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Gefahr für Al Wheeler

Gefahr für Al Wheeler

Titel: Gefahr für Al Wheeler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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hindern, über die
ausgestellten Stücke weg ins Innere des Ladens zu blicken.
    Die
dunkle Masse zweier Gipsmodelle zeichnete sich groß, aber undeutlich durch
dieses Milchglas ab. Und ich wußte, daß dies der Fluch Wheelerscher Jobs war — ich konnte mich nicht einfach umdrehen und gehen. Ich mußte allem
auf den Grund gehen — und selbst wenn ich dazu den Teppich hätte aufschlitzen müssen.
    Die
Milchglaswand war durch einen Haken abgesichert. Ich löste ihn mit Leichtigkeit
und versuchte, die Glaswand seitwärts zu schieben. Sie bewegte sich nicht, was
mich nicht weiter wunderte — denn darin gleichen sich alle Schiebetüren. Ich
habe noch nie eine erlebt, die tadellos funktioniert. Schließlich preßte ich
beide Hände flach gegen das Glas und hob an. Jemand mußte nachgeben und die
Glaswand tat es. Es gab einen rauhen knirschenden
Laut, und dann rollte sie plötzlich die Schienen entlang.
    Dies
geschah natürlich zu plötzlich. Ich verlor das Gleichgewicht, stolperte und
fiel mit Händen und Knien auf den leicht erhöhten Boden des Schaufensters.
    Von
irgendwoher neben mir ertönte ein leises Rauschen, und eines der in ein
Phantasiegewand gehüllten Gipsmodelle kippte um und fiel zu Boden. Ich wurde
teilweise in das Gewand verwickelt, und es schien sich um unzählige Meter Stoff
zu handeln, als ich mir das schimmernde Gewebe vom Kopf riß. Schließlich bekam
ich wieder Luft.
    Ich
überlegte, daß ich für jeden, der draußen auf der Straße vorüberging, einen
leicht irren Anblick bieten würde, wie ich da auf dem Boden des Schaufensters
hingeplumpst lag, ein Gipsmodell neben mir und in eine Damenrobe verwickelt.
Alles, was noch fehlte, war, daß ein Polizist auf seinem Streifengang
vorbeikommen und sich für das, was hier vorging, interessieren würde.
    Leise
vor mich hinfluchend , kam ich auf die Füße und wollte
das Modell wieder aufstellen, wobei ich hoffte, daß durch meine
Ungeschicklichkeit nicht etwa der Kopf vom Rumpf getrennt worden war oder sich
sonst etwas ähnlich Unerfreuliches ereignet hatte.
    Als
ich mich bückte, um das Ding an den Schultern zu packen, geschah etwas, das
mich innehalten ließ. Ich bemerkte, daß die Perücke, die vom Kopf des Modells
gerutscht war — silberblond war. Allein ihr Anblick löste ein merkwürdiges
Gefühl aus. Das Haar war lang — es mußte dem Modell bis zur Schulter gereicht
haben — , und die Enden waren zu dichten Locken gedreht.
    Es
wirkte entsetzlich vertraut. Ich blieb, wie ich war, in meiner unbequemen halb
gebückten Haltung stehen. Die eine Hälfte meines Gehirns versuchte, sich einen
Vers auf das Ganze zu machen, die andere verharrte in dieser verrückten
Umgebung und scheute wie ein nervöses Pferd.
    Aber
irgendwie brachte ich es fertig, die scheuende Hälfte zu beruhigen und zu
versuchen, Klarheit zu schaffen.
    Wenn
man es sich recht überlegte, so sagte ich zu mir selber, war alles ganz
logisch. Ich hatte das Modell umgeworfen, die Perücke war ihm vom Kopf
geglitten, und wenn mir die Perücke bekannt vorkam — was weiter? Silberblond
war eine moderne Haarfarbe, und Perücken waren ohnehin der letzte Schrei. Ich
hob sie auf und tastete in der nun weitgehenden Dunkelheit zwischen dem
zerknitterten Haufen Stoff nach dem Kopf des Modells.
    Ich
fand ihn auch — aber er war nicht kahl, wie man es bei einem Modellkopf, der
gerade seine Perücke verloren hat, hätte erwarten können. Da war ein Haufen
kurzer, dichter brauner Haare, wie ich feststellte, nachdem ich die vielen
Meter Stoff entfernt hatte, um näher hinsehen zu können.
    Gleich
darauf verspürte ich das dringende Bedürfnis nach einem großen Cognac. Sachte
ergriff ich das Modell bei den Schultern und drehte es herum, so daß Augen und
Gesicht zu sehen waren.
    Wahrscheinlich
hatte ich bereits eine fatale Vorahnung, was ich vorfinden würde, noch bevor
die schwimmenden braunen Augen Corinne Lamberts mit leerem Erstaunen zu mir
emporstarrten.
    »Pech,
Honey«, sagte ich mitfühlend. »Aber vielleicht haben Sie sich die Sache selber
eingebrockt?«
    Es
war mir ernst damit. Seit ich Corinne Lambert zum erstenmal gesehen hatte, war mir klargewesen, daß sie das nicht hatte, was man braucht,
um sich Freunde und Einfluß auf Menschen zu gewinnen.
    Ich
drehte nun ihren Kopf sanft von einer Seite zur anderen und da, rechts, gleich
über ihrem Ohr war das Haar leicht von einer dunklen klebrigen Flüssigkeit
durchtränkt. Man hatte ihr zwei Kugeln ziemlich dicht nebeneinander in den

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