Gefahr für Al Wheeler
stehen, während ihre Hüften zunächst sachte weiterschwangen,
dann immer schneller wurden, bis sie das Tempo eines auf Höchstgeschwindigkeit
eingestellten Metronoms erreicht hatte. Besagte Spitzengeschwindigkeit hielt
sie etwa für zehn Sekunden ein und verlangsamte das Tempo dann auf Normalstand.
Der
Genuß dieses Anblicks wurde durch das Klicken eines Telefons in Hamiltons Büro
unterbrochen. Es klang, als ob er den Hörer abgehoben hätte, um jemanden
anzurufen. Ich ging zu dem Vermittlungsgerät neben Agnes’ Schreibtisch und hob
vorsichtig einen anderen Hörer ab, um mitzuhören.
Corinne
Lamberts Stimme antwortete auf das Rufzeichen am anderen Ende.
Hamiltons
Stimme klang kurz und schroff. »Ich möchte dich sehen, Kleines«, sagte er.
»Wann?«
»Ich
habe nicht den geringsten Wunsch, dich überhaupt noch einmal zu sehen,
Hamilton«, fuhr ihn Corinne an.
»Es
ist mir völlig egal, was du dir wünschst, du Luder«, fauchte Hamilton. »Ich
werde in die Boutique kommen und ein paar Fragen an dich richten. Am späten
Nachmittag bin ich bei dir.«
Er
legte auf und ich ebenfalls. Dann sagte ich zu Agnes: »Wie wär’s mit einem
Lunch? Ihren Boß brauchen Sie nicht zu fragen. Seine Stimme hat etwas gelitten
und braucht Erholung.«
»Wie
albern«, sagte sie. »Er hat eine sehr kräftige Stimme.«
»Das
war heute früh, Honey. Alles ist in einem ständigen Wechsel begriffen, wird
immer behauptet — warum
sollte Hamiltons Stimme eine Ausnahme bilden?«
»Na
ja«, sagte sie zweifelnd, »wenn Sie so sicher sind, daß alles in Ordnung ist,
Al?«
»Ich
garantiere dafür«, sagte ich zuversichtlich. »Sie können Brief und Siegel
darauf haben. Das Wheelersche Siegel.«
»Wie
ist das?« fragte sie munter.
»Ein Walroß , das einen Gummiball auf der Nase balanciert. —
He, wenn wir uns nicht beeilen, kommen wir zu spät zum Lunch. Los, mein
Prachtkind!« Ich packte sie am Ellbogen und schob sie aus dem Vorzimmer.
Es
war ein vergnüglicher Lunch und ein langer Lunch, und als ich Agnes ins Büro
zurückbrachte, war es gegen halb vier. Die Sonne schien, und ich hatte eine
Verabredung mit Agnes um neun Uhr abends in der Tasche — eine friedliche Welt, in
der nur ein einziger Mord störend wirkte.
Irgend etwas bohrte in meinem Unterbewußtsein ,
als ich mit dem Healey losfuhr. Drei Kilometer später fiel mir ein, was es war —
eine Bemerkung Starkes, dahingehend, daß Hamilton der Hauptverdächtige sei,
weil er am meisten zu verlieren hatte, wenn Lambert seine eigene Unschuld
nachweisen konnte.
Aber
Starkes eigenem Bericht zufolge hatte Lambert, abgesehen von den beiden
Strolchen, nur mit seiner Tochter Kontakt auf genommen. Wie also konnte
Hamilton auf den Gedanken gekommen sein, sie würde ihn an Lambert verraten. Und
wie konnte er auf den Gedanken kommen, daß Lambert in die Topaz Bar gehen und sich dort zwei
Stunden lang sinnlos betrinken würde, bevor er sich auf den Weg zu Sheriff Lavers machte?
Je
mehr ich darüber nachdachte, desto mehr irritierte mich das Ganze, bis ich das
Gefühl hatte, es gäbe einen einzigen einfachen Weg, dahinterzukommen — und der
war, mit Starke, dem Wunderknaben, selber zu sprechen.
Als
ich in seinem Büro ankam, schlenderte mir die intellektuell aussehende Blonde
ohne Eile entgegen — sie war ein unerfreulicher Anblick, und es begann, mir kalt über
den Rücken hinunterzurieseln , ohne daß ich etwas
dagegen tun konnte. Ich erinnerte mich nicht, je etwas Unattraktiveres gesehen
zu haben.
Diesmal
trug sie ein enges, aber formloses Kleid, das eine Tatsache bestätigte — eng
oder weit, sie verfügte über keinerlei weibliche Formen. Die hellblaue
Brilleneinfassung warf unruhige Schatten auf ihre trübfarbenen Augen, während sie mich schweigend ansah. Irgendwann jetzt gleich, stellte ich
mir vor, würde sie irgendwo im Hintergrund auf einen Gong schlagen, und ich
würde mich in irgend etwas unaussprechlich
Schleimiges, sich auf dem Boden Krümmendes verwandeln.
»Lieutenant
Wheeler, nicht wahr?« sagte sie mit einer Stimme, die ebenso langweilig war wie
ihre Figur.
»Jawohl,
Lieutenant Wheeler«, sagte ich nachdrücklich. »Ich möchte Mr. Starke sprechen.«
»Das
ist nicht möglich.« Ich spürte deutlich einen Unterton von Triumph in ihrer
Stimme. »Er ist nicht da.«
»Aha«,
sagte ich und überlegte einen Augenblick. Dann sagte ich: »Nun, einer der anderen
Burschen würde mir auch genügen.«
Ihre
Augenbrauen ragten über den oberen Brillenrand.
»Was
für
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