Gefahr auf High Heels (German Edition)
Doch ich hörte ihm an, dass er das Gleiche dachte wie ich.
»Hör zu, ich …« Ich überlegte rasend schnell. Die Autokolonne meiner Hochzeitsgäste setzte sich in Bewegung. »Ich hänge mich an Anne.«
»Was ist denn mit deinem Dinner?«, fragte er.
»Das hier ist wichtiger.« Noch vor wenigen Wochen hätte ich niemals gedacht, dass ich so etwas je sagen würde. »Ich bin in fünfzehn Minuten da«, versprach ich ihm und klappte das Handy zu.
»Wo bist du?«
Erschrocken quietschend fuhr ich herum. Ramirez stand hinter mir, die Stirn in Falten gelegt.
»Nirgendwo«, sagte ich.
Er wies auf das Telefon in meiner Hand. »Wer war das?«
»Niemand.«
Er kniff die Augen zusammen. »Ist dieser Niemand ein blonder britischer Klatschreporter?«
Ich knabberte an meiner Unterlippe. »Vielleicht.«
Ich hätte nicht gedacht, dass es möglich gewesen wäre, aber seine Augen wurden noch schmaler, zu gefährlichen katzengleichen Schlitzen.
»Ich … äh … es ist etwas passiert«, sagte ich lahm.
Denn um ehrlich zu sein, war es ja so: Auch wenn ich mir sicher war, dass Anne und ihr Onkel Gigi um die Ecke gebracht hatten, ich hatte nicht den Hauch eines Beweises. Eigentlich war es nur ein Bauchgefühl, wenngleich ein sehr, sehr sicheres. Und, wie Ramirez mir immer wieder unter die Nase rieb, vor Gericht zählte ein Bauchgefühl nicht. Wenn ich Allie helfen wollte, blieb mir nichts anderes übrig, als mich an Annes Fersen zu heften.
»Passiert?«, fragte Ramirez.
»Ja.«
»Hm.« Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Alles in Ordnung?«
Ich nickte heftig.
»Bist du sicher?«, bohrte er weiter.
»Gaaanz sicher!«, rief ich. Was sich, wie mir selbst auffiel, wenig überzeugend anhörte. Fahr mal einen Gang runter, Mädel. »Ja, alles in Ordnung. Ich muss nur … ich muss heute nur ein bisschen früher weg.«
»Wie viel früher?«
»Jetzt.«
Er spannte die Kiefermuskeln an. »Sagst du mir, warum?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Maddie …«, sagte er in leisem, warnenden Ton, der tief aus seiner Kehle kam.
»Hör zu, du musst mir einfach … vertrauen«, sagte ich und drängte mich an ihm vorbei. »Ich rufe dich später an. Sag Mom, es tut mir leid.«
Einen kurzen Moment lang dachte ich, er würde mir folgen. Doch dann besann er sich offenbar anders und rief mir stattdessen nach: »Sei vorsichtig. Und bring dich nicht in Schwierigkeiten, ja?«
»Wer, ich?«, fragte ich mit unschuldigem Augenaufschlag, während ich dem Parkplatz zustrebte. »Niemals.«
Drei Minuten später war ich auf dem Weg zu Fauston. Ich hatte ein bisschen ein schlechtes Gewissen, weil ich Ramirez mit unseren beiden Familien alleingelassen hatte, doch ich versuchte, nicht daran zu denken. Falls wir es je in die Flitterwochen schafften, würde ich es wiedergutmachen. Jetzt konzentrierte ich mich erst einmal auf die Straße, denn ich raste mit einem Tempo durch Beverly Hills, dass jedem Streifenpolizist schwindlig geworden wäre, und als ich wieder bei der Konditorei ankam, fuhr der weiße Lieferwagen gerade um die Ecke, mit Anne am Steuer. Wenn das kein gutes Timing war. Ich tätschelte mir im Geist selbst die Schulter. War ich gut oder war ich gut?
Während ich ihr in östlicher Richtung folgte, fragte ich mich, ob Anne noch eine letzte Lieferung vor sich hatte oder den Wagen nach Hause fuhr. Sie bog rechts in den Dayton Way ein, dann rechts in den Palm Drive, und ich realisierte plötzlich, dass ich denselben Weg zurückfuhr, den ich eben im Rennfahrerstil gekommen war. Mein Verdacht bestätigte sich, als sie zehn Minuten später hinter dem Beverly Garden Hotel hielt. Aber natürlich! Sie lieferte meine Hochzeitstorte.
Ich parkte hinter einem Müllcontainer (damit Ramirez meinen Jeep nicht entdeckte, falls er zurückkam) und huschte dann um die Ecke zum Ladebereich, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Anne eine riesige Schachtel auf einem metallenen Rollwagen zur Küche schob. Ich duckte mich hinter einen Busch, außer Sichtweite von der Rückseite des Hotels, hinter dem zwei rauchende Kellner standen.
Ich sah nach rechts: Die Stuhlreihen und der blumengeschmückte Bogen schienen mich in der Dunkelheit zu verspotten, während ich überlegte, ob ich nicht auf der völlig falschen Fährte war. Während ich hier im Gebüsch hockte, verspeisten nicht weit von hier meine Hochzeitsgäste Kalbspiccata und stießen auf mein Glück an. Und die Wahrheit war, dass ich, außer einem fehlenden Alibi, nichts in der Hand hatte, das
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