Gefahr auf High Heels (German Edition)
teilnehmen, und ich kann es nicht erwarten, die Torte zu probieren.«
»Das ist gelogen.«
»Ja, ich weiß. Aber ich komme trotzdem. Wir sehen uns um eins.«
Und damit legte er auf.
Ich starrte das Telefon an und spürte, wie sich eine botoxwürdige Falte zwischen meinen Brauen bildete.
Natürlich verstand ich Ramirez’ männliche Aversion gegen weiße Spitze und Buttercreme, trotzdem hatte ich ein ungutes Gefühl im Bauch. Ich weiß, ich weiß, das ist normal. Ich meine, er ist ein Mann und ein Polizist noch dazu. Hochzeiten sind nun mal etwas für Mädchen. Aber die Tatsache, dass ich ihm praktisch den Arm verdrehen musste, damit er die Torte probierte (mal ehrlich, es ist doch nur Torte, wie schlimm ist das denn schon?), weckte in mir die Sorge, diese Aversion könnte nicht nur der Hochzeit gelten. Sondern auch dem Verheiratetsein. Ich meine, den Antrag hatte er mir ja ziemlich plötzlich gemacht. Wir hatten vorher nie über Heirat gesprochen, sondern sind einfach ins kalte Wasser gesprungen. Mit dem Kopf zuerst. Am flachen Ende. Und ich fragte mich, ob er es jetzt bereute, nachdem die Pariser Euphorie der heimlichen, nach Café au lait schmeckenden Küsse verflogen war und uns die Wirklichkeit mit kilometerlangen Gästelisten und Hochzeitsplanern eingeholt hatte und er im dicksten Nachmittagsverkehr ein Gästebuch zu seiner Mutter bringen musste.
»He, hast du Zeit, mit mir zu Mittag zu essen?« Dana kam in den Umkleideraum gejoggt, das Gesicht so frisch wie eh und je.
Ich bin Frau genug, es zuzugeben: In diesem Moment hasste ich sie ein kleines bisschen.
»Jetzt ja.« Ich steckte das Handy zurück in die Handtasche und versuchte meine Zweifel über Ramirez und die Hochzeitsglocken beiseitezuschieben.
»Super. Um eins habe ich ein Vorsprechen für einen neuen DreamWorks-Zeichentrickfilm, aber bis dahin habe ich nichts vor. Die Straße runter ist dieses neue vegane Café, das ich gern mal ausprobieren würde. Auf der Karte stehen nur Gerichte mit Negativkalorien.«
Vor meinem geistigen Auge löste sich die Vision von einem Mocha Frappuccino auf wie eine Fata Morgana. Ich zog einen schwarzen ärmellosen Pulli und eine dunkle Jeans an. »Gerichte mit Negativkalorien?«
»Oh mein Gott, die sind so cool. Die haben weniger Kalorien, als dein Körper braucht, um sie zu verdauen. Du kannst so viel davon essen, wie du willst, und nimmst trotzdem ab.«
Hm, das klang gar nicht so übel. »Käselocken sind nicht zufälligerweise auch Negativkalorien?«
Dana kräuselte die Stupsnase. »Träum weiter. Na, was sagst du? Hast du Lust auf vegan? Ich lade dich ein.«
Ich dachte kurz daran abzulehnen, doch da Ramirez »ein paar Minuten später« kommen wollte, hatte ich nichts Besseres vor. Und außerdem: Wie käme ich dazu, ein Gratisessen auszuschlagen?
Nachdem ich mich durch eine Schüssel Gras (Dana hatte zwar behauptet, es handle sich um ein gebratenes exotisches Grünzeug, aber ich fand, es roch ganz genauso wie der Rasen im Griffith Park), ein kaltes Kürbispüree (mein Rat: die Worte kalt und Kürbis sollten niemals zusammen in einem Rezept auftauchen) und eine Platte mit sautiertem Seetang (es tut mir leid, aber in meiner Welt ist nichts essbar, das an einen Strand gespült wird) gekämpft hatte, fuhr ich vor dem L’Amore vor, müde, mit schmerzenden Gliedern und immer noch hungrig. Ich hielt am Straßenrand, fütterte die Parkuhr mit einer Handvoll Vierteldollarmünzen und suchte die Straße nach Ramirez’ schwarzem Geländewagen ab. Er war nicht da, was mich nicht überraschte.
Ich sah auf mein Handy. 13:03 Uhr. Er verspätete sich. Ich fluchte stumm und schwor mir, dass ich, falls er nicht erschien, für die gesamte Dauer der Meisterschaft meinen Kabelanschluss kündigen würde.
Ich überlegte, ob ich allein hineingehen sollte, aber es ohne Verstärkung mit Gigi aufzunehmen, war, als würde man ein Militärgebiet mit einem Spielzeuggewehr betreten: Auf diese Weise lief ich nur Gefahr, mich angesichts von Blumengestecken, Hochzeitssängern und mannshohen Eisskulpturen von knutschenden Schwänen geschlagen zu geben, noch bevor Ramirez auftauchte.
Falls er auftauchte.
Ich schüttelte diesen beunruhigenden Gedanken ab und lehnte mich an den Jeep, um mir in den schwachen Strahlen der Wintersonne das Gesicht zu wärmen, während ich mit einem Wildlederstiefel, ängstlich auf das Pflaster tippend, die Sekunden herunterzählte.
Er würde kommen. Daran glaubte ich fest. Er hatte es versprochen. Bisher
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