Gefahr auf High Heels (German Edition)
Hand auf den Arm, damit die Hotelgäste nicht dachten, er hätte hier und jetzt einen Orgasmus. (Ehrlich gesagt, war ich nicht ganz sicher, ob es nicht doch so war.)
»Super, dann gebe ich ihr deine Nummer.«
»Oh mein Gott, Mitsy Kleinburg.« Sich mit dem Klemmbrett Luft zufächelnd, ging er zu den Brautjungfern, um ihnen ihre Positionen zuzuweisen.
Nachdem wir alle unsere Plätze eingenommen hatten, zeigte Marco uns, wie man »elegant« den Gang zum Altar hinunterschritt. Dann stellte er meine Brautjungfern mit Ramirez’ Trauzeugen nach Größe zu Paaren zusammen (wobei er sich geflissentlich Ramirez’ Cousin Alfonso zuordnete, der die Hauptrolle in einer lateinamerikanischen Fernsehserie spielte). Endlich räusperte er sich und summte »Hm hm hä hm« und gab mir das vereinbarte Zeichen. Während Tina vor mir herging und so tat, als würde sie Rosenblätter verstreuen, schritt ich so, wie er es mir beigebracht hatte – nämlich Füße zusammen, Schritt, Füße zusammen, Schritt –, auf Ramirez zu, der unter dem mit Blüten geschmückten Bogen auf mich wartete.
Ich hatte immer gedacht, es sei ein magischer Moment, zum Altar zu schreiten. Und es mache Klick im Inneren, wenn man sich langsam der Liebe seines Lebens näherte, die einen mit Anbetung im Blick erwartete. So als stünde das Schicksal vor einem. Oder wenigstens so, als läge eine Nacht mit richtig tollem Sex vor einem.
Doch ich empfand nichts dergleichen. Stattdessen war ich vor allem damit beschäftigt, nicht über Tina zu fallen. Und Ramirez sah mir überhaupt nicht bewundernd entgegen, sondern lachte über einen Witz, den Alonso ihm erzählte, begleitet von einigen Gesten, für die, dessen war ich mir sicher, das Blumenmädchen noch zu jung war. Was die Magie anging, hätte ich auch durch einen Supermarktgang gehen können. Es war ein bisschen deprimierend.
Einen Anflug von Panik unterdrückend, sagte ich mir, dass das nur daran lag, dass Felix immer noch nicht angerufen hatte.
Schließlich hatte ich es bis zum Altar geschafft, stand zwischen Ramirez und Dana, meiner Trauzeugin, und drehte mich zu der Person um, die die Zeremonie vornehmen würde.
Mrs Rosenblatt.
»Moment, wo ist Vater Mahoney?«, fragte ich an Marco gewandt.
»Äh, er hat sich nicht wohlgefühlt …« Hilfesuchend sah er Dana an.
»Die Muschelsoße gestern Abend war wohl schlecht«, sprang sie für ihn in die Bresche.
»Aber er hat versprochen, dass er morgen kommt!«
Dana nickte. »Ganz sicher. Ich meine, gestern Abend haben sie ihm zwanzig Minuten den Magen ausgepumpt, mittlerweile müsste er es wieder ganz los sein.«
»Und in der Zwischenzeit«, sagte Marco, »vertritt ihn Mrs Rosenblatt.«
»Jawoll«, meldete sich Mrs R. »Und wenn er nicht auftaucht, halte ich eine todschicke Kabbalah-Zeremonie ab. Das wird dir gefallen.«
Ein lauter Schluckauf brach aus mir heraus.
»Maddie, den solltest du vor der Zeremonie wirklich noch loswerden«, sagte Mom, und eine besorgte Falte erschien zwischen ihren Brauen.
Jaja, als wenn ein Schluckauf diese Hochzeit vermasseln würde. Glaubt mir, diese Hochzeit hatte nie eine Chance.
Die nächsten Programmpunkte ging Marco ohne Störungen mit uns durch (es sei denn, man nannte die Tatsache, dass Dana für den Eröffnungstanz Don Hos Version von »All you need is love« ausgewählt hatte, eine Störung – was ich, weil ich mich darauf konzentrierte, den Schluckauf in den Griff zu bekommen, nicht tat), dann strebten wir alle wieder zu unseren Autos, um im Konvoi zum Abendessen zu fahren.
Ich blieb ein wenig zurück, um zum fünfzigsten Mal auf das Display meines Handys zu sehen. Nichts.
Im Schutz einer Palme wählte ich Felix’ Nummer. Glücklicherweise nahm er nach dem dritten Freizeichen ab.
»Felix Dunn.«
»Ich bin’s. Ich, Maddie«, präzisierte ich, bevor er fragen konnte. »Wo bist du?«
»Ich sehe zu, wie Fauston bei Taco Bell zu Abend isst.«
Ich runzelte die Stirn. »Fauston? Was ist denn mit Anne?«
»Sie ist zurück zum Laden gefahren. Dort haben sie und Fauston sich unterhalten. Dann ist er losgefahren, und sie ist geblieben. Ich dachte, er würde uns eher zu Allie führen.«
»Und Anne hast du einfach dort allein gelassen?«, zischte ich. Ich teilte zwar seine Einschätzung, doch bei der Vorstellung, Anne könnte just in diesem Moment Allie auf Faustons Geheiß mit der Axt erschlagen, zog sich mir vor Angst der Magen zusammen.
»Ich kann ja schlecht an zwei Orten gleichzeitig sein, oder?«, sagte er.
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