit den größten Garten in ganz L. A. County gebucht hatte, war das ein ganzes Footballfeld entfernt. Oder wenigstens kam es mir so vor, als ich nun um mein Leben rannte, auf die Sicherheit der Lichter, Menschen und hochnäsigen Türsteher zu.
Ich kam jedoch nur bis zu dem mit tropischen Blumen reich geschmückten Altar, als ich einen kräftigen Stoß zwischen den Schulterblättern spürte, der mich nach vorne trieb. Im Fallen versuchte ich mich festzuhalten, bekam eine Weinranke zu fassen. Eine große. Doch als ich auf den Boden auftraf, riss ich sie mit mir mit und zog den ganzen Altar nach rechts. Mit Entsetzen sah ich, wie der weiße Gitterpavillon sich wie in Zeitlupe neigte und knarrend nach vorne kippte und mich und Anne, die wieder nach meinem Haar griff, unter sich begrub.
Zum Glück für mich bekam Anne die ganze Wucht ab. Ihre Augen rollten nach hinten, und für einen Moment war sie benommen. Es gelang mir, mich herauszuwinden, während sie noch mit den Brettern auf ihren Beinen kämpfte. Gerade als sie sich befreit hatte, rollte ich nach links, dann nach rechts, sodass wir uns schließlich an den Trümmern gegenüberstanden. Doch ihre Seite lag näher zum Hotel. Verdammt.
So standen wir da in einer Art Pattsituation, schwer atmend, die Knie gebeugt, bereit, sofort loszurennen, sobald die andere eine Bewegung machte.
»Du hast Gigi umgebracht«, sagte ich, um sie abzulenken. Wenn es mir gelang, nur ein paar Schritte weiter nach rechts zu rücken, konnte ich es schaffen.
Anne grinste und präsentierte eine Reihe weißer Zähne, wodurch sie in dem schummrigen Mondlicht auf unheimliche Weise der Grinsekatze ähnelte. »Und dabei hatte ich dich für eine dumme Blondine gehalten.«
Erbost kniff ich die Augen zusammen. »Nein, aber du bist eine wahnsinnige Brünette.«
Sie lachte, ein schrilles Gackern, das eher drohend als amüsiert klang. Und mir wurde klar, dass meine Beleidigung nicht weit entfernt von der Wahrheit war. Die Frau hatte sie nicht mehr alle. Ich hätte es wissen müssen. Ich meine, welcher Mensch, der noch alle Sinne bei sich hatte, mochte keine Schokolade?
»Wo ist Allie?«, fragte ich. Ihre Augen schossen nach links, dann nach rechts, als überlegte sie, ob sie sich auf mich stürzen sollte.
»Ja, das würdest du wohl gerne wissen, was? Alles lief ganz wunderbar, bis du dich eingemischt hast.«
»Ja, das bekomme ich oft zu hören«, murmelte ich. »Hat er sie?«, fragte ich.
Annes Augen verdunkelten sich einen Moment, dann wurden sie schmal. »Ach, dann weißt du also von ihm?«
Ich nickte. »Du hast nicht genug Grips, um so etwas alleine durchzuziehen.«
Ich weiß, eine Psychotin sauer zu machen, ist nicht gerade der cleverste aller Pläne. Aber je länger ich sie am Reden hielt, desto größer war die Chance, dass irgendein Hotelangestellter unser kleines Duell hier im Garten bemerkte.
»Das zeigt nur, dass du keine Ahnung hast!«, schrie sie. Ich warf einen Blick zum Hotel. Leider waren wir zu weit weg, als dass uns jemand gehört hätte.
»Ach ja?« Ich versuchte, Zeit zu gewinnen.
»Das mit Allie war meine Idee!«
Aha! Jetzt kamen wir weiter.
»Dann hast du sie entführt?«
»Natürlich.«
»Und Gigi getötet.«
»Die alte Kuh. Sie hat einfach durch mich hindurchgesehen. Ich war froh, als sie tot war. Es war so einfach. Ich bin einfach zu ihr in die Agentur gegangen, habe ihr gesagt, mein Onkel habe etwas für die Probestücke vergessen, und als sie mir irgendwann den Rücken zudrehte, habe ich sie mit dem Messer erstochen.«
Ich kämpfte gegen die aufsteigende Übelkeit an, als ich mir die Szene vorstellte. »Aber es war nicht deine Idee, sie umzubringen, oder?«, hakte ich vorsichtig nach.
Anne zögerte. Dann schüttelte sie den Kopf. »Nein. Ich habe es für ihn getan. Ich liebe ihn. Ich
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