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Gefahrenzone (German Edition)

Gefahrenzone (German Edition)

Titel: Gefahrenzone (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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»gewisse Örtchen« befinde. Dieser erklärte ihm, dass er dazu nur an der Küche vorbeigehen müsse. Auf der Toilette schloss er sich in eine Kabine ein, setzte sich und begann, in aller Eile seinen Unterarmverband abzuwickeln.
    Dieser war keinesfalls eine Finte. Seine verletzte Hand war ganz real und schmerzte entsetzlich. Einige Monate zuvor hatte man sie mit einem Hammer zerschmettert. Seitdem hatte er drei Operationen über sich ergehen lassen müssen, in denen man seine Knochen und Sehnen einigermaßen wiederhergestellt hatte. Trotzdem hatte er in der ganzen Zeit nicht eine einzige Nacht beschwerdefrei verbracht.
    Auch wenn der Verband keine Attrappe war, diente er doch noch einem zusätzlichen Zweck. Beim Verbinden hatte Clark zwischen den beiden Schienen, die seinen Zeige- und Mittelfinger fixierten, auf raffinierte Weise eine kleine Spritze versteckt. Sie war so positioniert, dass er deren schmale Spitze durch den Verband nach außen stoßen konnte. Dabei wäre der Verschluss der Injektionsnadel abgesprungen, die er danach in die Zielperson hätte stechen können.
    Das wäre jedoch der weniger günstige Plan B gewesen. John hatte sich stattdessen für Plan A entschieden.
    Er holte die Spritze aus ihrem Versteck und steckte sie in die Tasche. Dann wickelte er den Verband vorsichtig wieder um seine verletzte Hand.
    Der Injektor enthielt zweihundert Milligramm einer ganz speziellen Form des Succinylcholin-Gifts. Diese Dosis konnte man der Zielperson entweder direkt injizieren oder auf irgendeine Weise in ihr Essen schmuggeln. Beide Methoden waren absolut tödlich. Trotzdem war die Injektion verständlicherweise die effizientere Verabreichungsmethode.
    John verbarg die Spritze in seiner linken Hand und verließ die Toilette.
    Sein Timing war jedoch alles andere als perfekt. Er hatte gehofft, genau zu dem Zeitpunkt an der Küche vorbeizukommen, wenn der Kellner mit den Hauptspeisen für die drei Araber heraustreten würde. Als er jedoch zum Kücheneingang kam, war der Gang vollkommen leer. John tat so, als würde er die Bilder an den Wänden und den vergoldeten Stuck an der Decke betrachten. Schließlich erschien der Kellner. Auf der Schulter trug er ein Tablett voller abgedeckter Speiseteller. John stellte sich ihm in den Weg und verlangte, er solle das Tablett absetzen und den Küchenchef rufen. Der Kellner verbarg seine Wut hinter einer aufgesetzten Höflichkeit und tat, wie ihm geheißen.
    Als der Mann hinter der Schwingtür verschwunden war, deckte John in aller Eile die Speiseteller auf, fand das Kalbfleischgericht und spritzte das Gift aus dem Injektor direkt in die Mitte der dünnen Bratenscheibe. Zwar waren auf der Soße kurzzeitig einige durchsichtige Bläschen zu sehen. Das allermeiste Gift steckte jetzt jedoch im Fleischstück selbst.
    Als der Küchenchef einen Augenblick später erschien, hatte Clark den Teller bereits wieder abgedeckt und die Giftspritze in der Hosentasche verstaut. Er dankte dem Koch für das ausgezeichnete Abendessen, während der Kellner in aller Eile die Speisen zum Tisch der Araber brachte, damit diese sich nicht beschwerten, ihr Essen sei kalt.
    Minuten später zahlte John seine Rechnung und machte sich zum Gehen bereit. Sein Kellner brachte ihm den Regenmantel. Als er ihn anzog, schaute er kurz zur Zielperson zwei hinüber. Der Libyer verspeiste gerade den letzten Rest seines Kalbs-Külbastis. Er war in ein Gespräch mit seinen omanischen Begleitern vertieft.
    Als Clark in die Hotellobby hinunterging, lockerte sich Zielperson zwei die Krawatte.
    Zwanzig Minuten später stand der fünfundsechzigjährige Amerikaner unter seinem Schirm im Büyük ş ehir-Belediyesi-Park direkt gegenüber dem Hotel und beobachtete, wie ein Krankenwagen heranbrauste und an dessen Eingang hielt.
    Das Gift war absolut tödlich. Kein Sanitätsauto der Welt hatte in seiner Arzneimittelbox dafür ein Gegengift.
    Zielperson zwei war entweder bereits tot oder sie würde es in kurzer Zeit sein. Die Ärzte würden annehmen, er habe einen Herzinfarkt erlitten. Es würde also höchstwahrscheinlich keine weitere Untersuchung geben. Auf keinen Fall würde man die anderen Gäste des Tu ğ ra befragen, die zufälligerweise zum Zeitpunkt dieses unglücklichen, aber völlig natürlichen Ereignisses im Restaurant gegessen hatten.
    Clark wendete sich ab und ging zur Muvezzi-Straße hinüber, die fünfzig Meter weiter westlich lag. Dort nahm er ein Taxi und bat den Fahrer, ihn zum Flughafen zu bringen. Er hatte kein

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