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Gefahr für Al Wheeler

Gefahr für Al Wheeler

Titel: Gefahr für Al Wheeler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Menschheit anbetraf.
Der Gedanke begleitete und ernüchterte mich, sofern es einer Ernüchterung
bedurft hätte, bis ich die geschlossene Tür erreicht hatte.
    Ich
schlug den altmodischen Türklopfer mehrmals gegen die Tür und wartete. Drinnen
rührte sich nichts, kein Laut drang heraus. Ich überlegte, ob Hamilton wohl
noch immer bei Corinne war. Wenn ja, so beschloß ich, mich dazuzugesellen und
die Dinge ein bißchen weiter zu treiben. Falls er aber bereits gegangen war, so
war Corinne nach der erfolgten Unterhaltung vielleicht wütend und bereit, mir
noch einiges zu erzählen.
    In
der Nähe befand sich ein kleines hübsch mit Vorhängen versehenes Fenster.
Dieses Fenster und die Tür ließen darauf schließen, daß es sich um eine sehr
kleine Wohnung handelte. Höchstens zwei Zimmer und ein Bad, dachte ich. Ich
setzte den Türklopfer zum zweitenmal in Bewegung,
diesmal wesentlich kräftiger als zuvor. Zu meiner Überraschung ging die Tür
langsam auf.
    »Hallo,
Entschuldigung!« rief ich. »Sie wissen ja, wie’s einem geht. Man möchte immer
gern sichergehen, daß niemand...«
    Hier
brach ich ab, denn es war sinnlos, in ein leeres Zimmer hineinzureden.
    Vielleicht
war die Tür nicht geschlossen, das Schloß nicht riditig eingeschnappt gewesen, so daß ich sie mit meinem kräftigen Klopfen vollends
geöffnet hatte.
    Oder
vielleicht wartete drinnen schweigend ein entmaterialisierter Dämon auf mich.
Ich riß mich zusammen, redete mir ein, ich wäre schließlich erwachsen, und trat
ein.
    Nach
ein paar vorsichtigen Schritten räusperte ich mich nervös und rief: »Miss
Lambert? Corinne? Sind Sie zu Hause?«
    Selbst
in meinen Ohren klang es etwas dümmlich.
    Ich
ging durch die beiden Zimmer und das Badezimmer, hin und wieder ihren Namen
rufend, aber das war unnütze Kräfteverschwendung. Die kleine Wohnung war
offensichtlich leer.
    Im
zweiten Zimmer stand eine breite nach außen führende Tür offen, und ich sah sie
mir genau an. Ein kleines Stück dahinter lag die zur Boutique führende
Hintertür. Sie stand ebenfalls offen.
    Hier
lag natürlich die logische Erklärung sozusagen auf der Hand. Corinne war in der
Boutique. Wahrscheinlich arbeitete sie dort noch, dekorierte das Schaufenster
neu — oder tat sonst irgend etwas , was in einem Laden
eben getan zu werden pflegt.
    Ich
ging auf die zweite Tür zu und trat ein. Ein schmaler, etwa vier Meter langer
Flur führte in das kleine Büro, in dem ich mit Corinne beim ersten Male gewesen
war. Ein Haufen Krimskrams lag auf dem Schreibtisch aufgehäuft und auf dem
Boden verstreut — Papiere und Geschäftsbücher — , so daß es unmöglich war,
daraus zu schließen, ob Corinne den Raum vor fünf Minuten oder vor Jahren
verlassen hatte. Wieder rief ich ihren Namen, aber da war nur das leere Echo
meiner Stimme.
    Der
schwere Brokatvorhang teilte sich mit entrüstetem Geraschel, als ich mich durch
ihn in die eigentliche Boutique drängte. Draußen wurde es jetzt rasch Nacht,
aber hier drinnen wurde es noch schneller dunkel.
    Lange
Schatten lagen schräg über dem luxuriösen Teppich und malten phantastische
Muster darauf, wie Variationen zu einem immer wieder wechselnden Thema. Das
schimmernde, nach gesponnenem Gold aussehende Kleid des zunächststehenden Gipsmodells wirkte in dem schwindenden Licht gedämpft, aber es funkelte noch
immer matt und spielte meinen Augen Streiche, so daß ich mir ein- oder zweimal
fast einbildete, es wäre das Modell selbst, das sich bewegte, statt des
Lichtes, das es umspielte.
    Ich
fühlte mich mehr als unbehaglich. Ich bin jemand, für den ein
Wachsfigurenkabinett eines der scheußlichsten Erlebnisse darstellt — und wenn diese
Modelle hier auch aus Gips waren, wo lag da schließlich der gravierende
Unterschied?
    »Corinne!«
rief ich. »Wo sind Sie?«
    Meine
Stimme versickerte träge und wurde von den Teppichen und Vorhängen auf gesogen.
Danach herrschte wieder völlige Stille. Zum Teufel, Wheeler, dachte ich — du
kannst dich ja die ganze Nacht hier herumtreiben, während sie womöglich in
einem Kino oder sonstwo sitzt.
    Aber
nun war ich schon den ganzen Weg hierhergekommen, und es war sinnlos, wieder
von hier wegzugehen, ohne genau nachgesehen zu haben. Ich ging schnell zum
vorderen Teil des Etablissements, wobei meine Füße geräuschlos über den dicken
wolligen Teppich glitten.
    Ich
folgte dieser angenehmen Schafwollstraße bis zu dem großen Schaufenster vorne.
Seine Rückwand bestand aus Milchglas, um die Leute draußen zu

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